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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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von gestern Abend mit all seiner Herzlichkeit.
    Es muss am Telefon gelegen haben, dachte Milla.
    Sie gingen in die Küche, packten seinen Rucksack. »Ich habe im Moment kein Auto, würde es dir etwas ausmachen, wenn wir mit deinem fahren?«
    »Natürlich nicht.«
    Auf dem Weg zum Leeukop bemerkte sie, dass er stiller war als sonst, obwohl er ihre Hand hielt. »Wie war dein Tag?«, fragte sie.
    »Ich hatte viel zu tun«, antwortete er.
    Er war einfach müde. Natürlich war er das, denn sie hatten nicht viel geschlafen, und vielleicht hatte er einen schweren Tag hinter sich. Sie wusste nicht einmal, was er machte.
    |341| Erleichtert drückte sie seine Hand und sagte: »Wenn du dich lieber entspannen möchtest? Wir müssen nicht unbedingt auf den Berg steigen.«
    Er lachte, liebevoll und dankbar. »Danke dir, aber so beschäftigt war ich nun auch wieder nicht.«
     
    »Sie haben das Auto geparkt. Jetzt steigen sie auf den Berg. Was sollen wir tun?«, fragte der Agent.
    Quinn wog das Für und Wider ab. »Bleiben Sie beim Wagen, wir wollen nichts riskieren.«
    »Okay«, sagte der Agent dankbar.
    Das ist der dritte Tag, an dem Becker mit ihr irgendwo hingeht, an einen öffentlichen Ort, dachte Quinn. Mied er die Wohnung absichtlich? Vermutete er, dass sie abgehört wurde?
     
    Sie saßen nebeneinander auf einem Felsen, jeder ein Glas Champagner in der Hand, das Essen vor ihnen ausgebreitet. Der Mond glänzte wie eine Silbermünze. Seepunt und Groenpunt lagen vor ihnen, die Stadt rechts. Die N1 wand sich wie eine glitzernde Schlange in Richtung der dunklen Hottentots-Hollandberge. Außer ihnen waren noch andere Leute auf dem Gipfel, kleine Gruppen, die sich, genau wie sie, gedämpft unterhielten.
    Er erzählte ihr von dem Artikel in
Die Burger
, über die britischen Wissenschaftler, die glaubten, der Mensch sei evolutionär am Ende angelangt, weil es im Grunde keine natürliche Auslese mehr gebe. Er fand diese Sichtweise interessant, war aber nicht ganz damit einverstanden.
    Dann wurde er still, und Milla versuchte, ihn weiter über seinen Tag und seine Tätigkeiten auszufragen, doch er rückte etwas von ihr ab und erwiderte ausweichend: »Milla, ich muss dir etwas erzählen.«
    Sie merkte, wie ernst es ihm war. »Was denn?«, fragte sie und griff nach ihren Zigaretten.
    »Ich muss ein wenig überlegen, Milla, damit ich die richtigen Worte finde. Das bin ich dir schuldig.«
    |342| »Raus mit der Sprache«, forderte sie, plötzlich besorgt wegen des Wortes »schuldig« und seiner möglichen Bedeutung.
    Er sah ihr Unbehagen und streckte die Hand nach ihr aus, ließ sie aber wieder sinken, als hätte er es sich anders überlegt.
    »Am Freitag habe ich in Durbanville am Automaten Geld abgehoben. Da habe ich das Schild der Tanzschule gesehen. Ich hatte vor fünf Jahren zum letzten Mal getanzt. Auf meine Nachfrage hin sagte man mir, es finde ein geselliger Abend statt und ich könne als Gast teilnehmen. Und dann habe ich dich gesehen. Und mit dir getanzt. Und nachdem ich mich gesetzt hatte, wurde mir klar, dass ich … gerne noch öfter mit dir tanzen wollte. Und dann, am Montagabend, habe ich dich ganz zufällig wiedergesehen …«
    »Warum hast du es nicht getan?« Sie verstand auf einmal. Er wollte die Bremse ziehen. Nachdem er mit ihr geschlafen hatte. Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme verächtlich klang.
    »Wie meinst du das?«
    »Warum hast du am Freitagabend nicht noch einmal mit mir getanzt?«
    »Das wollte ich dir gerade erklären. Die Umstände waren für mich nicht günstig …«
    »Umstände? Welche Umstände?« Sie wurde jetzt wütend über seinen Verrat, seine lahme Ausrede.
    Er wog seine Worte sorgfältig ab. »Ich glaube, du verstehst nicht, was ich dir sagen will. Ich will nicht aufhören, mich mit dir zu treffen. Das könnte ich gar nicht. Aber ich stehe unter einem gewissen Zeitdruck, Milla. Es hat mit den Leuten zu tun, die mir mein Geld gestohlen haben. Es wäre besser, wenn wir uns in den nächsten paar Tagen nicht sehen würden, und ich möchte dir gerne erklären warum. Ich will dich nicht in Gefahr bringen.«
    »Uns nicht sehen? Und inwiefern in Gefahr?«
    »Kann ich dir die ganze Geschichte erzählen, von Anfang an?«
    Sie sah erst ihn an und dann das Päckchen Zigaretten, das sie noch immer in der Hand hielt. Sie nahm eine Zigarette heraus, |343| inhalierte tief und blies den Rauch langsam aus. »Erzähl«, sagte sie.
    »Lässt du mich ausreden, bis ich fertig bin?«
    Sie nickte.
    Er stellte

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