Rote Spur
verloren«, antwortete sie sachlich, denn sie wusste, dass es nichts zu beschönigen gab.
Lange schwieg er, dann seufzte er. »Wo?«
»Im Kompanjiestuin. Der Park hat einfach zu viele Ausgänge. Die Kollegen suchen noch nach ihm, aber ich glaube nicht, dass sie ihn finden.«
»Hat er uns gesehen?«
»Ja, wir glauben schon. Das war wohl ein Teil des Problems.«
Quinn versuchte, die neuen Informationen einzuordnen. »Ich komme.«
Missmutig legte Masilo die mildernden Umstände dar: die späte Stunde, die verlassenen Straßen, die Tatsache, dass Becker zu Fuß war und ahnte, dass man ihm folgte.
Mentz blieb merkwürdig ruhig. »Spielt das denn wirklich eine Rolle? Jetzt, wo die CIA weiß, dass wir von ihm wissen?«
»Höchstwahrscheinlich nicht. Ich wundere mich nur darüber, dass er immer noch so erpicht darauf ist, unsere Observationsteams abzuschütteln.«
»Die Amerikaner haben wohl ihre eigenen Pläne.«
»Ja, aber ich durchschaue sie nicht. Ich habe noch einmal alle Protokolle und Berichte durchgelesen, und es gibt nur ein Szenario, das mir plausibel erscheint.«
»Und das wäre?«
Der Anwalt zog seine Notizen zu sich hin. »Aus den Unterlagen geht hervor, dass Becker am zwölften September von |349| Bagdad aus nach London und noch am selben Abend weiter nach Johannesburg geflogen ist, wo er am Morgen des dreizehnten September eintraf. Laut Polizeibericht wurde sein Mietwagen um kurz vor neun an demselben Morgen in Sandton gestohlen. Am achtzehnten September rief er zum ersten Mal bei Shabangu an und verlangte sein Geld. Ihre Gespräche drehten sich ausschließlich darum. Zudem haben wir eine Aufnahme vom sechsten Oktober, als Osman zu Suleiman Dolly in der Chamberlainstraat sagte: ›Shabangu hat ihm gegenüber behauptet, ich hätte sein Geld. Ich oder Tweetybird.‹ Angenommen, der Autodiebstahl war nicht fingiert. Sehen wir uns einmal den Inhalt seiner Gespräche mit Shabangu und Osman an. Er lässt eigentlich nur eine logische Schlussfolgerung zu: Irgendetwas muss sich in dem gestohlenen Wagen befunden haben. Irgendetwas, was Becker und die CIA sehr gerne zurückhaben möchten. Aber es geht nicht um Geld.«
Mentz nickte gemessen.
Jemand klopfte an die Tür von Masilos Büro. »Herein!«
Quinn steckte seinen Kopf herein. Er sah Mentz und grüßte: »Guten Morgen, Mevrou.«
»Guten Morgen, Quinn.«
»Soll ich später noch einmal wiederkommen?«
»Nein«, sagte Masilo. »Gibt es etwas Neues?«
»Es geht um Miss Jenny. Sie ist dabei, eine Reihe von Berichten und Dateien im System zu öffnen.«
»Welche?«
»Shabangu, der Höchste Rat, Pagad, Tweetybird, Organisiertes Verbrechen. Es ist, als verfolge sie eine Spur.«
Mentz reagierte als Erste und sagte: »Das sind gute Nachrichten. Sie tut das für ihn. Für Becker. Das bedeutet, dass er sie erneut kontaktieren wird.«
Das PIA-Team, das Shahid Latif Osman verfolgte, stand ein paar Straßen von der Coronationstraat-Moschee entfernt neben dem Gelände der Zonnebloem-Mädchenschule, da sie Osmans |350| strenggeregelten Tagesablauf kannten und wussten, dass ein GPS-Sensor an seinem Auto befestigt war.
»Scheiße!«, fluchte der Agent mit dem Fernglas plötzlich.
»Was denn?«, fragte der Fahrer.
»Lass den Motor an.«
»Was siehst du?«
»Da ist so ein Typ – Herrgott, ruf Quinn an, der Typ hat gerade Osman entführt! Fahr los!«
»Haltet genügend Abstand!«, befahl Quinn. »Wir verfolgen ihn über den Sender.«
Er beobachtete den blinkenden Pfeil auf dem Stadtplan von Kapstadt und sah, wie sich Osmans Auto in Richtung Woodstock bewegte.
»Können Sie den Mann beschreiben?«
»Ein Weißer, dunkelhaarig, das ist alles, was ich erkennen konnte.«
»Ich schicke Ihnen ein Foto aufs Handy. Überprüfen Sie, ob Sie den Mann wiedererkennen.« Quinn nickte der Agentin neben ihm zu, damit sie das Bild übermittelte.
»Roger.«
»Es kann einen Moment dauern, wir müssen das Bild erst verkleinern.«
»Roger.«
Quinn verfolgte die Route des Autos auf dem Bildschirm. Es sah so aus, als seien sie unterwegs in die Chamberlainstraat. Warum?
Doch der Pfeil bewegte sich in nördlicher Richtung über die Melbournestraat an den möglichen Abzweigungen vorbei bis nach Victoria.
Wohin waren sie unterwegs?
Quinn sagte ins Handy: »Das Foto ist versendet. Geben Sie Bescheid, wenn Sie es erhalten haben.«
Auf dem Bildschirm folgte Osmans Auto der Pleinstraat und bog dann rechts ab in die Albertstraat.
|351| In Richtung N1?
»Es könnte
Weitere Kostenlose Bücher