Rote Spur
Und er hat sich gefragt, ob die Vereinigten Staaten bereit wären, unsere junge Demokratie zu unterstützen, indem sie uns ihre Technik zur Verfügung stellen. Um das Schiff zu orten, natürlich.«
Burzynski nickte gemessen, als müsse er über die Frage nachdenken. »Janina, wie Sie wissen, ist die Regierung der USA und insbesondere die CIA sehr daran interessiert, die Freundschaft zu unserem geschätzten Bündnispartner Südafrika zu erhalten und zu festigen. Wenn wir irgendwie helfen können, tun wir unser Möglichstes, wie immer. Aber ist Ihnen klar, welchen Einsatz an Manpower und Ressourcen eine Satellitensuche kosten würde? Insbesondere, wenn das Schiff den LRIT-Transmit ter nicht eingeschaltet hat. Der Trawler ist seit Wochen von der Bildfläche verschwunden, und Zeit ist Geld.«
»Bitte klären Sie mich auf.«
»Wir müssten mit einer weltweiten Suche rechnen, Janina. Sie könnten überall sein. Die Logistik wäre immens.«
»Ich verstehe …«
»Ich sage nicht, dass wir Ihnen nicht helfen können. Aber um … sagen wir, meine Vorgesetzten zu motivieren, brauche ich mehr Informationen.«
»Selbstverständlich. Deswegen hat der Minister dieses Schreiben hier aufgesetzt.« Sie schob es Burzynski über den Tisch hinweg zu. »Wie Sie sehen werden, hat er erklärt, dass der Fall sowohl von nationalem als auch von internationalem Sicherheitsinteresse ist, mit höchster Dringlichkeitsstufe.«
»Und?«
»Er drückt seinen tiefen, aufrichtigen Dank aus.«
»Ist registriert. Aber bei allem Respekt, Janina, wir brauchen mehr als das.«
|336| »Zum Beispiel?«
»Art und Umfang der Bedrohung. Besonders in internationaler Hinsicht.«
»Leider sind wir momentan nicht in der Lage, Ihnen weitergehende Informationen zu geben. Doch wenn Sie uns helfen, das Schiff zu finden und wir auf irgendwelche, für die CIA relevante Informationen stoßen, gebe ich Ihnen mein Wort, dass wir sie an Sie weiterleiten.«
»Janina, so kommen wir nicht weiter.«
»Wie schade. Ich dachte, das wäre eine gute Gelegenheit für die CIA … unser Vertrauen zurückzugewinnen.«
»Ich kann Ihnen nicht folgen.«
»Oh, ich bin mir sicher, dass Sie das können, aber das spielt jetzt keine Rolle. Darf ich Sie bitten, unser Anliegen an Langley weiterzuleiten?«
»Gibt es Unstimmigkeiten, von denen ich nichts weiß, Janina?«
»Ich habe keine Ahnung, was Sie wissen und was nicht, Bruno. Werden Sie unser Ersuchen weiterleiten?«
»Natürlich. Ich werde mein Möglichstes tun.«
»Besten Dank.«
62
Zwischen Milla und der Wirklichkeit lag eine gewisse Distanz, ein weiches Kissen, ein leichter Nebel. Ihr Körper spürte ihn noch, sie konnte ihn noch riechen und schmecken. Seine Worte, seine Erzählungen klangen noch in ihr nach.
Oom Theunie kam zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ist alles in Ordnung?«
Sie reagierte verzögert, blickte auf und lächelte. »Oh, ja.«
»Du wirkst ein bisschen abwesend heute Morgen.«
»Kann gut sein.«
Und sie dachte: So fühlt es sich also an, verliebt zu sein. Mit vierzig.
|337| »Wir haben Becker verloren«, gestand der Agent.
»Wie konnte das denn passieren?«, fragte Quinn und versuchte, sich seine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Am Flughafen. Er hat den Wagen zu Tempest Car Hire zurückgebracht und ist dann zum Abflugterminal gegangen. Damit hatten wir nicht gerechnet, und als wir schließlich dort ankamen, war er verschwunden.«
»Wie lange ist das her?«
»Fünf … sechs Minuten. Die Schlangen vor den Schaltern sind lang, Meneer, aber er hat sich nirgendwo angestellt. Ich glaube nicht, dass er ein Flugzeug bestiegen hat. Er muss das Gebäude durch einen anderen Ausgang verlassen haben.«
»Das bedeutet, dass er Sie gesehen hat.«
»Nein, Meneer, das ist unmöglich!«
»Suchen Sie weiter. Ich melde mich gleich wieder.«
Quinn stieß einen Fluch aus und eilte zu Rajkumars Team hinüber. Er wollte wissen, ob Becker ein Flugticket gekauft hatte, und wenn ja, warum sie nichts davon wussten.
»Verdammt, Quinn!«, fluchte Masilo.
Quinn wusste, unter was für einem immensen Druck sein Chef stand. Mit ruhiger Stimme versprach er: »Wir werden ihn kriegen.«
»Ja, das werden Sie. Denn ich gehe nicht ins Büro dieser Frau und beichte, dass wir nicht wissen, wo er ist.«
»Wir werden ihn kriegen, denn wir haben einen Anhaltspunkt«, sagte Quinn leise.
»Welchen?«
»Miss Jenny. Er hat die Nacht bei ihr verbracht. Dort fangen wir ihn ab.«
»Da wäre ich mir
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