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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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instinktiv gewehrt. Und das war gut so.
    Sie klammerte sich an diese positiven Gedanken und versuchte, sich an andere zu erinnern, die sie in ihrem Tagebuch aufgezeichnet hatte:
Heute Morgen habe ich ein Stück von mir zurückgewonnen. Ich habe die Angewohnheit, meine Ängste zu unterdrücken und mich selbst nicht ernst zu nehmen. Und dann
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seltsame Dinge zu tun.
Und:
Milla, die in die Enge getriebene Katze, macht seltsame Sprünge, doch meistens ist mir gar nicht klar, dass man mich in die Ecke getrieben hat.
    Sie beschloss, ihre Ängste nicht mehr zu unterdrücken. Sie würde ihre Beklemmung nicht länger leugnen, aber nicht mehr so unüberlegt reagieren. Sie würde die Wahrheit suchen, einen Plan schmieden, und, in den Worten von Lukas Becker und Voltaire, das Blatt, das ihr das Leben ausgeteilt hatte, klug ausspielen.
    Über eine Stunde lang saß sie so da, eine einsame Gestalt an einem weitläufigen Strand.

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    »Sie ist aufgestanden und geht jetzt zurück in Richtung ihres Autos«, berichtete der Agent.
    »Hat sich ihr niemand genähert?«, fragte Quinn.
    »Nein, niemand. Warten Sie … Sieht so aus, als würde sie telefonieren …«
    Quinn drehte sich zu einem seiner Mitarbeiter in der Leitstelle um. »Ich will das Gespräch mithören.«
    Der Techniker nickte und nahm die nötigen Einstellungen vor.
    »Ja, sie hält das Handy ans Ohr«, bestätigte der Agent am Strand von Milnerton.
    Millas Stimme ertönte über Lautsprecher. »Hier ist Milla Strachan, könnte ich bitte mit Gus sprechen?«
    »Einen Augenblick«, antwortete eine unbekannte Stimme.
    Musik dudelte.
    »Ich will wissen, wessen Nummer das ist«, sagte Quinn, an sein Team gewandt.
    »Hallo, Milla, wie geht’s dir?«, fragte eine Männerstimme.
    »Gut, danke. Ich brauche deine Hilfe, Gus.«
    »Sag bloß, Christo macht dir Schwierigkeiten?«
    »Nein, nein, es geht um meine Arbeitsstelle. Am ersten September |365| habe ich bei der PIA angefangen, der Presidentiële Intelligensie-agentskap. Ihre Büros …«
    »Wie bitte, bei diesem Nachrichtendienst, den Spionen?«
    »Ja. Die Adresse ist …«
    »Die haben dich als Spionin angeheuert?«
    »Nein, ich habe Berichte zusammengestellt. Die Büros befinden sich in den Wale Street Chambers, an der Ecke Waalstraat Langstraat.«
    »Augenblick, ich notier’s mir.«
    Jemand flüsterte Quinn zu: »Es ist die Nummer einer Anwaltskanzlei in Durbanville. Smuts, Kemp und Smal.«
    »Funken Sie eines der Verfolgerteams an, sie sollen sofort dorthinfahren.«
    »Okay«, sagte die Männerstimme über Lautsprecher.
    Dann wieder Milla: »Ich schicke dir eine SMS mit der Nummer der Zentrale und dem Namen eines der stellvertretenden Direktoren, um den es hier geht. Mitarbeiter der PIA sind heute Morgen in meine Wohnung eingebrochen und haben meinen Laptop und alle meine Tagebücher gestohlen. Ich will sie wiederhaben, Gus.«
    »Jesses!«, flüsterte irgendjemand in der Leitstelle.
    Quinn bat mit erhobener Hand um Stille. Es war die Ruhe in Millas Stimme, die die Zuhörer am meisten beunruhigte.
    »Und dann brauche ich jemanden, der die Mikrofone entfernt, die sie angebracht haben.«
    »Verdammt, Milla!«, fluchte der Mann, den Milla mit »Gus« angesprochen hatte. Dann stieß er ein kurzes, lautes Lachen aus.
    »Außerdem solltest du wissen«, fuhr Milla fort, »dass dieser Anruf höchstwahrscheinlich abgehört wird, aber das spielt jetzt im Grunde keine Rolle mehr. Ich will meine Sachen wiederhaben, und je aufsehenerregender und öffentlicher der Rückforderungsprozess wird, desto besser. Ich will ihnen keine Chance geben, sich heimlich herauszuwinden, Gus.«
    »Eine einstweilige Verfügung ist sehr öffentlich, Milla. Und wenn du willst, kann ich einen meiner Freunde bei Media24 anrufen. |366| Dir muss aber klar sein, dass es dann morgen in der Zeitung steht.«
    »Dann lass mich nur vorher Barend anrufen und ihn warnen, dass er morgen etwas über seine Mutter in der Zeitung lesen kann.«
     
    Masilo berichtete Mentz von Miss Jennys Anruf bei Rechtsanwalt Kemp und fügte abschließend hinzu: »Sie hat ihm per SMS meinen Namen geschickt. Ich glaube, sie nimmt es mir persönlich übel, dass ich ihr von Beckers Schandtaten erzählt habe.«
    Er wartete auf ihren Wutausbruch, doch er blieb aus.
    Mentz starrte ihn einige Zeit an. Dann sagte sie kalt: »Die Amerikaner belügen uns.«
    Es dauerte einen Moment, bis er ihrem Gedankensprung gefolgt war. »In welcher Hinsicht?«
    »In Bezug auf das Wetter im Nordatlantik. Das

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