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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Wie Lukas ihr geraten hatte, hielt sie Ausschau nach anderen, die ebenfalls schnell gingen oder rannten. Sie solle sich die Personen einprägen: Hautfarbe, Geschlecht, Kleidung, Größe, Aussehen.
    Nein, da war niemand.
    Sie rannte bis zur Ecke und wandte sich nach links.
     
    |375| »Nichts?«, fragte Quinn am Handy.
    »Das ist ein großes Einkaufszentrum«, erwiderte der Agent. »Und wir sind nur zu viert.«
    »Suchen Sie weiter.«
    »Was sagt ihr Handy?«
    »Wir vermuten, dass sie es im Auto gelassen hat.«
     
    Zuerst kaufte sie ein hellrotes Kopftuch und eine weiße Jacke. Sie bat um die größte Einkaufstüte, die sie hatten. Dann erstand sie eine große weiße Sonnenbrille.
Wenn du kein Bargeld hast, nimm deine Kreditkarte. Das spielt jetzt auch keine Rolle mehr.
    Dann kaufte Milla ein Handy.
    Wo ist dein Handy?
    Im Auto.
    Gut. Lass es dort. Kauf ein neues. Sie werden dich nach deinem Ausweis fragen, dann sagst du einfach, du bringst ihn morgen vorbei, es sei ein Notfall, dein Handy sei gestohlen worden und du müsstest dringend deiner Familie Bescheid sagen. Kauf auch ein Ladegerät fürs Auto. Dann suchst du dir eine Stelle irgendwo in einem Geschäft, von wo aus du den Eingang beobachten kannst, irgendwo, wo nicht viel los ist.
    Sie ging hinunter in die Tiefgarage, bis ganz nach hinten durch. Sie legte die Schachtel mit dem Telefon auf die Kofferraumhaube eines blauen Mazdas, öffnete sie und setzte den Apparat zusammen.
    Normalerweise ist der Akku so weit aufgeladen, dass er ungefähr zwei Stunden hält.
    Als sie fertig war, schickte sie die SMS. HABE HANDY. JETZT SCHRITT ZWEI. Sie band das Kopftuch um, setzte die Sonnenbrille auf und zog die Jacke über.
     
    Im Supermarkt kaufte sie rasch das Nötigste – eine Zahnbürste, Bodylotion, farblosen Lippenstift, Wimperntusche und Deo. Einen Notizblock und einen Stift. Sie fragte einen der Packer, wo sie ein Minibustaxi finden könne.
    |376| »In welche Richtung?«, fragte er amüsiert zurück.
    »Richtung Bellville.«
    »Oben am Durbanweg, bei der Engen-Tankstelle. Aber es ist ein Stück zu laufen.«
    »Egal. Vielen Dank.«
    Der Ausgang bei der Willowbrigde war heikel, denn es führte nur ein Weg hin und zurück.
    Kauf etwas, mit dem du dein Aussehen veränderst, einen Pullover oder eine Jacke in einem hellen Farbton. Und eine große Einkaufstüte, irgendetwas, womit du deine Silhouette verformen kannst. Versuch auch, anders zu gehen, langsamer, mit gesenktem Kopf, als wärst du müde, unterwegs nach Hause. Blick nicht zurück, sieh dich nicht um, geh einfach vor dich hin.
    Sie brauchte über eine Viertelstunde bis zur Tankstelle. Dort standen drei Taxis. Sie ging zum letzten in der Reihe. »Wohin fahren Sie?«, fragte sie den jungen Kontrolleur.
    »Ist das eine philosophische Frage, oder wollen Sie wirklich mitfahren, Mevrou?«

68
    Sie fuhr von Bellville aus mit der Bahn in die Stadt.
    Nachmittags waren nur wenige Leute in dieser Richtung unterwegs. Wie Lukas ihr geraten hatte, suchte sie sich das vollste Abteil aus. Sie hielt die Augen zu Boden gerichtet und die Handtasche mit beiden Händen auf dem Schoß umklammert. Die meisten Passagiere waren junge Männer. Milla dachte an den Bericht über das Organisierte Verbrechen.
    Sie schrieb eine SMS an Lukas: SITZE IM ZUG.
    Minuten später kam seine Antwort: WARTE VOR DEM BAHNHOF AN DER ADDERLEY. BLAUER CITI GOLF.
    Sie antwortete: OK.
    Dann steckte sie das Handy in die Handtasche, beugte sich vor und fragte sich erneut, wie er wohl reagieren würde, wenn sie im alles erzählte.
     
    |377| »Wir finden Sie nicht«, gestand der Agent Quinn.
    »Was ist mit den Videokameras? Ich rufe jetzt bei der Leitung des Einkaufszentrums an und bitte sie, Ihnen die Aufnahmen zur Verfügung zu stellen. Sie muss dort irgendwo sein, ihr Auto steht noch auf dem Parkplatz, und das Handy liegt darin. Aber zwei von Ihnen müssen weitersuchen. Was ist mit den Umkleidekabinen?«
    »Das ist schwierig.«
    »Nein, ist es nicht. Suchen Sie.«
     
    Milla musste nicht lange warten, bis der blaue Citi Golf vor ihr anhielt. Der Lack war stumpf, ausgeblichen und mit Rost gesprenkelt, die Karosserie verbeult. Sie bückte sich, erkannte Lukas unter der Baseballkappe, öffnete die Tür und stieg ein.
    Er fuhr sofort los, streckte aber die Hand nach ihr aus, berührte sie und sagte mit einem Blick auf das Kopftuch und die Sonnenbrille grinsend: »Mata Hari Strachan.« Sie sah die Anspannung auf seinem Gesicht und machte sich Vorwürfe. Sie

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