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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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drückte fest seine Hand und sagte: »Es tut mir leid.«
    »Nein, Milla, mir tut es leid«, erwiderte er, ohne den Blick von dem dichten Verkehr abzuwenden.
    »Lukas, es gibt ein paar Dinge, die du nicht weißt.«
    Er schaute sie flüchtig und sorgenvoll an.
    Dann erzählte sie ihm alles, von Anfang an.
     
    In den letzten Ausläufern des Berufsverkehrs fuhren sie in Richtung Blouberg. Sie kamen am Milnertonstrand vorbei, wo sie sich vor ein paar Stunden ausgeruht hatte, doch sie bemerkte es kaum. Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus, und ab und zu verhaspelte sie sich, weil der Druck, ihm alles zu gestehen, einfach zu groß war. Die Sonne ging allmählich über dem Meer unter. Lukas’ Miene in dem sanften Licht sah unbewegt aus. Schweigend hörte er zu, sah sie nicht an.
    Als sie fertig war, sagte er nur: »Milla …«, mit resigniertem Erstaunen.
    |378| Sie fühlte sich erleichtert, von einer Last befreit, und wartete gespannt auf seine Reaktion. Doch sie ließ auf sich warten.
    Seufzend sagte er schließlich: »Ich arbeite nicht für die CIA, und ich habe nichts mit dem Tod von Julius Shabangu zu tun.«
    »Ich glaube dir«, sagte sie und fragte dann: »War es ein Zufall, Lukas, dass du in die Tanzschule gekommen bist?«
    »Ja.«
    »Und am Montagabend?«
    In einer Geste der Hilflosigkeit hob er die Hand vom Steuer.
    Sie wartete und erkannte immer deutlicher, wie erschöpft er war.
    »Eines Abends in New York«, begann er leise, »habe ich einmal an eine Freundin von der Universität gedacht. Zufällig, ich habe mich gefragt, was aus ihr geworden war. Am nächsten Tag traf ich sie auf der Lexington Avenue. Wie hoch stehen die Chancen? Ich kann es nicht erklären.«
    Sie wusste, was er zu sagen versuchte. »Ich weiß.«
    »Es ist einfach passiert.«
    »Denkst du noch an sie?«, fragte sie, um die Atmosphäre aufzulockern.
    Es funktionierte. Lächelnd blickte er sie an. »Nicht mehr so oft.«
    »Du bist müde«, stellte sie fest.
    »Nein«, erwiderte er. »Ich stecke in der Scheiße. Und ich werde dir alles erzählen müssen, denn jetzt steckst du ebenfalls mit drin.«
     
    Um achtzehn Uhr dreißig informierte der Agent Quinn, dass sie sich das Videomaterial angesehen hätten. Sie hätten beobachtet, wie Milla um kurz nach vierzehn Uhr das Einkaufszentrum durch Eingang 8 betreten habe, und ihren Weg von dort aus mehr oder weniger verfolgen können. Am Kino hatte sie für einen Moment für Aufregung gesorgt und war dann an einer Kamera im großen Foyer vorbeigelaufen. Erst vierzehn Minuten später hätten sie gesehen, wie sie durch Eingang 6 auf der westlichen Seite hinausging. Eine letzte Kamera auf dem überdachten |379| Parkplatz war ihrer Spur gefolgt, offensichtlich nach draußen.
    Sie vermuteten, dass jemand sie dort abgeholt hatte.
     
    Lukas Becker erzählte Milla von der Entführung Shahid Latif Osmans.
    Das Ganze hätte eigentlich nach wenigen Stunden vorbei sein sollen, erklärte er: Er wollte Osman mit dessen Auto draußen vor der Moschee abfangen, ihn zum Golf bringen und damit weiterfahren, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Dann wollte er nach Blouberg fahren, Osman in dem gemieteten Haus an einen Stuhl fesseln und versprechen, ihn freizulassen, sobald er sein Geld zurückhätte.
    Anfangs war alles nach Plan verlaufen. Draußen vor der Moschee hatte Osman sich gehörig erschreckt, Lukas dann von einer früheren Begegnung vor seinem Haus wiedererkannt und sich ein wenig beruhigt. Nachdem er in seinen Toyota gestiegen und losgefahren war, hatte er unablässig wiederholt: »Shabangu lügt, ich habe Ihr Geld nicht.« Worauf Becker geduldig geantwortet hatte: »Dann werden Sie es besorgen müssen.«
    Das erste Problem war entstanden, als er Osman an den Bahngleisen in Woodstock aus seinem Auto gedrängt hatte. Beim Aussteigen hatte Osman mit einer Hand in seine Jackentasche gefasst. »Nein!«, hatte Becker geschrien und die Pistole auf Osman gerichtet, aber der Mann hatte sie ignoriert. Lukas musste ihn mit einem Hechtsprung zu Boden werfen, seine Hände festhalten und ihm den Lauf der Pistole gegen die Wange drücken.
    »Still liegenbleiben.«
    Osmans ganzer Körper war furchtbar angespannt gewesen, und er hatte ihn mit verzweifeltem Blick angesehen. Becker, der wusste, dass ihm die Zeit davonlief, hatte ihm die Jacke heruntergerissen, war aufgestanden und hatte die Taschen durchsucht. Er hatte nur ein Handy darin gefunden und es über den Zaun geworfen.
    |380| Da sprang Osman auf, doch

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