Rote Spur
Kunstgegenstände, Schmuck und so weiter. Irgendwie haben die Schmuggler jedoch Wind von der Sache bekommen und das Netzwerk ziemlich schnell aufgelöst. Und Ihr Mann, Becker, hat über Nacht Xe Services verlassen und den nächstbesten Flug nach Hause gebucht, über London …«
»Aha«, sagte Tau Masilo.
»Und noch etwas. Als Interpol und die US-Militärpolizei einige der verhafteten Schmuggler verhörten, erfuhren sie, dass Becker einen hohen Geldbetrag hatte mitgehen lassen, der den Syndikatbossen gehörte. In Pfund Sterling. Und offenbar hat das Syndikat Becker in Johannesburg aufgespürt, wo er ihnen die traurige Geschichte mit dem geklauten Auto und dem verlorenen |403| Vermögen auftischte. Es heißt, er habe sechs Wochen Zeit, um das Geld zurückzugeben, oder sie ziehen ihn aus dem Verkehr.«
»Jeso.«
»Jeso, kann man wohl sagen«, bemerkte Bruno Burzynski. »Und jetzt, wo diese Sache geklärt wäre, lassen Sie uns ein paar Extremisten fangen.«
»Meneer«, sagte ein anderer Agent, »ich habe hier einen Jarryd Januari am Apparat, er sagt, es sei dringend.«
»Stellen Sie ihn durch.« Quinn wartete, bis das Lämpchen aufleuchtete, und meldete sich. »Gibt es etwas Neues?«
»Ja. Mein Informant bei den Ravens hat gerade angerufen. Er hat gesagt, jemand hätte Terror Baadjies und seine Leute informiert, der Golf sei gesehen worden …«
»In Blouberg?«
»Ja«, antwortete der Informant erstaunt.
»Wo genau?«
»Der Kerl kam damit vom Parkplatz des Shopping Centers, Eden on the Bay. Sie konnten ihn nicht mehr abfangen, der Abstand war zu groß, aber sie sind jetzt alle auf dem Weg dorthin, jeder Gangsta auf der Vlakte.«
Quinn fluchte unterdrückt und drehte sich zu Mentz um. »Mevrou, ich möchte das Einsatzkommando nach Blouberg verlegen.«
»Tun Sie das.«
Ganz am Ende der FBI-Akte stolperte Masilo über einen Absatz, der ihn dazu bewog, sofort nach dem Telefon zu greifen und Mentz unter ihrer Durchwahl in der Leitstelle anzurufen.
»Mentz.«
»Becker arbeitet allein. Schmuggelt antike Kunstwerke, ich habe hier eine Akte vom FBI und einen Bericht von Interpol. Bitte sagen Sie Quinn, er hat drei falsche Namen mit den dazugehörigen Pässen.«
|404| »Ich notiere.«
»John Andreas, Dennis Faber …«
»Seine Eltern.«
»Wie bitte?«
»Das sind Varianten der Namen seiner Eltern.«
»Ja … Stimmt. Der letzte lautet Marcus Smithfield.«
»Ich richte es Quinn aus. Gibt es sonst noch etwas Neues?«
»Nein, noch nicht.«
Sie hatte Lukas am Telefon gefragt, wo er die Waffen herbekommen wollte. Zum ersten Mal hatte seine Stimme ärgerlich geklungen, ungeduldig, als sei sie ein lästiges Kind. »Mein Gott, Milla, fünf Jahre im Irak, da lernt man Leute kennen.« Dann hatte er barsch und kurz angebunden hinzugefügt: »Ich muss jetzt Schluss machen, ich komme zu dir, sobald ich kann.«
Nach dem Gespräch sank sie gekränkt auf einen Wohnzimmersessel. Es war doch nur eine Frage gewesen, er hätte wirklich nicht so mir ihr reden müssen. Sie war hin- und hergerissen zwischen Selbstmitleid und dem Versuch, Verständnis für seinen rüden Tonfall aufzubringen. Einerseits wäre sie vor Empörung am liebsten sofort gegangen, andererseits wollte sie auf keinen Fall zurück in ihre Wohnung. Sie wusste, dass sie dort auf sie warteten, diese Leute, die sie abgehört und die in ihren Tagebüchern geschnüffelt hatten. Sie wollte sie nie wiedersehen.
Doch sie würde zurückkehren müssen. Sie musste ihr Auto holen, und ihr Handy, auf dem bestimmt Anwalt Kemp eine Nachricht hinterlassen hatte, wer die Mikrofone aus ihrer Wohnung entfernen könne. Sie musste saubermachen und aufräumen, ihr Handy griffbereit, um Kemp anzurufen, falls sie sie noch einmal verhören wollten. Diesmal würde sie sich wehren. Sollten sie sie doch beschuldigen, sie hatte gegen kein Gesetz verstoßen.
Doch sie würde warten müssen, bis Lukas so weit war, bis er aus dieser anderen Welt zurückkehrte, wo man Waffen bekam, |405| weil man Leute kannte, wo Schiffe Schmuggelware transportierten, Autos gekapert und Taschen mit Geld gestohlen wurden. Die Männerwelt des Organisierten Verbrechens in Gauteng und auf der Kaapse Vlakte, die der Moslemextremisten. Der Armut, der Arbeitslosigkeit und der Drogen, eine Realität, der sie sich nur vage bewusst gewesen war, solange sie in ihrem Fort in Durbanville gelebt hatte, hinter Mauern und Sicherheitsanlagen, eine Scheinwelt, errichtet durch Unwissenheit, Verleugnung,
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