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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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desorientiert. Bei dem Versuch aufzustehen, zerriss ihre Bluse.
    Dann war Lukas bei ihr, zog sie hoch, drückte ihr die Handtasche in den Arm, schwang sich den Rucksack über die Schultern, griff die Segeltuchtasche und drang in das dichte Gebüsch ein. »Bleib einfach dicht hinter mir!«
    Sie umklammerte ihre Handtasche.
    Schüsse krachten, sie hörte Kugeln pfeifen, blickte sich um, konnte außer den dichten Blättern nichts sehen, schaute wieder nach vorn und folgte Lukas, der sich wie eine Schlange unter den Zweigen hindurchwand.
    Sie kroch hinterher.

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    »Es wird geschossen, ich wiederhole, es wird geschossen, das ist eine Gefahrenzone«, ertönte Mazibukos Stimme hoch und aufgeregt über Funk.
    »Stehen Sie unter Beschuss?«, fragte Quinn.
    »Nein, wir sind am Tor, kein Sichtkontakt, wir gehen jetzt rein …«
    Das dröhnend-laute Motorgeräusch des Militärfahrzeugs erfüllte die Leitstelle. »Zwei Mann am Boden, mitten auf der Straße, zwei farbige Männer.«
    »Scheiße!«, fluchte Quinn.
    »Terrors Leute«, vermutete Janina, die neben ihm stand.
    Jetzt hörten sie die Schüsse über Funk, unspektakulär, wie Feuerwerkskörper.
    »Eröffnen jetzt das Feuer!«, sagte Mazibuko. »Schwärmen aus …«
    Janina Mentz nahm Quinn das Funkgerät aus der Hand. »Ich will den Laptop, Tiger. Ich will ihn unversehrt.«
    »Roger. Ende.«
     
    Sie hörten, wie das Gewehrfeuer eskalierte, als sie auf halbem Weg die Düne hinunter waren, verborgen zwischen den Büschen und Bäumen. Lukas kroch dicht vor ihr, sie sah die Sohlen seiner Stiefel. Plötzlich blieb er still liegen und lauschte dem Knattern der Gewehre, das von zwei Seiten zu kommen schien.
    »Mein Gott«, sagte er und blickte sich zu ihr um. »Geht’s dir gut?«
    »Ja«, antwortete sie. Ihre Stimme klang fremd und zittrig. »Ja«, wiederholte sie, diesmal etwas fester. Damit gewann sie die Fassung wieder, und ein Gedanke durchdrang sie trotz des Schreckens – so fühlte es sich also an, in Lebensgefahr zu schweben.
    Er blickte wieder nach vorn und kroch schneller weiter. Milla schlängelte sich hinterher. Auf Händen und Armen hatte sie feine, blutige Kratzer.
     
    |412| In der Leitstelle herrschte Totenstille. Die Minuten verrannen.
    Endlich knisterte es in der Leitung. Geräusche und Stimmengewirr wurden laut. Mazibuko meldete sich aufgeregt: »Nummer siebenundzwanzig gesichert, wir haben einen Verwundeten, von sieben Gegnern sind fünf tot, zwei verletzt, einer davon schwer. Verdammt, Quinn, das sind noch halbe Kinder, farbige Jungs mit Halbautomatikgewehren … Wir haben den Laptop, aber er hat ein paar Schüsse abgekriegt. Keine Spur von Becker und der Frau, aber sie müssen bis vor kurzem noch hier gewesen sein, hier sind noch Essensreste, ein paar Kleidungsstücke, ein Handy. Ich glaube, sie sind zur Hintertür raus. Wir sichern jetzt den ganzen Komplex. Over.«
    »Der Computer«, sagte Mentz. »Ich will wissen, wie sehr er beschädigt ist. Aber holen Sie mir zuerst Raj.«
     
    Milla beobachtete, wie sich Lukas auf dem Grat der Düne aufrichtete und die Umgebung absuchte. Er blickte nach rechts.
    »Da«, sagte er gedämpft.
    Sie stand auf und starrte in dieselbe Richtung. Durch die Zweige sah sie das fünfhundert Meter weiter südlich gelegene Einkaufszentrum mit dem großen, weiß-roten Logo des Shoprite-Supermarkts hoch oben an der Wand. Unterhalb von ihnen wand sich ein Sandweg wie eine schneeweiße Schlange an der Flanke der Düne hinunter.
    Er fasste sie am Arm und sah sie sehr eindringlich an.
    Sie rang sich ein Lächeln ab und sagte: »Es geht mir gut.«
    Er zögerte noch einen Augenblick und nickte dann. »Wir werden rennen müssen.« Er drehte sich um und begann mit dem Abstieg, sich einen Weg durch das Gebüsch bahnend.
     
    »Er hat drei Neun-Millimeter-Kugeln abgekriegt«, stellte Major Mazibuko fest.
    »Können Sie erkennen, ob die Festplatte getroffen wurde?«, fragte Rajhev Rajkumar.
    »Ich weiß nicht …«
    |413| »Sie muss ungefähr sechs oder sieben mal vier oder fünf Zentimeter groß sein, das größte Ding, was Sie da drinnen sehen.«
    »In einer glänzenden Metallhülle?«
    »Genau.«
    »Yebo, sie hat was abgekriegt.«
    »Mist. Durchschuss?«
    »Nein, sie wurde auf der Vorderseite getroffen, wo die kleinen Drähte befestigt sind, die sind jetzt nicht mehr damit verbunden.«
    »Ist das alles? Sind nur die Drähte lose?«
    »Nein, sie ist auch irgendwie verborgen. Ich meine, die Hülle.«
    »Nur vorne?«
    »Yebo.«
    Rajkumar

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