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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Tee zu seinen belegten Broten holen.
    Er stand auf und ging in die Küche. Als er die Tür aufstieß, ertönte vom Empfang her Mildreds strenge Stimme: »Meneer Joubert!«
    Er blieb stehen wie angewurzelt.
    »Möchten Sie etwas zu trinken?«
    »Ja, einen Tee, aber ich hole ihn mir schnell selbst.«
    »Nein, Meneer, ich lasse ihn kommen«, antwortete sie in einem Ton, der keine Widerrede duldete.
    |481| Er ging zu ihr hin. »Danke. Und bitte sagen Sie Mat, nicht Meneer Joubert.«
    Sie reagierte nicht.
    In seinem Büro knöpfte er sich wieder das Handbuch vor. Eine schwarze Angestellte servierte ihm Tee auf einem Tablett und verließ hastig wieder sein Büro. Er holte die Sandwichs aus seiner Aktentasche, schenkte sich Tee ein und dachte daran, wie er jetzt bei der provinzialen Sondereinheit mit seinen Kollegen gemütlich in der Cafeteria gesessen hätte und mit spöttischen Bemerkungen über seine Gourmetpausenbrote bombardiert worden wäre.
    Er befolgte die Anweisungen im Handbuch. Fanus Delport, der Leiter der Bilanzbuchhaltung, hatte bereits unter dem Namen JF/Flint/02/10 ein Projekt für Tanja Flint angelegt und ihr Konto belastet
(Verwaltungskosten: R 600)
. Joubert stellte rasch Berechnungen an. Seine zwei Stunden plus die potentiellen Kosten von R 2100 für die Suche nach dem Handy ergaben bereits eine Gesamtsumme von fast R 4000. Und dabei hatte er noch gar nicht angefangen. Wenn man die drei oder vier Stunden addierte, die er heute noch an dem Fall arbeiten würde, ergäbe das bereits über sechstausend.
    Der Gedanke verursachte ihm Beklemmungen. Bei dem Tempo wäre ihr Geld längst aufgebraucht, bevor er den Fall gelöst hätte.
    Er würde sich beeilen müssen.
     
    Zuerst fuhr er zum Sportstudio, dem Virgin Active in Table View, und stellte sein Auto auf dem Parkplatz vor dem Polizeigebäude ab. Er stieg aus, lief um seinen Honda herum und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Kühlerfront. Vor ihm erstreckte sich das ausgedehnte Parkgelände, zur Zeit nur halb besetzt, dahinter lag das Sportstudio. Rechts befand sich die öffentliche Bibliothek. Hier und da waren Leute unterwegs zu ihren Autos. Ein Parkplatzwächter in hellgrünem Oberhemd schlenderte zwischen den Fahrzeugen entlang.
    |482| Danie Flint hatte das ABC-Depot in Woodstock am 25. November um siebzehn Uhr verlassen. Durch den Berufsverkehr um diese Zeit war er möglicherweise erst um achtzehn Uhr hier eingetroffen. Da musste es noch hell gewesen sein, denn zu dieser Jahreszeit ging die Sonne erst gegen zwanzig Uhr unter. Flint hatte seinen Audi irgendwo hier geparkt. Tanja meinte, er wäre gar nicht im Training gewesen. Seine Sporttasche lag noch auf dem Rücksitz. Hatte er sie absichtlich dort liegengelassen, nur seine Schlüssel, das Handy und das Portemonnaie mitgenommen, war ausgestiegen und weggegangen? In ein anderes Auto gestiegen? Wurde er ausgeraubt, bevor er die Tasche herausholen konnte? Denn der Audi war nicht abgeschlossen gewesen. Er steigt aus, wird überfallen, jemand nimmt ihm Schlüssel, Handy und Portemonnaie ab und rennt weg?
    Aber wo war dann Danie Flints Leiche?
    Nein, das ergab keinen Sinn.
    Viel zu nahe an der Polizeistation.
    Warum hatte er sein Auto gerade hier abgestellt, wenn er untertauchen wollte?
    Die einzige andere Möglichkeit war eine Entführung, aber warum ausgerechnet hier, vor der Nase der Bullen?
    War er in eine Auseinandersetzung geraten? War er ausgestiegen, hatte dabei aus Versehen die Fahrertür gegen ein anderes Auto geknallt … Oder hatte er etwas beobachtet, einen Streit, eine Diskussion? Vielleicht hatte er sich mit einem steroidgesteuerten, aggressiven Muskelprotz angelegt, der ihn angriff und so schwer verletzte, dass er in Panik geriet und ihn hastig in seinen Kofferraum packte?
    Um sechs Uhr nachmittags, bei hellem Sonnenschein, während die Leute kamen und gingen?
    Nein. Irgendjemand hätte bestimmt etwas gesehen.
    Die Sporttasche auf dem Rücksitz ging ihm nicht aus dem Kopf. Sie hatte etwas zu bedeuten. Wenn Danie Flint verschwinden wollte, wenn er sich absichtlich aus dem Staub gemacht hätte, hätte er die Tasche mitgenommen.
    |483| Joubert seufzte, denn er wusste, dass es für ihn nur eine Art gab, den Elefanten zu essen: Bissen für Bissen. Durch viele Stunden Kleinarbeit. Langsam, methodisch, systematisch. Gründlich. Das war nun einmal seine Natur, denn er besaß weder die Intuition noch den Instinkt noch die natürliche Gewandtheit eines Bennie Griessel. Deswegen hatte er

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