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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Danies Handy: »Wenn Danies SIM-Karte noch im Apparat ist … Wenn ein Handy gestohlen wird, telefoniert der Dieb oft so lange wie möglich mit der vorhandenen Karte und holt sie dann heraus. Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten. Wir können das Handy mit Hilfe von Danies Nummer orten lassen. Aber die Chance, dass die SIM-Karte nach drei Monaten noch darin steckt, ist gering. Das bedeutet, wir würden sechshundert Rand vergeuden. Die Alternative besteht darin, ein Profil des Handys über die IMEI-Nummer anzulegen. Dabei wird festgestellt, welche Karte ab November in dem Telefon war und vor allem, welche jetzt darin ist. Wenn wir das wissen, können wir die neue Nummer orten lassen und versuchen, das Handy aufzuspüren. Leider ist ein Profil ein bisschen teurer. Es kostet tausendfünfhundert, plus sechshundert Rand für Einzelheiten über jede SIM-Karte, die das Profil ergibt.«
    Sie hörte aufmerksam zu und überlegte einen Moment, bevor sie fragte: »Glauben Sie, dass es sich lohnt?«
    Es war alles, was sie zu diesem Zeitpunkt unternehmen konnten, aber er sprach es nicht laut aus. »Ermittlungen wie diese hier … Im Grunde ist es bei allen Ermittlungen genauso wichtig, Informationen zu sammeln, wie gewisse Möglichkeiten auszuschließen.«
    »Welche Möglichkeiten?«, fragte sie, plötzlich ganz Ohr.
    Joubert rutschte auf dem unbequemen Stuhl herum. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mein Jackett ausziehe?«, fragte er, um Zeit zu gewinnen, denn er wusste nicht, wie ehrlich er ihr gegenüber sein konnte.
    |489| »Natürlich nicht.« Während er aufstand, erklärte sie sehr ernst: »Meneer Joubert, ich habe mir im Internet die Statistiken angesehen – jedes Jahr verschwinden tausendfünfhundert Kinder.«
    »Achtzig Prozent findet die Polizei wieder«, verteidigte er automatisch seine Kollegen.
    »Gerade das ist das Problem. Die Polizei und die Medien konzentrieren sich auf die Kinder, aber was ist mit den Erwachsenen? Letztes Jahr wurden über zweitausend entführt …«
    Er schüttelte den Kopf, während er sich wieder setzte, denn die Zahlen sagten im Grunde gar nichts aus, doch sie kam ihm zuvor. Tiefbewegt sagte sie: »Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich weiß, dass Danie … Ich meine … letztes Jahr hat es in unserem Land achtzehntausend Morde gegeben. Ich … Ich möchte Sie nur bitten, einfach offen und ehrlich mit mir zu sein. Ich habe alle Möglichkeiten bereits durchgespielt.« Ihre Finger waren ineinander verknotet, die Adern auf ihren dünnen Armen traten vor Anspannung hervor.
    Er sah, wie sehr sie sich beherrschen musste. In ihrem dünnen Körper und ihrem verbissenen Gesichtsausdruck las er die Einsamkeit, die Anspannung und Unsicherheit dreier verzehrender Monate und die Erschöpfung, gegen die sie jetzt ankämpfte. Er erinnerte sich daran, wie schwer es ihm damals im Dienst gefallen war, der Überbringer schlechter Nachrichten zu sein. Er konnte sein Mitgefühl nicht unterdrücken. In den letzten fünf, sechs Jahren war ihm das erspart geblieben. Jetzt hatte er das Bedürfnis, Tanja Flint die Hand zu reichen, sie auf irgendeine Weise zu unterstützen.
    Er atmete tief durch. »Wissen Sie, ich kann mir vorstellen, was Sie durchgemacht haben und immer noch durchmachen müssen …«
    »Mir geht’s gut«, entgegnete sie, aber nicht überzeugend.
    »Ich glaube nicht, dass Danie … freiwillig verschwunden ist«, sagte er und bedauerte sofort, so voreilig gewesen zu sein.
    »Meinen Sie wirklich?« Ihre Augen waren starr auf ihn gerichtet, hungrig danach, ihm zu glauben.
    |490| »Es ist … unwahrscheinlich. Es passt einfach nicht.«
    »Danke«, sagte sie. Ihre Hände entspannten sich, und ihre Schultern sanken herunter, als sei ihr ein schweres Gewicht abgenommen worden. Dann flossen die Tränen.
     
    Sie holte eine Schachtel Papiertücher aus ihrem Zimmer, kehrte zurück und erzählte ihm von all ihren Ängsten. Dass sie befürchtet hatte, ihren Mann mit ihrem Perfektionismus, ihrer Kontrollwut und dem Ehrgeiz, geschäftlich erfolgreich zu sein, vertrieben zu haben. Denn sie hatten ein so furchtbar schweres Jahr hinter sich, sie hatte so hart gearbeitet, so viele Stunden, sie hatte ihn manchmal zurückgewiesen, war oft körperlich und geistig abwesend und zu vorsichtig mit dem Geld gewesen. Seit seinem Verschwinden hatte sie tausend Mal gewünscht, sie hätte ihn die Bar einbauen lassen und ihm die Stereoanlage für seinen Audi gegönnt, denn durch seine Arbeit hatte er praktisch in

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