Rote Spur
Dunkelkackbraun mit Firmenschildern von
IMISO Clay, Exposure Gallery, Lime Grove, Shout, 3rd World Interiors
, so dass das ehrwürdige alte Gebäude all seinen Charme verloren hatte.
Verlust.
Seitdem ihm Tanja Flint heute Morgen ihre Geschichte erzählt hatte, war dieses Gefühl wieder da. Und sein Gespräch mit Johnnie hatte es nicht besser gemacht.
Ich bin kein »Sup«
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mehr, Johnnie.
Zwar hatte er viel Zeit gehabt, sich an den Gedanken zu gewöhnen, doch nun hatte er die Tatsache zum ersten Mal laut ausgesprochen. Er gehörte nicht mehr der SAPS an. Einunddreißig Jahre lang war er Polizist gewesen, Teil der Familie, der Bruderschaft, des exklusiven Clubs, und jetzt war das Band zerrissen. Er war draußen. In der »Privatbranche«, wie Johnnie es ausgedrückt hatte.
Während der letzten zwei, drei Jahre seiner Dienstzeit hatte er eine ganz andere Art von Verlust verspürt, eine Ernüchterung, eine Enttäuschung, eine Hilflosigkeit, eine Erkenntnis, dass Potential vergeudet, Chancen nicht wahrgenommen wurden. Er, der am Anfang so voller Hoffnung gewesen war, der geglaubt hatte, die Polizei könne verbessert werden, könne sich den neuen Herausforderungen, den neuen Gegebenheiten anpassen. Dieses Ideal hatte er leidenschaftlich und aus tiefstem Herzen verfolgt, das von einer SAPD, die die Zusammensetzung der Bevölkerung widerspiegelte, die positive Diskriminierung dazu benutzte, altes Unrecht zu beseitigen, die sich in eine modernere, effektivere, stolzere staatliche Exekutive verwandelte. Doch er musste mit ansehen, wie dieses Ideal langsam von Politik und guten Absichten, Eile und Unbesonnenheit vergiftet wurde. Und letztendlich auch durch Geiz und Korruption. Und als er redete, mahnte, riet, warnte und plädierte, grenzten sie ihn aus, verstießen ihn aus der Truppe, gaben ihm zu verstehen, dass sie ihn nicht mehr haben wollten.
Die Arbeit eines ganzen Lebens. Umsonst.
Nein, so durfte er nicht denken. Wenn er mit Margaret darüber redete, würde sie wieder liebevoll lächelnd sagen: »Mein trauriger Polizist«, denn er neigte zur Schwermut. Er musste jetzt positiv denken, einen Neuanfang wagen, dankbar für diese Chance sein, diese Möglichkeit, seine Erfahrungen einzubringen und immer noch zu etwas nutze zu sein. Jack Fischer behauptete, es sei eine internationale Tendenz, ein globaler Trend: der Aufstieg des privaten Gesetzeshüters. »Und wir müssen auf diesen Trend aufspringen, Mat, wie Thomas L. Freeman sagt.«
|477| Diesmal korrigierte Fanus Delport Jack. »Thomas L. Friedman.« Joubert wusste trotzdem nicht, wer das war.
Dieses Gefühl in ihm – vielleicht kam es daher, dass er jetzt wieder Ermittler war, nicht mehr der Manager, der Verwaltungsbeamte der letzten Jahre. Und wenn er in diesem Bereich arbeitete, als Ermittler, arbeitete er mit Verlust. Bestenfalls nur Verlust an Eigentum oder Würde. Schlimmstenfalls dem ganz großen Verlust.
Ich suche nur Gewissheit
, hatte Tanja Flint gesagt.
Er merkte es ihr an, ihren Augen und Schultern, ihren Händen und ihrer Art zu reden, wie in ihrem Inneren Hoffnung und Wissen miteinander rangen, wobei das Wissen irgendwann siegen würde.
Neville Philander hatte behauptet, sie sei getrieben. Damit konnte er inzwischen etwas anfangen, wenn er sich ihre ausgeprägten Gesichtszüge und den verbissenen Zug um den Mund vor Augen hielt. Eine Frau, die ihre eigene Firma aufbauen wollte, die bereit war, Opfer zu bringen und schwere Zeiten durchzumachen.
Wir wussten, dass es schwer werden würde.
Doch wie schwer war es geworden? Danies Gesicht auf dem Foto wirkte sorglos, es war das Gesicht eines Mannes, der lachen und das Leben genießen wollte. Der zusammen mit seinen Kumpels auf einen Drink in den Sports Pub gehen wollte.
Fröhlich
, hatte Tanja ihn genannt. Waren ihm die finanziellen Schwierigkeiten über den Kopf gewachsen?
Er hatte seinen Audi zurückgelassen, sein Handy und sein Portemonnaie mitgenommen und war abgehauen. Auf der Suche nach einem unkomplizierteren Leben.
Das war nur eine Möglichkeit. Von vielen. Nein, es war zu früh, um Schlüsse zu ziehen.
Mildred, die farbige Empfangsdame in den mittleren Jahren, reichte ihm einen Stapel Papiere. »Das ist unser Computerhandbuch, die Firma ist gerade dabei, Ihren Laptop zu installieren.« Sie wirkte ernst und effektiv.
|478| »Danke. Aber Sie brauchen nicht so förmlich zu mir zu sein.«
Sie lächelte ihn nur humorlos an. »Und dies sind Ihre Visitenkarten.«
Sie reichte ihm ein in
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