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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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seinem Auto gelebt. Währenddessen liefen ihr die Tränen über die Wangen, und sie schluchzte, schnäuzte sich, zerknüllte ein Papiertaschentuch nach dem anderen und legte sie ordentlich in einer Reihe neben den Laptop.
    Wieder versicherte er ihr, dass er sie verstehe, und er glaube nicht, dass sie sich deswegen zu quälen brauche.
    Dann erläuterte er ihr die verschiedenen Theorien, wie er sie auf dem Parkplatz des Sportstudios durchgespielt hatte. Es sei nur eine Theorie, warnte er sie, das müsse sie verstehen. Er vermutete, dass irgendetwas vor dem Virgin Active vorgefallen sein musste, direkt nachdem Danie ausgestiegen war und noch bevor er seine Tasche herausholen konnte. Oder nachdem er mit dem Training fertig war und die Tasche gerade weggestellt hatte, denn er vermutete, dass der Computer des Kartensystems manchmal Mucken hatte.
    Es gab einige Hinweise darauf, dass er nicht auf dem Parkplatz ausgeraubt worden war – Danie war verschwunden, aber das Auto und die Tasche waren noch da, und das inmitten von Passanten und Parkplatzwächtern und in unmittelbarer Nähe |491| der Polizei. Damit blieben zwei Möglichkeiten übrig. Die erste war, dass Danie ins Einkaufszentrum gegangen war, um dort Geld abzuholen oder etwas Ähnliches. Dabei war er vielleicht weggelockt worden oder in irgendetwas hineingeraten.
    Die andere Möglichkeit war, dass jemand auf ihn gewartet oder ihn verfolgt hatte, der ihm aus welchen Gründen auch immer etwas antun wollte. Vielleicht jemand, der ihn kannte, jemand, dem er so weit vertraute, dass er zu ihm ins Auto stieg.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Sie glauben nicht daran?«, fragte er.
    »Nein, Danie hatte keine Feinde«, sagte sie hundertprozentig überzeugt.
    »Er musste Busfahrer entlassen.«
    »Waren Sie bei Neville?«
    »Ja. Und er hat auch gesagt, dass Danie sehr beliebt war. Aber wir leben in einer merkwürdigen Welt. Ein labiler Mann genügt …«
    Sie dachte darüber nach. »Kann sein«, sagte sie.
    »Ich möchte ABC bitten, mir ihre Aufzeichnungen ansehen und Danies Büro durchsuchen zu dürfen. Das wird ihnen nicht gefallen.«
    »Lassen Sie mich Meneer Eckhardt anrufen«, schlug sie vor. »Er war die ganze Zeit sehr verständnisvoll.«
    »Dann würde ich in der Zwischenzeit gerne einen kurzen Blick auf den Audi werfen.«
    Sie schaute auf ihre Uhr. »Ich … Kann ich Ihnen zeigen, wie das Garagentor funktioniert? Ich muss wieder ins Geschäft. Wir haben mehrere Bestellungen …«
    »Natürlich. Haben Sie das Auto benutzt, seit …?«
    »Nein. Es steht noch genauso da wie an dem Tag, an dem ich es abgeholt habe. Ich bringe Ihnen schnell den Schlüssel.«
     
    Bevor Tanja Flint losfuhr, vereinbarten sie, dass sie Eckardt, den Chef von ABC, anrufen und um die Erlaubnis zu einer Durchsuchung bitten wollte und dass er ein Profil des Handys |492| veranlassen sollte. Sie brachte ihn in die Garage und zeigte ihm, wo sich der Schalter des automatischen Toröffners befand. Dann blieb sie einen Augenblick ganz still stehen, wandte sich zu ihm um, legte ihm die Hand auf den Arm und sagte sehr ernst: »Vielen, vielen Dank!«, bevor ihre Absätze hastig über den Betonboden zu ihrem Citi Golf klackerten.
    Nachdenklich schaute er ihrem Auto hinterher, riss sich dann aus seinen Grübeleien, ging zu der kleinen Werkbank ganz hinten in der Garage, blieb dort einen Moment stehen und sah sich in dem Raum um. Danie Flint war kein Heimwerker. Die Garage war ein Abstellraum, kein Arbeitsplatz. An einer Wand stapelten sich Pappkartons, an der anderen reihten sich Regale mit alten Farbdosen, vergilbten Sonntagszeitungen, einem kaputten Kessel, einem halben Sack alter Grillkohle, einigen Werkzeugen und einem Rennradreifen.
    Joubert holte sein Handy heraus, öffnete den Reißverschluss seines Schreibblocketuis, um die Nummer herauszusuchen, und rief dann Dave Fiedler an.
    »Dave, hier spricht Mat Joubert, von Jack Fischer.«
    »Ja, Boetie?«
    »Wir wollen ein Profil über die IMEI erstellen lassen.«
    »Leg los.«
    Langsam las ihm Joubert die Nummer vor.
    »Alles klar. Ich ruf dich an, wenn alles gut geht, morgen am späten Nachmittag.«
    Joubert verschloss die Mappe wieder, drehte sich um und betrachtete den Audi.
    Es dauerte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, dass er nicht vorbereitet war. Er würde seinen Ermittlungskoffer zu Hause ausgraben müssen, in dem er Latexhandschuhe, Plastiktüten zur Sicherung von Beweismaterial, Pinzetten, Schaber, Watte, Klebeband, schwarzes und weißes

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