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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Fingerabdruckpuder aufbewahrte. Margaret wusste sicher, wo er in den letzten fünf Jahren verstaut gewesen war. Doch jetzt musste er erst einmal improvisieren.
    |493| Er umrundete das Auto und sah es sich von außen genau an, auf der Suche nach frischen Kratzern oder Beulen. Und Blutspritzern.
    Er fand nichts, hatte aber das Gefühl, dass er irgendetwas übersah. Er grübelte darüber nach, jedoch ergebnislos.
    Mit einem Taschentuch, vorsichtig, um keine Fingerabdrücke zu verwischen, öffnete er die Fahrertür.
    Er bückte sich und warf zunächst einen Blick hinein.
    Das Innere war ziemlich sauber. Auf der Fußmatte vor dem Fahrersitz lagen Sand und ein paar Steinchen, aber nicht mehr, als zu erwarten war. Die Innenverkleidung der Tür wies keine kürzlich entstandenen Schab- oder Kratzspuren auf, die auf einen Ringkampf hingedeutet hätten, darauf, dass jemand unfreiwillig herausgezerrt worden war.
    Er sah unter den Fahrersitz. Darunter war nichts, nur Staub.
    Er rutschte auf den Sitz, ließ seine Füße aber außerhalb des Wagens und vermied es, etwas zu berühren.
    Schwarze Lederausstattung, Navi, elektrische Fensterheber, Tempomat … Vollausstattung hätte ein Autohändler das genannt.
    Plötzlich konnte er in Worte fassen, was ihn vorher irritiert hatte – dieses Auto, verglichen mit Tanjas. Ein blutroter Audi Sportback mit Zweilitermotor und allem Schnickschnack gegenüber dem blauen, einfachen 1,4 Liter Citi Golf. Tanja hatte vorhin erzählt, dass Danie seinen Audi gebraucht gekauft habe, aber selbst dann konnte er nicht billig gewesen sein. Er musste um die zweihundertfünfzigtausend Rand gekostet haben, während man so einen Citi Golf schon für um die siebzigtausend bekam.
    Ein großer Unterschied. Er versuchte, diese Erkenntnis in Einklang mit dem zu bringen, was er über ihre Ehe wusste, aber es kam nicht viel dabei heraus. Dann öffnete er mit dem Taschentuch das Handschuhfach und lugte hinein. Ein Plastikhalter mit Handbuch und Scheckheft. Er holte beides heraus. Ein Brillenetui mit einer sportlichen Sonnenbrille. Adidas Xephyr. Er legte sie auf den Beifahrersitz neben das Handbuch. Ein |494| HTC-Handyladegerät mit Spiralkabel und einem Anschluss für den Zigarettenanzünder.
    Ein billiger Kuli, zwei vergilbte Benzinquittungen vom letzten Jahr und ein halbes Päckchen Kaugummi.
    Joubert legte alles sorgfältig wieder zurück, schloss das Handschuhfach und stieg aus. Dann ging er auf die andere Seite, öffnete die Beifahrertür und schaute unter den Sitz.
    Auch die Inspektion des Kofferraums ergab nichts.
    Joubert holte seinen Schreibblock von der Werkbank, legte den Schlüssel an die Stelle, die er mit Tanja vereinbart hatte, betätigte den Schalter des automatischen Garagentoröffners und lief eilig hinaus.

88
    Er fuhr zurück zum Virgin Active, weil es ohnehin auf seinem Heimweg nach Milnerton lag. Mitten im Berufsverkehr noch einmal zurück in die Stadt zu fahren, wäre sowieso sinnlos gewesen. Außerdem war es halb fünf, und er wollte ein Gefühl dafür bekommen, wie belebt das Studio am späten Nachmittag war, wie damals, als Flint verschwunden war.
    Um die Zeit waren viel weniger Parkplätze frei. Er fand einen, stellte das Auto ab, blieb noch eine Weile sitzen und sah sich um. Dann schlug er Tanjas Mappe mit den Telefonnummern von Kontaktpersonen auf und ging die Liste durch. Ein Name fiel ihm ins Auge:
Inspekteur Keyter, SAPD, Table View
. Gründlich, wie sie war, hatte Tanja Flint auch die Aktennummer des Falls daneben geschrieben.
    Konnte dieser Keyter womöglich Jamie sein, der junge Konstabel, der damals bei der Mordkommission angefangen hatte, bevor auch diese Einheit aufgelöst wurde? Schon möglich, denn so weit er sich erinnerte, war Keyter nach seiner Versetzung nach Table View befördert worden. Und Tanja Flint hatte von einem Ermittler gesprochen, der sich dauernd die Haare aus der Stirn gestrichen hatte.
    |495| Joubert stieg aus, nahm die Mappe mit, schloss den Honda ab und ging zur SAPD-Dienststelle hinüber. Der Suidooster wehte kräftig, ließ sein Jackett flattern und zwang ihn, das Dokument fest an die Brust zu drücken.
    Er hatte die Dienststelle Table View noch nie besonders gemocht. Margaret und er hatten nach ihrer Heirat zwei Jahre lang gegenüber in der Frerestraat gewohnt, bevor sie angefangen hatte, alte Häuser zu kaufen und zu restaurieren. Damals musste er von Zeit zu Zeit Faxnachrichten und Formblätter bei den Kollegen abholen oder ins Polizei-Intranet gehen.

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