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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Vaatjie.«
    »Aber warum denn?« Die Hände in die Seiten gestemmt, war er noch genau der gleiche kleine Teufelskerl, als den ihn Joubert damals in der höheren Schule gekannt hatte.
    »Es wurde Zeit zu gehen.«
    »Und jetzt?«
    |515| »Jetzt bin ich in der freien Wirtschaft.«
    Fässchens Blick huschte von Joubert zum Empfang, wo seine Frau außer Hörweite an einem Computer saß.
    »Ich bin auch raus aus meinem alten Beruf«, sagte er, wobei sein alter Beruf Einbrecher gewesen war.
    »Du kennst dich aber doch noch mit Schlössern aus. Und soweit ich sehe, stehen die Kunden bei dir nicht gerade Schlange.«
    »Schlechte Zeiten, wenige Freunde.«
    »Zweihundert Rand für fünf Minuten Arbeit.«
    »Du bist wohl nicht mehr ganz dicht. Ich arbeite nicht für einen Dumpingpreis.«
    »Was verlangst du denn?«
    »Fünfhundert.«
    »War nett, dich wiederzusehen«, sagte Joubert und drehte sich um. »Für den Preis kann ich auch einen Schlosser engagieren.«
    Er war schon fast an der Tür, als Fässchen rief: »Dreihundert!«
    »Zweihundertfünfzig«, rief Joubert über die Schulter zurück.
    Einen Augenblick herrschte Stille. »Okay. Okay, verdammt noch mal.«
     
    Als er sein Büro betrat, klingelte das Telefon.
    »Boetie, ich habe schlechte Neuigkeiten«, verkündete Dave Fiedler. »Das Profil hat nichts ergeben. Die letzte SIM-Karte gehörte dem Entführten, der letzte Anruf war am 25. November. Seitdem kein Mucks mehr. Tut mir leid, Boetie, ich wünschte, ich hätte euch weiterhelfen können.«
    Joubert dankte Fiedler und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er war enttäuscht, zum ersten Mal auch bekümmert. Er empfand ein tiefes Unbehagen. Ein Profil hätte ihre größte Chance auf einen Durchbruch bedeutet, die einzige Möglichkeit, nicht weiter völlig im Dunkeln zu tappen. Mehr noch, das Ergebnis sagte etwas über Danies Verschwinden aus. Ein Gelegenheitsräuber, ein rachsüchtiger entlassener Busfahrer, hätte das Handy |516| selbst benutzt, verkauft oder verpfändet. Vielleicht hätte er es auch weggeworfen, damit jemand anders es verticken konnte.
    Außerdem hatten sie tausendfünfhundert Rand aus dem Fenster geworfen. Jetzt würden sie auch noch zusätzlich für die Fingerabdrücke Geld ausgeben müssen, ohne vorher zu wissen, ob es sinnvoll war.
     
    Tanja Flint reagierte niedergeschlagen. Joubert hörte die Verzweiflung aus ihrer Stimme heraus, die Erschöpfung.
    »Und was jetzt?«, fragte sie.
    »Jetzt sollten wir erst einmal das Auto auf Fingerabdrücke untersuchen lassen. Und ich bin noch lange nicht fertig bei ABC. Ich möchte die Personalakten durcharbeiten.«
    Sie schwieg lange und fragte dann: »Sagen Sie mir ehrlich: Gibt es Hoffnung?«
    »Es gibt immer Hoffnung«, antwortete er, vielleicht ein wenig zu schnell. Dann fügte er hinzu: »Und wenn ich heute Abend fertig bin, können wir noch einmal gemeinsam überlegen. Bis dahin wissen wir bestimmt schon mehr.«
    »Danke«, sagte sie, aber ohne Überzeugung.
    Anschließend rief Joubert Jannie Cordier an, den Kriminaltechniker, und bat ihn, das Auto auf Fingerabdrücke zu untersuchen, möglichst nach halb sieben, wenn Tanja zu Hause war. Dann brachte er seine Daten im Verwaltungsprogramm auf den neuesten Stand, bevor er Bella van Breda abholen ging. Noch keine zwei Tage Arbeit, und die Kosten betrugen schon über zehntausend Rand. Und er konnte nichts daran ändern.
     
    »So, du kennst also Bennie Griessel«, sagte er zu Bella, als sie in seinem Auto unterwegs zum ABC-Depot waren.
    »Wir haben uns schon mal unterhalten«, antwortete sie, und als er ihr einen flüchtigen Blick zuwarf, sah er, dass sie schon wieder feuerrot geworden war.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Joubert, denn es war schon einen Monat her, dass er zuletzt mit Bennie gesprochen hatte. Sein |517| früherer Kollege war – wie die meisten anderen auch – sehr unglücklich über seinen Wechsel zu Jack Fischer en Genote. Die Gründe konnte Joubert nur erraten. Einerseits lag es sicher an der allgemeinen Abneigung gegenüber privaten Detekteien, andererseits wurde jeder, der freiwillig aus dem Polizeidienst ausschied, in gewisser Weise als Verräter betrachtet. Vielleicht kam auch noch eine Prise Neid hinzu. Und Jacks abfällige Äußerungen über die Polizei in den Medien waren auch nicht gerade hilfreich gewesen.
    »Gut, soweit ich weiß. Bennie ist sehr beschäftigt, er hat eine Band gegründet. Und ich glaube, er hat eine neue Freundin.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja, irgendeine alte

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