Rote Spur
einmal zog er die Verbindung zwischen dieser Packung mit etwas, was er schon früher hier gesehen hatte. Er öffnete die mittlere Schublade und starrte hinein. Zwischen den Büroartikeln |520| lag, das Kabel ordentlich zusammengerollt, ein Nokia-Handyladegerät. Im Handschuhfach des Audis hatte er dagegen ein anderes Ladegerät gefunden, ein anderes Fabrikat. Er konnte sich nicht daran erinnern, welches, er hätte es aufschreiben sollen.
»Er hatte ein zweites Handy«, bemerkte er.
»Wie bitte?«, fragte Bella, aber Joubert antwortete ihr nicht. Er holte sein Handy aus der Tasche und rief Tanja an.
»Danies Handy, welche Marke war das nochmal?«
»Ein Diamant«, sagte sie. »Ein HTC Diamant.«
92
Er fragte sie, wie lange ihr Mann das HTC bereits gehabt habe.
»Ich glaube, er hat letztes Jahr im April ein Upgrade bekommen.«
»Und was für ein Gerät hatte er vorher?«
»Auch schon ein HTC, ich glaube das TyTN, das man so aufschieben kann. Warum?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Er wollte auf keinen Fall falsche Hoffnungen wecken. »Ich wollte nur sichergehen. Wir sind gerade in seinem Büro, und ich habe ein Blatt Papier mit verschiedenen Zahlenkombinationen gefunden. Kann ich sie Ihnen vorlesen?«
»Natürlich.«
Er las ihr die erste Reihe vor und fragte sie, ob sie wusste, was das zu bedeuten hatte.
»Nein.«
Nach der dritten Reihe sagte sie: »Das klingt wie ein Passwort, vielleicht für seinen Computer.«
»Könnte sein«, pflichtete er ihr bei. »Und
Speedster430
?«
»Ich weiß nicht. Nein, dazu fällt mir nichts ein.«
»Vielen Dank. Wir sehen uns, wenn wir hier fertig sind.«
»Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie etwas finden.«
Nachdem er den Anruf beendet hatte, legte er den Zettel mit |521| den Zahlenreihen so hin, dass Bella sie lesen konnte. »Könnte das etwas mit seinem Computer zu tun haben? Könnten es vielleicht Passwörter sein?«
»Vielleicht«, sagte sie, klickte verschiedene Symbole an, öffnete ein Fenster in dem stand:
Netzwerkverbindung
, dann noch eines. »Nein«, sagte sie. »Sein Netzwerkpasswort ist nicht dabei. Möchtest du dir seine Mails ansehen?«
»Ja, bitte.«
»Es sind sehr viele«, sagte sie und zeigte auf den Posteingang. »256 neue Nachrichten.«
Gebückt stand er vor dem Bildschirm.
»Bei den meisten handelt es sich um
DRMP Notifications
, ich bin nicht sicher, was das ist. Auf seinem Desktop hat er auch ein entsprechendes Icon«, erklärte sie.
Joubert versuchte, sich daran zu erinnern, wofür das Akronym stand.
»Es hat etwas mit der Verwaltung der Gesellschaft zu tun. Aber ich bin mehr auf der Suche nach persönlichen Dingen. Augenblick mal.« Er umrundete die Absperrung, holte sich von nebenan einen Stuhl, zog ihn neben sie und setzte sich.
»Der Rest stammt von ABC HR. Bulletins. Dazu ein paar Spams. Alle anderen Nachrichten stammen von ABC E-Mail-Adressen, schau mal«, sagte sie und scrollte die Liste hinunter. »Ich kann nichts Außergewöhnliches entdecken.«
»Kannst du die ganze Liste für mich ausdrucken?«
»Nur die Köpfe?«
Sie sah, dass er sie nicht verstand. »Damit hast du den Absender und den Betreff.«
»Ja, bitte.«
»Okay«, sagte sie und arbeitete beeindruckend schnell mit der Maus. »Ich weiß nur nicht, wo der Drucker ist.«
»Darum kümmern wir uns gleich. Was hast du sonst noch gefunden?«
»Gib mir noch ein bisschen Zeit.«
»Gut, ich suche so lange den Drucker.«
|522| Er nahm das Blatt mit den Symbolen und ging den Flur entlang, bis er ein Büro fand, in dem eine junge farbige Frau an einer Tastatur saß.
»Santasha?«
»Ja. Sie müssen der Privatdetektiv sein.« Sie kicherte und reichte ihm die Hand. Sie war mollig und hatte große, schalkhaft braune Augen, die leuchteten, wenn sie lachte. »Sie sind der erste Detektiv, dem ich je begegnet bin.«
Er schüttelte ihr die Hand. »Nett, Sie kennenzulernen.«
»Haben Sie gerade etwas ausgedruckt?« Sie hielt ihm einen Stapel Papiere hin.
»Ja, das waren wir. Vielen Dank.«
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Ich weiß es noch nicht. Wir beeilen uns.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit, die Überstunden bekomme ich bezahlt.«
Er zeigte ihr die Zahlenkombinationen. »Wissen Sie vielleicht, was das ist?«
Sie sah sich die Kombinationen aufmerksam an. »Nein, keine Ahnung.«
Er setzte sich neben Bella und starrte die Reihen von Zahlen und Buchstaben an.
Warum sah die erste wie eine Telefonnummer aus? Er erinnerte sich an die Telefonbücher im Sideboard, holte eines
Weitere Kostenlose Bücher