Rote Spur
sie sich erst einmal den Schaden angesehen. Ich habe ja schon gesagt, die haben einfach eine Vollbremsung gemacht, wegen nichts und wieder nichts. Da sagte der eine, machen Sie sich keine Sorgen, es war nicht Ihre Schuld, alles in Ordnung. Da sagte ich, nein, ich muss einen Bericht schreiben. Da hat er sich den Bus angesehen und gesagt, Quatsch, ist doch nichts kaputt, sie würden mich nicht verantwortlich machen, ich solle mir keine Sorgen machen.«
»Wo haben Sie alle genau gestanden, während dieses Gespräch stattfand?«, fragte Butshingi, der mit gesenktem Kopf mitprotokollierte.
Apollis sah Heese an. »Mevrou, das muss ich auf Afrikaans sagen …«
»Schon in Ordnung«, beruhigte ihn Butshingi auf Englisch.
»Wir haben zwischen dem Auto und dem Bus gestanden.«
»Hat einer der Männer aus dem Mercedes den Kofferraum berührt?«
»Es ist vier Monate her«, verteidigte sich Apollis.
»Jerome, wenn Sie sich nicht mehr daran erinnern können, |590| wird Ihnen das niemand verübeln«, sagte Bessie Heese beschwichtigend.
»Ich … Ich glaube der Große mit dem komischen Gesicht. Ich meine, der hätte so mit der Hand auf den Kofferraum gestützt dagestanden.«
»Und dann?«
»Dann sagten sie, ich solle weiterfahren. Aber ich weigerte mich und sagte, ich müsse ihre Namen und Telefonnummern haben, denn mein Gebietsleiter, Mister Flint, wolle einen Bericht haben. Da regten sie sich ziemlich auf, und da hat er gesagt …«
»Wer?«
»Der, der vorne gesessen hat.«
»Auf welcher Seite?«
»Auf der Beifahrerseite.«
»Da hat er gesagt …?«
»Er sagte, ich solle jetzt bloß keine Schwierigkeiten machen, er hätte doch schon gesagt, er würde keine Ansprüche stellen, aber dann müsse ich jetzt auch weiterfahren. Da sagte ich, sie würden das nicht verstehen, mit der DRMP-Technik sei das nicht so einfach. Da hat mich der eine bedroht und gesagt, er würde dem Großen befehlen, mich zu Brei zu schlagen. Er sagte: ›Steig in deinen sch… Bus und‹, entschuldigen Sie, Mevrou, ›verpiss dich. Und zwar sofort!‹ Da bin ich eingestiegen, habe während der Fahrt schon Mister Flint angerufen und ihm alles erzählt. Da sagte er: Mach dir keine Sorgen, Jerome, wenn die keine Ansprüche stellen und der Bus keinen Kratzer abgekriegt hat – ich weiß, du hast dir noch nie etwas zuschulden kommen lassen. Am nächsten Tag nach Feierabend kam Mister Flint auf mich zu und sagte, er habe sich das Video angesehen und meine Akte bliebe sauber. Das war alles, Mevrou, Ehrenwort.«
»Ich weiß, Jerome. Es gibt wirklich nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten.«
»Aber was machen denn dann die ganzen Polizisten hier?«
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Während Johnnie October mit Pollsmoor telefonierte, um einen Verhörtermin mit K.D. Snyders zu vereinbaren, dachte Joubert über die Folgen nach, falls wirklich die Restless Ravens irgendwie dahintersteckten. Sie mussten in Tanja Flints Geschäft eingebrochen sein.
Sie schwebte in größerer Gefahr, als er vermutet hatte.
Er fragte Inspekteur Fizile Butshingi, ob die SAPD einen Streifenwagen zu Tanja Flints Haus in Parklands schicken könne. »Sie brauchen nur ein Stück die Straße runter zu parken.« Er wollte sie nicht noch mehr beunruhigen.
Butshingi verstand sofort. »Gute Idee.«
Dann rief Joubert Margaret an.
»Es wird spät heute.«
»Ich bleibe wach und warte auf dich. Pass gut auf dich auf!« Eine Polizistenfrau.
Er erwog, auch Tanja anzurufen, entschied sich aber dagegen. Noch gab es zu viele Fragen, zu viele Ungewissheiten.
Mit Johnnies Wagen fuhren sie zum Gefängnis jenseits von Tokai. Joubert saß auf dem Rücksitz.
»Sup, der Busfahrer …«, begann Johnnie. »Normalerweise ist es gesetzlich ganz klar geregelt, dass immer derjenige schuld ist, der dem Vordermann draufgefahren ist, und Apollis hat viel zu wenig Abstand zu dem Mercedes gehalten.«
»Das muss Flint auf dem Video deutlich erkannt haben, Johnnie.«
»Trotzdem hat er die Verfehlung ignoriert. Weil er die Hand im Kofferraum gesehen hat. Und seine Chance.«
»Von da an war es einfach. Über das Kennzeichen des Mercedes hat er Terror Baadjies aufgespürt und ihn mit dem neuen Handy auf dem Festnetz angerufen, so dass man ihn nicht aufspüren konnte.«
»Erpressung«, riet Butshingi.
»Ob Flint gewusst hat, mit wem er sich einließ?«
|592| Joubert schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Ich glaube, er hat nur den teuren Schlitten gesehen, so ein Mercedes kostet um die
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