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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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siebenhunderttausend.«
    »Und dann hat er gesagt: Geld her, oder ich übergebe das Video der Polizei.«
    »Ja, so in etwa. Die Ravens haben Flint aufgespürt, Johnnie, wahrscheinlich, weil er irgendeinen Fehler gemacht hat. Was mich beschäftigt, ist die Frage, warum der Einbruch in Tanjas Geschäft so … halbherzig war. Sie haben ein paar Tische umgekippt und eine lausige Botschaft an die Wand gekritzelt. Von einer Vlaktebande würde man doch mehr erwarten.«
    »Du musst das im Zusammenhang sehen, Sup, mit dem internen Krieg. K.D. Snyders, der Killer, sitzt im Knast, und Terror Baadjies braucht alle seine Truppen, also schickt er zwei oder drei seiner Handlanger, unerfahren, ein bisschen ängstlich …«
    »Was ich aber nicht verstehe«, fiel Butshingi ein, »diese Typen – warum haben sie eigentlich überhaupt bezahlt?«
    »Wie meinst du das, Kollege?«
    »Das Video. Es beweist nicht viel. Angenommen, Danie Flint hat Terror Baadjies angerufen und versucht, ihn zu erpressen. Terror fackelt den Benz ab, lässt ihn chemisch reinigen, dampfreinigen oder wie auch immer. Es geht sicher, dass im Kofferraum keine nachweisbaren Spuren übrigbleiben, und denkt sich eine Geschichte aus, falls die Polizei Fragen stellt. Er könnte sagen, ach, das war meine Nichte, sie hatte zu viel getrunken, deswegen haben wir sie in den Kofferraum gelegt, weil wir nicht wollten, dass sie meine schönen Polster vollkotzt. Und er bringt seine Nichte dazu, das Spiel mitzuspielen.«
    Joubert und October sagten nichts, denn sie wussten, er hatte recht. Eine ziemlich unangenehme Erkenntnis.
    »Wäre er clever genug, dieser Terror Baadjies?«, fragte Butshingi.
    »Ja«, antwortete October, »absolut.«
    »Also, warum haben sie gezahlt? Und das gleich zweimal?« |593| Willem »K.D.« Snyders, sicher gefesselt an Händen und Füßen, sagte kein Wort. Er saß reglos an dem Stahltisch und starrte die Wand an.
    Johnnie October redete gutmütig auf ihn ein. Er machte ihm seine Position klar. Erklärte ihm, dass er im Knast nicht lange überleben würde. Die Ravensfraktion von Muhammad Perkins würde ihn erwischen. In dem Augenblick, in dem er aus der Einzelhaft entlassen und in einen normalen Zellentrakt verlegt würde. Es sei nur eine Frage der Zeit.
    »Sie sind ein toter Mann«, fügte Butshingi hinzu.
    »Aber wir können Ihnen helfen«, ergänzte October.
    Keine Reaktion. Das so furchtbar entstellte Gesicht blieb reglos. Das Narbengewebe verzog die Lippen zu einem permanenten Grinsen, als mache K.D. sich ständig über alle Welt lustig.
    »In diesem Moment wetzt schon jemand ein Messer nur für Sie, King Kong«, sagte Butshingi in seiner vereinbarten Rolle als »böser Bulle«.
    »Aber wir könnten Sie schützen. Zeugenschutzprogramm, Schutz. Ein neues Leben, Willem. Mit einer kleinen Starthilfe von ein paar tausend Rand. Irgendwo in Südafrika, wo Sie wollen.«
    Doch das alles, so wussten sie, war nur das Vorspiel, um seine Aufmerksamkeit zu erwecken.
    »Stellen Sie sich das doch mal vor. Sie müssten nie wieder befürchten, verfolgt zu werden. Nie wieder.«
    K.D. Snyders saß da wie versteinert.
    »Du vergeudest deine Zeit, Johnnie«, sagte Butshingi.
    »Vielleicht nicht. Vielleicht kann Willem erkennen, dass das seine Chance ist.«
    »Der Richter schickt Sie für lange Zeit in den Bau, Mister King Kong. Einen Mörder wie Sie.«
    »Ruhig, Kollegen, wir können ihm helfen.«
    »Vielleicht will er gar nicht, dass wir ihm helfen. Vielleicht ist er hässlich
und
blöd.«
    |594| »Ich weiß, du hast vor nichts Angst, Willem. Ich weiß. Aber denk doch nur für einen Augenblick an deine Chancen. Stell dir einfach mal vor, wie das sein könnte …«
    Und so spielten sie das Spiel; der eine war der Freund, der ihm die helfende Hand bot, der andere der Feind, der ihn beschimpfte und beleidigte. Er reagierte nicht, sah sie nicht an, nicht einmal, als Butshingi sein Gesicht seiner verzerrten Maske näherte und ihn wütend anschrie. Willem »K. D.« Snyders saß da wie ein Standbild, und Joubert, der wortlos daneben saß und zuschaute, fragte sich, ob ihr Plan aufgehen würde.
    Endlich sagte Johnnie October: »Fizile, es reicht jetzt. Geht raus. Alle beide, denn
Whiteys
und
Darkies
verstehen nicht, wie es ist, ein Farbiger zu sein. Ich werde allein mit Willem reden.«
    Gespielt widerwillig standen Butshingi und Joubert auf und verließen den Raum.
    Im Zimmer nebenan schauten sie durch die Scheibe, die nur von ihrer Seite aus durchsichtig war. Sie

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