Rote Spur
Ruf erworben hatte und |587| groß und kräftig geworden war, wurden die Ravens auf ihn aufmerksam. Terror Baadjies war derjenige, der K.D. einführte. Seit dieser Zeit sind sie so«, sagte Johnnie October und verschränkte Zeige- und Mittelfinger. »K.D. ist Terrors Leibwächter und Auftragskiller.«
»Jo-jo«, sagte Inspekteur Butshingi.
»Aber der eigentliche Grund, warum wir uns auf ihn konzentrieren müssen, ist, weil K.D. momentan in Pollsmoor in U-Haft sitzt, wegen tätlichen Angriffs und Mordversuchs. Und diesmal haben wir einen Zeugen. Es sieht nicht gut aus für K.D., er sitzt in Isolationshaft. Kaum war er einen Tag im Knast, haben sie versucht, ihn zu erstechen. Denn bei den Ravens ist ein interner Streit ausgebrochen, nachdem Tweetybird das Land verlassen hatte, ein Machtkampf eben.«
»Augenblick«, unterbrach ihn Butshingi mit einem stirnrunzelnden Blick auf seine Notizen. »Tweetybird ist also der Bandenboss?«
»War. Er ist weg.«
»Wo ist er?«
»Gerüchte besagen, er sei nach Südamerika ausgewandert. Danach ist ein Machtvakuum entstanden. Terror Baadjies und Muhammad Perkins machen sich den ersten Rang streitig. Sie bekriegen sich schon seit vier Monaten. Noch gibt es keinen Sieger, und wir können nichts ausrichten.«
»Sitzt K.D. Snyder wegen dieser Ausseinandersetzungen?«
»Ja. Wir haben ihn wegen versuchten Mordes eingebuchtet. Und wenn er in Pollsmoor bleibt, werden Muhammad Perkins’ Leute ihn töten. Das gibt uns ein wenig Verhandlungsspielraum.«
Mat Joubert dachte nach. Danie Flint und eine Vlakte-Bande. Eine seltsame Verbindung.
Wie passte das alles zusammen?
Johnnie October fragte: »Sup, wie bist darauf gekommen?«
Joubert erzählte ihm die ganze Geschichte, in allen Einzelheiten.
|588| Jerome Apollis, der Busfahrer, war dreiundvierzig Jahre alt. Er hatte Pausbacken und einen Bierbauch und war verängstigt. Die Anwesenheit der Ermittler, Jouberts mächtige, einschüchternde Gestalt und die ernsten Umstände bewirkten, dass er mit verschüchtertem Blick von Bessie Heese zu Butshingi, October und schließlich Joubert sah, den er unverhohlen anstarrte.
Sie saßen in Neville Philanders Büro, zu viele Leute auf engem Raum. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, beruhigte ihn Bessie Heese. Sie wirkte genauso professionell wie tags zuvor. Und taufrisch, obwohl es schon kurz vor sechs war. »Die Polizei möchte Sie nur fragen, an was Sie sich von dem Zwischenfall am 29. September noch erinnern können.« Sie deutete auf Philanders Computer, auf dem sie ihm das Video gezeigt hatten. Ohne eine Pause.
»Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern.«
»Können Sie uns davon erzählen?«, fragte Johnnie October respektvoll und einfühlsam. »Es würde uns sehr helfen.«
Apollis fuhr sich fortwährend mit der Zunge über die Lippen und hob entschuldigend die Hände. »Mister Flint hat gesagt, es sei kein Problem. Nachdem er sich das Video angesehen hatte. Er hat gesagt, es sei nicht meine Schuld.«
»Ich verstehe«, sagte October. »Wir behaupten auch nicht, es sei Ihre Schuld. Aber wir wüssten trotzdem gerne, was an jenem Tag geschehen ist.«
»Und wo sich der Unfall ereignet hat«, ergänzte Joubert.
Apollis starrte ihn an.
»Meneer Apollis …«, ermunterte ihn October.
Apollis riss den Blick von Joubert los und konzentrierte sich auf Bessie Heese, seinen Rettungsanker. »Es war zwischen Atlantis und der R27. Kurz hinter der Abzweigung.« Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Welche Abzweigung?«
»Zum Schießstand. Früher stand da ein Schild, aber das ist schon lange weg.«
»In welche Richtung waren Sie unterwegs?«, fragte Joubert.
|589| »Zum Meer. Zur R27.« Dann schwieg er.
»Bitte fahren Sie fort, Jerome.«
»Der Mercedes. Er ist langsam gefahren. Ich wollte überholen, hatte schon den Blinker gesetzt. Deswegen bin ich so dicht aufgefahren, aber ich musste noch den Gegenverkehr vorbeilassen. Da haben sie plötzlich gebremst. Aus heiterem Himmel. Da habe ich sie erwischt. Hinten. Auf der Rückseite. Am Heck. Hinten. Wir haben angehalten. Ich bin ausgestiegen, und sie …«
»Ist Ihnen irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«, fragte October.
»Nein, Meneer«, antwortete Apollis ein wenig verwirrt.
»Sie sind also ausgestiegen.«
»Ja, wir sind ausgestiegen. Da sagte der eine, der vorne gesessen hat … Nein, der mit der Nase, der hinten saß, der ist auf mich zugekommen. Da sagte der andere: ›Nein, warte, warte, warte.‹ Dann haben
Weitere Kostenlose Bücher