Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
um. »Was kostet denn eigentlich so eine schicke Maschine?«, fragte er, während er mich in Richtung Tür bugsierte.
    Emma folgte seinem Beispiel und fasste mich am anderen Arm. Kühl lag ihre Hand auf meiner Haut.
    »Zweihunderteinundzwanzig«, antwortete die Ratte mit vor Anspannung hoher Stimme. »Ohne Extras.«
    Diederik und Emma hatten mich zur Tür manövriert, aber meine Augen waren auf den Stahlgrauen gerichtet – er sah meinen Blick und schaute weg.
    »Unglaublich«, sagte Diederik. »Tolle Kisten.« Dann waren wir draußen, und er flüsterte mir zu: »Lass es gut sein.«
    |117| Emma drückte meinen Arm und sagte: »Ich hätte nicht so aus der Haut fahren dürfen. Ich hätte sie einfach ignorieren sollen.«
    »Nein«, sagte ich und strebte wieder zum Restaurant.
    »Lemmer!«, mahnte Diederik Brand scharf. Ich blickte ihn an, sah zwei Grübchen, das beruhigende Lächeln.
    Ich blieb stehen.
    »Hör mir mal zu«, sagte er, »was würdest du davon halten, die beiden letzten Spitzmaulnashörner Simbabwes zu retten?« Als sei das in diesem Augenblick eine relevante Frage.
     
    Ich wusste nur zwei Dinge über Diederik Brand. Er bewirtschaftete eine große Farm zwischen dem Sakrivier und den Nuweveldbergen, und wenn in Loxton sein Name fiel, fügten die Leute hinzu: »Ach ja, der Diederik«, und dann lachten sie und schüttelten die Köpfe wie über einen beliebten Tunichtgut.
    Ich kannte ihn nur flüchtig. Meist sah man von ihm nicht mehr als einen haarigen Arm, der aus einem Bakkie grüßte. Jetzt saß er auf dem neuen Ledersofa – Emmas Friedensangebot, nachdem sie sich mit meinem alten Isuzu in der unbefestigten Kurve kurz vor Jakhalsdans überschlagen hatte – in meinem Wohnzimmer und redete mit mir.
    Wir waren mit ihm zusammen hergefahren, und Emma und er hatten mich besänftigt und mich davon überzeugt, dass die Biker den Ärger nicht wert waren. Nun saß ich also da und hörte Brand zu, während ich im Geiste noch in der Rooi Granaat Prügel austeilte.
    Diederik war ein großer Mann etwas über fünfzig mit breiten Schultern und dem sonnenverbrannten Gesicht aller Karoofarmer. Seine dunkelgrau melierten Haare lockten sich über seinen Ohren und dem Kragen des gepflegten Khakihemdes. Er trug einen militärischen Schnauzer und hatte Lachfältchen um die schalkhaften Augen, besaß einen natürlichen Charme und war einnehmend und bescheiden. Er hatte sich nach vorn gebeugt, die Ellbogen auf die Knie gestützt, und erzählte seine Geschichte |118| spannend, geschickt und mit großer Dringlichkeit. Emma hing an seinen Lippen.
    »Wir versuchen schon seit zwei Jahren, Spitzmaulnashörner zu bekommen, aber es ist schwierig. Eine Genehmigung zu erhalten ist fast unmöglich – es gibt eine ellenlange Warteliste, man wird überprüft, muss genügend Grund und Boden und das passende Habitat vorweisen sowie bereit sein, an Zuchtprogrammen teilzunehmen. Die nationalen Wildparks werden bevorzugt behandelt. Sambia hat letztes Jahr die einzigen zehn verfügbaren Tiere bekommen, weil die Art dort seit 1998 als ausgestorben gilt. Und ein Spitzmaulnashorn ist teuer, wir reden über eine halbe Million Rand pro Exemplar. Aber wir müssen sie wieder ansiedeln, schließlich war hier früher ihr ursprünglicher Lebensraum. Weil ich mich überall umgehört habe, weiß man in den einschlägigen Kreisen inzwischen, dass ich die Tiere suche. Und vor drei Wochen hat mich dann ein Kerl aus Simbabwe angerufen, vom simbabwischen Naturschutz. Zwar hatten ihn Mugabes Sturmtruppen schon lange vertrieben, aber er organisiert noch private Safaris im Chete. Jedenfalls rief er an und sagte, sie hätten einen Bullen und eine Kuh gefangen, zufällig, am Sebungwe-Fluss, etwas südlich von Kariba. Die Tiere seien verschreckt, wild, bösartig, man könne sich ihnen nicht nähern. Er sagte, wenn wir sie nicht retteten, würden sie auf jeden Fall schon bald wegen ihrer Hörner erschossen werden, aber sie hätten kein Geld für die Betäubung und den Transport. Wenn ich für die Kosten aufkäme, würden sie die Tiere bis zur Grenze schmuggeln, dort müsse ich sie dann nur abholen. Die Sache ist aber nicht einfach, denn der Sebungwe liegt siebenhundert Kilometer von der südafrikanischen Grenze entfernt, und sie müssen vorsichtig sein wegen der vielen Straßensperren und so weiter, sie bringen also ein großes Opfer. Aber für alle geht es dabei um die gute Sache …«
    Er unterbrach sich und blickte zum Fenster. Draußen hörte man das hohe Brummen

Weitere Kostenlose Bücher