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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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eines Flugzeugmotors, ein einmotoriges Kleinflugzeug, immer lauter. Diederik Brand nickte, als hätte er damit gerechnet.
    |119| Unser Dorf. Plötzlich, an einem Samstagvormittag, das reinste Ameisennest.
    »Kann ich Ihnen eine Tasse Kaffee anbieten, Meneer Brand?«, fragte Emma in den Augenblick der Stille hinein. Während ich dasaß und mich fragte, was diese Geschichte mit mir zu tun hatte.
    »Diederik, bitte nenn mich Diederik. Nein, danke, Emma. Das Problem ist, das wir nicht genügend Zeit haben.« Er griff zu der dicken schwarzen Akte, die er beim Hereinkommen auf meinem Kutschkasten-Wohnzimmertisch abgelegt hatte, schlug sie auf und begann in den Dokumenten zu blättern. »Als Erstes habe ich mit den Mitarbeitern unseres Ministers geredet, denn es nützt ja nichts, wenn die Tiere bis an die Grenze transportiert werden und ich sie dann nicht einführen darf. Die Umweltbehörde ist sehr entgegenkommend; ich glaube, sie haben ein schlechtes Gewissen wegen Simbabwe, wenn du weißt, was ich meine, aber sie haben sich gesträubt, weil wir kein Herkunftszertifikat und keine Ausfuhrgenehmigung für Simbabwe werden vorweisen können. Wie man es dreht und wendet, es bleibt de facto Schmuggel.«
    Er suchte ein Dokument heraus und legte es feierlich auf den Kutschkasten. »Aber die richtigen Argumente haben dann den Ausschlag gegeben. Erstens der Genpool. Hier in Südafrika ist er klein, denn unsere Spitzmaulnashörner sind fast alle direkte Nachfahren der KwaZulu- und Kruger-Herden. Die Tiere aus Simbabwe sind in dieser Hinsicht Gold wert. Ich musste mich dazu verpflichten, der Naturschutzbehörde das Erstrecht auf die Kälber abzutreten. Zweitens ist meine Farm abgelegen. Kaum jemand wird wissen, dass ich Nashörner halte – du gehörst jetzt auch dazu, und ich bitte dich, dass das unter uns bleibt, denn die Hörner bringen hier zwanzigtausend Dollar pro Kilogramm. Wir reden also über sechzigtausend Dollar pro Horn, fast eine halbe Million Rand. Drittens habe ich genügend Platz, und meine Zäune stehen unter Strom. Hier …«, er tippte mit seinem fleischigen Zeigefinger auf das Dokument, »… ist meine Genehmigung.«
    |120| Er entnahm der Akte ein weiteres Blatt Papier. »Hier ist ein Schreiben des Direktors, der mir eine Ausnahmegenehmigung erteilt, weil es sich um einen ›Nottransport‹ handelt.« Mit den beiden dicken Zeigefingern schrieb er die Anführungszeichen in die Luft.
    »Diederik …«, sagte ich.
    »Lemmer, ich weiß, was du mich fragen willst. Was hat die ganze Sache mit dir zu tun? Ich will es dir sagen. Kennst du Lourens le Riche?«
    »Ich habe von ihm gehört.«
    »Lourens ist momentan mit Nicolas Wildtransporter in Musina. Heute Nacht lädt er die Nashörner etwas östlich von Vhembe an der simbabwischen Grenze auf und muss dann den ganzen Weg hierherfahren, mit einer Fracht, die ein Vermögen wert ist, und das meine ich jetzt nicht nur in materieller Hinsicht. Es sind über tausendfünfhundert Kilometer, und wenn unterwegs etwas passiert …« Brand sah mich bedeutungsvoll an. Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff.
    »Du willst, dass ich ihn auf der Fahrt begleite?«
    »Ja, bitte. Mensch, Lemmer«, sagte er, als seien wir alte Freunde, »ich zahle dir den vollen Preis, nenne mir einfach deinen Tarif.«
    Emmas Gesichtsausdruck besagte, ich solle diese gute Sache unterstützen.
    »Das ist leider nicht so einfach, Diederik.«
    »Alles amtlich, Lemmer, du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
    »Das ist nicht das Problem. Ich bin vertraglich gebunden, ich kann nicht freiberuflich arbeiten.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich arbeite für eine Firma am Kap. Body Armour.«
    »Das ist also dein Leibwächterjob? Ihr passt auf diese ganzen Reichen und Berühmten auf?«
    In der Bo-Karoo gab es keine Geheimnisse, nur verdrehte Wahrheiten. »Meist übernehmen wir Geschäftsleute aus dem Ausland«, erwiderte ich.
    |121| »Aber du hast doch jetzt frei.«
    »Diederik, ich habe einen Vertrag mit Body Armour, in dem festgelegt ist, dass ich nicht freiberuflich arbeiten darf. Alles muss über die Firma laufen.«
    »Die nehmen sicher Provision.«
    »Ja.«
    »Lemmer, Mann … Wie sollen sie denn davon erfahren? Heute Abend verladet ihr, übermorgen früh seid ihr wieder zurück.«
    Wie sollte ich ihm erklären, dass meine Loyalität meiner Arbeitgeberin Jeanette Louw gegenüber nicht verhandelbar war, ohne ihm auf den Schlips zu treten?
    »Ich bin wie du, Diederik. Ich lege Wert auf offizielle

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