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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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gesagt, sie hätte ihm eine Nachricht hinterlassen.«
    Floh van Jaarsveld, Königin der Notlügen. »Bestimmt ist sie irgendwie verlorengegangen. Wann hast du sie im Dorf abgesetzt?«
    »So gegen drei Uhr heute Morgen, Oom.«
    »Du weißt aber nicht, wer sie abgeholt hat?«
    »Sie hat gesagt, eine Freundin würde kommen. Sie hat draußen vor der Polizeiwache gewartet.«
    »Und dann hat sie dich weggeschickt?«
    »Ja, Oom.« Irgendetwas in seiner Stimme sagte mir, dass mehr dahintersteckte.
    »Denk dran, Lourens, das bleibt strikt unter uns.«
    »Na ja, das war so, sie hat gesagt, sie hätte einen Freund und sie wollte nicht …«
    »Dass die Freundin euch sieht?«
    »Ja, Oom.« Voller Erleichterung, weil ich so verständnisvoll war.
    |215| »Noch eine letzte Frage. Was hatte sie dabei?«
    »Ach, Gott, ich … Taschen, Oom, zwei Taschen, eine rote und eine gelbe.«
    »Was ist aus dem Arztkoffer geworden?«
    »Tja, gute Frage.«
    »Die gelbe Tasche, wie groß war die?«
    »Wie bitte?«
    »Die gelbe Tasche. War sie größer als die rote?«
    Es dauerte einen Moment, bis der Groschen fiel, aber trotz seiner Verliebtheit und dem Schlafmangel dämmerte es ihm schließlich: »Scheiße!«, fluchte er leise. »Die gelbe Tasche. Sie hatte sie nicht … Auf Oom Wickus’ Farm, da hatte sie nur die rote und den Arztkoffer dabei.« Dann fragte er besorgt: »Steckt sie in Schwierigkeiten, Oom?«
    »Wie groß war die gelbe Tasche?«
    »Wie soll ich sagen, ungefähr so groß wie einmal Scherwolle.«
    »Wie was?«
    »Wie die Scherwolle von einem Schaf.«
    Ich versuchte, mir das Volumen vorzustellen. »Wie schwer war die Tasche?«
    »Was hat sie getan, Oom?«
    »Das ist eine lange Geschichte, Lourens. Wenn ich es herausfinde, erzähle ich es dir. Wie schwer war die Tasche?«
    »Ich weiß nicht, Oom, sie hat sie selbst ein- und ausgeladen. Als ich ihr helfen wollte, sagte sie, sie sei ein kräftiges Mädchen.«
    »Hast du ihre Nummer?« Nur für alle Fälle.
    Wieder zögerte Lourens. »Oom …«
    »Ich sage ihr natürlich nicht, von wem ich sie habe«, versprach ich, während ich in der Küchenschublade nach Stift und Papier suchte.
    Er gab mir die Nummer. Ich bat ihn, sie zu wiederholen.
    »Sag mir doch bitte, was los ist«, drängte er.
    »Ich weiß es noch nicht genau, Lourens. Aber ich werde es herausfinden. Ich danke dir. Und ich werde dich nicht verraten, Ehrenwort.«
    |216| »Danke, Oom«, sagte er, hörbar erleichtert. Dann fügte er hinzu: »Beinahe hätte ich etwas vergessen. Ich sollte dir etwas von ihr ausrichten.«
    »Ja?«
    »Sie hat gesagt: ›Falls Lemmer etwas sucht, sag ihm, ich habe es.‹«
     
    Ich gab Flohs Nummer in mein Handy ein und rief an.
    »Die von Ihnen gewählte Nummer ist leider nicht vergeben.«
    Wer hätte das gedacht.
    Falls Lemmer etwas sucht, sag ihm, ich habe es.
Das war eine eindeutige Botschaft: »Lass mich in Ruhe, oder …«
    Aber dieses Risiko würde ich eingehen müssen.
    Als ich mich wieder ins Bett legte, fragte ich mich, ob sie tatsächlich ein Gewissen hatte. Sie hatte mit Lourens gespielt, die ganze lange Strecke über. Der Überfall war für sie ein Glückstreffer gewesen.
    Hatte sie gewusst, dass ein Mann, der dem Tod ins Auge geblickt hatte, noch empfänglicher für die Verlockungen des Fleisches war?
    Ich würde sie kriegen.

38
    Spurenlesen erfordert einen ständigen Wechsel der Konzentration. Mal richtet sich der Blick auf die Details einer Fährte, dann wieder auf das Gesamtbild der Umgebung.
    Die Kunst des Spurenlesens: Grundlagenwissen
     
    Lotter landete um siebenundzwanzig Minuten nach neun, ließ das Flugzeug nahe an meinen Ranger rollen, klappte die Kuppel auf und rief: »Wie geht’s, Lemmer? Kein schlechtes Timing, was? Ach du Scheiße, was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«
    »Bin gegen eine Tür gelaufen.«
    |217| »Die Dinger haben Klinken, wusstest du das?«
    Kurz vor dem Abflug erklärte er: »Bis jetzt haben wir noch keine Flugerlaubnis für Simbabwe, aber Martina faxt sie zu deinen Farmer-Freunden, sobald sie da ist. In Lanseria habe ich einen Flugplan eingereicht, mehr konnte ich in der kurzen Zeit nicht tun.«
    »Wer ist Martina?«
    »Meine Frau.«
    Eine Stunde nach dem Start – wobei mir diesmal nicht mehr so übel war, weil ich nur eine Scheibe Toast gegessen hatte und abwechselnd auf die Karoo unter uns und den Horizont vor uns blickte – fragte ich Lotter, warum er keine Freistellung für die Landung in Musina gehabt habe.
    »Aber ich hatte eine.«
    Ich

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