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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Diederik an. Er wird Ihnen sagen, dass ich den Lkw als Geleitschutz begleitet habe. Mir hat er gesagt, dass Sie heute Morgen über den Gesundheitszustand der Fracht gesprochen haben.«
    Er dachte einen Augenblick darüber nach. »Er hat mich gefragt, ob sie eine Hautkrankheit hatten, als ich sie zum letzten Mal gesehen habe. Ich habe nein gesagt.«
    »Sonst nichts?«
    »Nein.«
    »Ich fliege morgen früh rauf. Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Sie fliegen nach Harare?«
    »Nein, dorthin, wo Sie sind. Haben Sie einen Landestreifen?«
    Wieder ein langes Schweigen. »Ich hoffe, Sie haben einen sehr guten Piloten.«

|210| 37
    Während die Grundlagen des Spurenlesens in relativ kurzer Zeit erlernt werden können, dauert es viele Jahre, bis man die Feinheiten beherrscht. Dies erfordert zudem ein angeborenes Talent, so dass nur wenige das Potential besitzen, sich zu Experten zu entwickeln.
    Die Kunst des Spurenlesens
     
    Erst schaute ich im Fernsehen die Seifenoper
7de Laan
. Dann lockten mich verführerische Düfte in die Küche. Auf dem Tisch lag eine Nachricht:
    Verehrter Meneer,
    ich habe Ihnen Ihr Lieblingsessen gekocht, damit Sie zu Kräften kommen. Ich mag zwar keine Prügeleien, aber danke, dass Sie die Ehre von Juffrou Emma verteidigt haben.
    Ihre
    Agatha le Fleur
    Sie war klein und rund, sechsundfünfzig Jahre alt, hatte fünf Kinder in die Welt gesetzt und behandelte mich, als sei ich ihr sechstes. Wenn sie mich ermahnte und betüttelte, verwendete sie meist den Pluralis majestatis. »Wir sollten die schmutzige Wäsche in den Wäschekorb legen, Kleidung ist teuer, man sollte sie nicht einfach in die Ecke werfen.« Oder, an einem Montagmorgen: »Wir sollten nicht das ganze Wochenende über die Tassen und Gläser überall im Haus herumstehen lassen.« Wenn ich von einem Auftrag zurückkehrte, musterte sie mich jedes Mal besorgt und bemerkte: »Ai, ai, wir werden zu mager, morgen essen wir Fleisch, Juffrou Emma wünscht sich einen starken Mann, das sehen wir.«
    Bei ernsten Angelegenheiten lag ein Zettel mit der förmlichen Anrede »Meneer« auf den Tisch.
    Ich öffnete die Ofenklappe. Lammrippchen, langsam gebraten. Außen knusprig, innen butterzart, und das Aroma … unbeschreiblich. Das bedeutete, dass Salat im Kühlschrank stand, |211| denn »wir müssen ausgewogen essen«, fand Agatha, obwohl sie selbst niemals Salat angerührt hätte. Heute Abend gab es junge, im Ganzen zubereitete rote Beete und Feta dazu. Ich machte mir einen Teller zurecht und öffnete eine Flasche roten Birdfield-Traubensaft. Emma hatte mir im Juli zwei Flaschen mitgebracht, und seitdem war ich süchtig danach. Ich bestellte ihn kistenweise aus Klawer.
    Mit Teller, Glas und Flasche setzte ich mich an den Metalltisch auf der Veranda.
    Danke, dass Sie die Ehre von Juffrou Emma verteidigt haben.
    Sie hatte dafür Verständnis, denn sie wusste, was ein Leben ohne Ehre bedeutete. Sie kannte Armut und Erniedrigung, sie kannte das zähe Ringen um die Wahrung ihrer Menschlichkeit, ihrer Würde. Sie wusste um den Wert der Ehre.
    Diederik Brand hatte bemerkt: »Du kannst die Sache nicht auf sich beruhen lassen, was?« Er verstand das nicht, denn er wusste nicht, was es bedeutete, alles zu verlieren.
    Die Antwort verbarg sich in Agathas Brief. Und in meiner Kindheit. Und auf einer dunklen Straße durch die Waterberge.
    Ich aß zu Ende, schenkte mir den letzten Rest Saft aus der Flasche ein und blickte hinauf zu den Sternen am unendlich weiten Firmament über der Karoo. Trotz meiner Müdigkeit und der Schmerzen am ganzen Körper genoss ich diesen Augenblick und diesen Ort. Mein Haus, das ich Stück für Stück restaurierte, genau wie mein Leben. Es lag noch viel Arbeit vor mir, aber dies war mein sicherer Hafen, meine Burg, mein Zufluchtsort. Mein Schlüssel passte in diese Tür. Ich kannte die Geräusche meines Hauses, das Knarren der alten Dachbalken, das Ticken des Wellblechdachs, wenn es nachts abkühlte, das Seufzen der betagten Wasserrohre. Ich kannte die Gerüche jedes Zimmers, die kühlen Winkel im Sommer, die warme Glut des Aga-Ofens im Winter. Unter meinen nackten Füßen spürte ich die Dielen im Flur, den Teppich im Wohnzimmer, den Schiefer meiner Terrasse. Mein Schweiß, mein Blut und meine Arbeit steckten in den restaurierten Teilen, den eingerissenen |212| Mauern. Ich hatte Schwielen an den Händen vom Backsteinetragen, Schubkarreschieben und Hämmern, so dass das Haus zu einem Teil von mir geworden war.
    Und um mich herum das Dorf, das

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