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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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als Louis siebzehn war. Irgendwie ist er dann hier in der Gegend gelandet.«
    »Er wollte für die Naturschutzbehörde arbeiten, da er aber nichts Richtiges gelernt hatte, nahmen sie ihn nicht. Ohne offizielle Papiere kommt man da nicht rein«, sagte Wickus.
    »Stattdessen arbeitete er für die Jäger. Hier, in Botswana und Simbabwe.«
    »Die Trophäenlieferanten, die für die Amerikaner und die Deutschen die größten Elefanten und Löwen aussuchen.«
    »Nicht immer ganz legal«, sagte Lollie.
    »Was sollte er machen? Er wollte in der freien Natur leben und musste seinen Unterhalt verdienen.«
    »Er war ein gutaussehender junger Mann, gesunde Gesichtsfarbe, dichtes blondes Haar, aber nicht von dieser Welt. Einmal soll er in der Nähe von Phalaborwa auf eine Riesenschlage gestoßen und regelrecht aus dem Häuschen geraten sein. Er behauptete, |223| das Tier sei sein Ahne. Das kommt von den Buschleuten, die glauben, der Mensch stamme von der Python ab.«
    »Aber er war der beste Spurenleser weit und breit, hochangesehen, sehr begehrt.«
    »Dann hat er sich mit Drika eingelassen. Nein, man muss es anders ausdrücken. Er hat sich in Drika verliebt. Und sie … Das Problem war, dass die beiden gerade erst neunzehn waren und sie die Tochter des reichen Frik Redelinghuys. Und sie wurde schwanger.«
    »Jesses!«, sagte Swannie und klang genau wie sein Vater.
    Wickus blickte seinen Sohn streng an. »Deswegen sage ich immer, du sollst dein Ding raushalten.«
    »Wickus!«, mahnte Lollie.
    »Wie dem auch sei. Frik Redelinghuys bewirtschaftete im Laeveld sechs, sieben Farmen, Apfelsinen, Bananen, Wild, und heuerte Louis an, wenn die Ausländer zum Jagen kamen. Er war steinreich und hatte drei Töchter. Drika war die jüngste. Ein schönes Mädchen – Floh hat ihre Haare und ihre Figur geerbt –, aber sehr verwöhnt.«
    »Sehr verwöhnt. Sie war sich ihrer Schönheit bewusst und schämte sich nicht, sie zu zeigen. Dabei war sie ein bisschen rebellisch und wollte immer ausgerechnet das haben, was sie nicht bekommen konnte. Sie hatte gerade erst die Schule abgeschlossen und wusste noch nicht, was sie werden wollte. Sie saß zu Hause herum und hatte nur Pferde und Partys im Kopf. Und dann kam Louis.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragte Swannie seine Mutter.
    »Die Leute reden eben. Es ging um die Tochter eines angesehenen Mannes, das war interessant. Es heißt, Frik habe von der Beziehung erfahren, noch bevor seine Tochter schwanger wurde. Er verbot ihr strengstens den Umgang mit Louis, und da schlief sie mit ihm, um ihrem Vater zu beweisen, dass sie tat, was sie wollte.«
    »Und da wurde sie mit Floh schwanger«, ergänzte Wickus.
    »Jesses«, sagte Swannie.
    |224| »Frik war wütend. Was für eine unglaubliche Schande für die Familie! Er legte sein Amt als Presbyter nieder und ließ sich angeblich über ein Jahr lang nicht mehr in der Kirche blicken. Von seiner Tochter distanzierte er sich vollkommen. Louis und Drika heirateten standesamtlich und zogen dann hierher nach Elandslaagte, eine große Farm etwa zwanzig Kilometer außerhalb von Musina. Dort pachteten sie ein Stück Land. Da Louis Aufträge annehmen musste, wann und wo immer er konnte, saßen Drika und Floh alleine in einem kleinen Haus mitten im Nirgendwo.«
    »Das konnte ja nicht gutgehen«, flocht Wickus ein.
    »Drika war noch ein Kind, gewöhnt an Geld und Luxus. Sie hatte nicht die geringste Lust, ein schreiendes Baby allein großzuziehen, und mit der Romantik, mit dem Geliebten durchgebrannt zu sein, war es schon bald vorbei. Wenn man sein Leben lang Aufmerksamkeit und Bewunderung geerntet hat und urplötzlich darauf verzichten muss, macht man sich danach auf die Suche. Sie war mehr im Dorf als auf der Farm, rief andauernd bei Frik an und sagte, wie leid es ihr täte und ob er ihr nicht helfen könnte. Aber Frik erwiderte, sie hätte sich ihr Bett selbst gemacht, jetzt müsste sie auch darin schlafen.«
    »Womit er ganz recht hat. Kinder müssen schließlich lernen, dass jedes Tun seine Folgen hat.«
    »Aber sie war seine Tochter, Wickus.«
    »Ich meine ja nur.«
    »Wenn er ihr geholfen hätte – wer weiß. Jedenfalls ließ Drika Floh immer öfter auf der Farm bei der schwarzen Kinderfrau zurück und flirtete mit allem, was Hosen trug. Sie lud sich auf Partys ein, trank und feierte, und Louis ahnte nichts, denn wenn er aus dem Veld nach Hause kam, lag sie ihm in den Ohren, wie schrecklich es sei, ein Kind allein großzuziehen. So ging das über zwei Jahre

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