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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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berichtete ihm von meiner Begegnung mit Napoleon, dem Wachmann, kurz nach meiner Ankunft.
    »Ein Wachmann?«, fragte er hörbar überrascht. Dann fügte er hoffnungsvoll hinzu: »Du machst Witze, oder?«
    Ich antwortete nicht.
    »Ich hatte ihnen die Start- und Landefreigabe und die Haftungsfreistellung gefaxt, an dem Abend, bevor wir geflogen sind. War gar nicht so einfach. Die Stadtverwaltung ist absolut unfähig. Eine halbe Stunde lang habe ich versucht, die Nummern herauszubekommen. Zum Glück hat ein Kumpel von mir am Luftrennen bei Tzaneem teilgenommen, der konnte sie mir geben, aber Em Ee Zet hat nicht geantwortet, die machen bestimmt freitags um halb fünf Feierabend.«
    »Em Ee Zet?«
    »Mike Echo Zulu. Das ist der FAA-Code von Musina.« Dann fragte er gereizt: »Was soll das, Lemmer?«
    Mein Lügendetektor war nicht unfehlbar, aber alles deutete darauf hin, dass Lotter die Wahrheit sagte.
    Ich beschloss, ihm ebenfalls reinen Wein einzuschenken. Ich erzählte ihm von unserer Reise mit den Nashörnern und verschwieg nichts, nicht einmal meinen Verdacht, dass er mit drinsteckte |218| und Diederik nicht ehrlich war. Minutenlang dachte er darüber nach, dann lachte er, erst ungläubig, dann verständnisvoll.
    »Das erklärt alles«, sagte er.
    »Was?«
    »Diederik, gestern Abend. Als ich ihn angerufen und gefragt habe, ob er den Flug bezahlen würde. Da sagte er: ›Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.‹«
    »Wann genau hat er dich beim letzten Mal beauftragt, mich abzuholen?«
    »Letzte Woche Freitag, nachmittags. Aber das ist ganz normal, er hat es immer eilig und ruft kurzfristig an.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Jemand solle einen Wildtransport begleiten, entweder würde er es selbst übernehmen oder er würde jemanden schicken.«
    In dieser Hinsicht hatte Diederik nicht gelogen. Wo also lag der Hase im Pfeffer? Denn irgendetwas war faul an seiner Geschichte.
    »Du hast erzählt, dass du ihn schon einmal nach Mosambik geflogen hast.«
    »Stimmt.«
    »Was hat er da gemacht?«
    »Weißt du, allmählich solltest du wissen, dass Diederik ein ziemliches Großmaul ist, alles Mögliche erzählt und maßlos übertreibt. Über diese Sache in Mosambik hat er zu mir nur gesagt: ›Großes Geld, Lotter, mehr kann ich leider nicht verraten.‹ Du musst ihn so nehmen, wie er ist. Er ist lustig, er ist charismatisch, er ist ein Original. Nachdem ich ihn zum ersten Mal geflogen hatte, hat er nicht bezahlt. Am Telefon war er sehr charmant und fragte ganz erstaunt: ›Du hast dein Geld noch nicht bekommen?‹ Drei Monate lang ging das so. Als er mich wieder engagieren wollte, sagte ich: ›Nichts für ungut, aber diesmal fliege ich nur gegen Vorkasse und auch erst, nachdem du die erste Rechnung bezahlt hast‹, und er lachte und sagte: |219| ›Na klar, Lotter.‹ Danach hatte ich nie wieder Schwierigkeiten mit ihm. Was er anstellt, nachdem er mein Flugzeug verlassen hat, geht mich nichts an. Aber er weiß: Ich halte mich beim Fliegen an die Regeln.«
    »Aber bestimmt hast du dich schon mal gefragt, welche Geschäfte er macht.«
    »Klar. Wir beide haben unser Ritual, Diederik und ich. Wenn er anruft, weil er irgendwo hinwill, frage ich: ›Und, wen bescheißt du diesmal?‹ Darauf antwortet er: ›Du weißt doch, wie das ist, Lotter, die Dummen sterben nicht aus.‹ Aber was genau er treibt, darfst du mich nicht fragen. Ist mir auch egal.«
    »Mir aber nicht«, erwiderte ich.
    »Schon klar.«
     
    Die Landebahn der Swanepoels bestand aus einem Stück schnurgerader Farmstraße etwa einen Kilometer von der Farm entfernt.
    Lotter flog erst einmal tief über das Haus, bevor er die RV7 mühelos aufsetzte. Als Swannie uns kurz darauf mit dem Land Cruiser abholen kam, war Lotter noch damit beschäftigt, das Flugzeug mit Heringen und Seilen zu sichern.
    Swannie bewunderte die Maschine. »Heißes Gerät.«
    »Amerikanisch«, sagte ich. »Van Göbel-Design.«
    »Wow«, bemerkte Swannie. »Was ist mit deinem Gesicht passiert, Oom?«
    »Er ist gegen eine Tür gelaufen«, antwortete Lotter augenzwinkernd.
    »Echt wahr?«
    »Echt wahr«, antwortete Lotter gespielt ernst. »Ich vermeide ja tunlichst Türen in der Karoo – können ganz schön gefährlich sein.«
    Swannie sah mich an, auf der Suche nach einem Zeichen dafür, dass Lotter ihn auf den Arm nahm. Ich schaute weg. Er gab auf. »Meine Mutter hat gesagt, ihr sollt zum Mittagessen kommen, Oom, wie geht es den Nashörnern, was sagt Floh, ich meine, |220| Cornél, wann kommt sie uns

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