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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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war es, was unsere Cornél hier herausgeschmuggelt hat.«
    Er ließ diese Enthüllung erst einmal auf uns wirken, ehe er nach der Cognacflasche griff und sie über Lotters Glas hielt.
    »Nein, danke, ich muss morgen fliegen.«
    Ehrlichmann nickte und schenkte sich selbst ein.
    Ich war nicht ganz überzeugt von seiner Theorie. »Der Krieg im Kongo liegt zehn Jahre zurück«, wandte ich ein.
    »Der Krieg hat nur indirekt damit zu tun. Das war nur der Anfang. Denken Sie an die jetzige Situation. Denken Sie an die prekäre Lage Simbabwes. Denken Sie an Diamanten im Wert von Millionen amerikanischer Dollar, die im Laufe der Jahre aus der Mbuji-Mayi-Mine herausgeholt wurden und für die sich immer weniger Käufer finden. Denn Simbabwe geriet immer mehr in die Isolation. Es gab Sanktionen, das gesamte Auslandsvermögen der simbabwischen Minister wurde eingefroren, und der Kimberley-Prozess macht es sehr schwierig, einen Markt für ihre schmutzigen Steine zu finden. Auch der internationale Terrorismus spielt eine entscheidende Rolle. Das Problem ist nämlich, dass eine Verbindung zwischen der Mbuji-Mayi-Konzession und der al-Qaida besteht.«
    »Das soll wohl ein Witz sein«, erwiderte Lotter.
    Ehrlichmann schüttelte den Kopf. »Keineswegs. Damals, 1998, standen Mugabe und Chitepo vor einem großen Problem: Sie verfügten nicht über das Knowhow, die Diamanten zu schürfen. Doch in Afrika zieht Aas unweigerlich die Aasgeier an. Und hier kommt nun Mister Sayyid Khalid bin Alawi Macki ins Spiel, ein Geschäftsmann und Minenmagnat aus Oman, der jegliche technische Expertise für die Aufgabe besaß. Innerhalb einer Woche wurde ein Jointventure zwischen Osleg, dem Geschäftszweig des simbabwischen Militärs, der simbabwischen Regierung und Macki auf die Beine gestellt. Wobei unser Mister Macki offenbar derjenige mit den Beziehungen zur al-Qaida ist. Mit Hilfe seiner zahlreichen Firmen wäscht er nicht nur Geld |243| für die Terroristen, sondern beliefert sie auch direkt mit Geldmitteln, Waffen und Ausrüstung. Sie werden also verstehen, wie schwierig es für Johnson Chitepo geworden ist, die Diamanten zu veräußern. Die Simbabwer werden von allen Seiten beobachtet, nicht zuletzt von der CIA. Die üblichen Handelswege sind blockiert, und die Grenzposten werden observiert. Gerüchte besagen, dass Chitepo unter wachsendem Druck steht, die Diamanten zu verkaufen, weil die Zeit drängt. Für ihn, für Mugabe, für Simbabwe. Ich meine, wer weiß schon, wohin die neue Koalitionsregierung steuert? Inzwischen kämpft jeder nur noch für sich allein, und sie belauern einander wie die Hyänen. Jedenfalls verbrachte Johnson Chitepo an jenem Abschiedsabend viel Zeit mit Cornél. Als ich mich kurz vor Mitternacht zurückzog, saßen die beiden tief in eine Diskussion versunken beieinander. Und ich glaube, ich weiß, worüber sie geredet haben. Ich meine, sie war die perfekte Kandidatin: Südafrikanerin, weiß, keine offensichtlichen Verbindungen zum Schmuggel. Und die Nashörner zu benutzen … das war sehr, sehr clever.«
    Ich fragte ihn nach den Tieren.
    Er erzählte, er habe bereits vor einem Jahr durch das Buschtelefon erfahren, dass Diederik Brand, Wohltäter der simbabwischen Farmer, sehr gerne einen Bullen und eine Kuh hätte. Als er die Tiere im Juni aufspürte, kaum zwanzig Kilometer von unserem Standort entfernt, war ihm klar, dass sie nur geringe Überlebenschancen hatten. Spitzmaulnashörner wurden intensiv gewildert, systematisch und mit Wissen der simbabwischen Polizei. Deswegen hatte er Diederik auf Umwegen mitgeteilt, er würde ihm helfen, die Tiere bis zur Grenze zu schaffen, wenn er die Operation finanziere. Als Diederik sich einverstanden erklärte, war Cornél van Jaarsveld als Helferin die erste Wahl gewesen, weil sie sich mit der Betäubung von Wild bei Transporten auskannte. Er hatte ihre Visitenkarte herausgesucht und sie angerufen.
    »Wann war das?«, fragte ich.
    »Anfang Juli. Zwei Tage nach unserem Telefonat war sie hier |244| und handelte geschickt ihre Konditionen aus. Wenn ich ein Team zur Verfügung stelle, um beim Verladen der Nashörner zu helfen, würde sie alles andere organisieren – den Lkw, das Betäubungsmittel für die Tiere. Doch sie war nicht billig. Zweihundertfünfzigtausend …«
    Floh hatten knapp drei Monate und eine Viertelmillion Rand zur Verfügung gestanden, um die Aktion auf die Beine zu stellen. Möglicherweise auch die Zusammenarbeit mit Johnson Chitepo und den simbabwischen Behörden,

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