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Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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gesteuert. Sie musste voller Angst gewesen sein, als sie vor dem Lkw stand und Inkunzi und seine Komplizen alles durchsuchten. All ihre Pläne und unser Leben standen auf dem Spiel. Doch wie schnell hatte sie sich anschließend davon erholt und sich der Situation angepasst!
    Und dann der Diebstahl meiner Glock. War es die kurze Unterbrechung bei den Harleyfahrern gewesen, die sie erkennen ließ, dass ich sie suchen würde? So dass sie auch dagegen Vorkehrungen treffen musste?
    »Sie hat so viel Potential«, hatte Ehrlichmann geseufzt. Doch es war weit mehr als das. Sie hatte die ganze Operation angezettelt, geplant und ausgeführt.
    Ich fragte mich, was Floh tun würde, wenn sie erkannte, dass das viele Geld ihre Wunden nicht heilen konnte.

44
    Die Erschießung gefährlicher Tiere sollte erfahrenen Rangern überlassen werden, die wissen, was sie tun.
    Die Kunst des Spurenlesens: Gefährliche Tiere
     
    Wir frühstückten allein. Chipinduka, der Fahrer des Land Rovers, sagte: »Shumba ist spazieren gegangen. Er lässt Sie grüßen und Ihnen ausrichten, dass Sie hier jederzeit willkommen sind.«
    »Geht er viel spazieren?«, fragte Lotter.
    »Jeden Morgen und jeden Nachmittag.« Chipinduka zog etwas aus seiner Brusttasche. »Shumba hat gesagt, ich soll Ihnen das hier geben.«
    Es war eine sandfarbene Visitenkarte mit einem Trittsiegel darauf.
Cornél van Jaarsveld.
Dazu eine Freemail-Adresse und eine Handynummer. Nicht die, die mir Lourens gegeben hatte.
    Ich hörte, wie Lotter Chipinduka fragte: »Was bedeutet ›Shumba‹?«
    |250| »Das ist Shona für ›Löwe‹. Er hat die Mähne eines Löwen.«
    »Kennen Sie sich mit Tierfährten aus?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Ich zeigte ihm Flohs Karte. »Dieses Trittsiegel. Welches Tier ist das?«
    Er sah sich den Abdruck genau an. »Ich glaube, das ist die braune Hyäne.«
    »Die
braune
Hyäne?«
    »Ja. Sie ist nicht wie die anderen.«
    »Warum?«
    »Sie ist eine Einzelgängerin.«
     
    Als Lotter die Verankerungen der RV7 löste, fragte er: »Und, wohin geht die Reise?«
    Ich musterte die sehr kurze Startbahn und die umgebenden Hügel. »Erst mal müssen wir den Aufstieg überleben.«
    »Und wenn uns das wie durch ein Wunder gelingen sollte?«
    »Könntest du mich dann bitte in Jo’burg absetzen?«
    »Glaubst du, sie ist dort?«
    »Nein, wahrscheinlich nicht. Aber dort ist mein letzter Anhaltspunkt.« Inkunzi, der sich an Floh gelehnt und ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte.
    »Und du hast eine Rechnung zu begleichen.«
    »Die muss womöglich noch warten.«
    Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Eventuell muss ich mich zwischen Information und Satisfaktion entscheiden. Gar nicht so einfach.«
    »Das ist mir schon an dir aufgefallen«, sagte er und begann mit der Inspektion der Maschine. Die beiden Shonas beobachteten ihn äußert interessiert. »Lust auf eine Spritztour?«, fragte Lotter Chipinduka.
    Breites, weißes Lächeln, Kopfschütteln. »Wir sind doch nicht verrückt.«
    »Ihr nicht«, bemerkte ich.
    Sie lachten.
    |251| Als Lotter fertig war, verabschiedeten wir uns und stiegen ein.
    Er war noch immer irritierend fröhlich. »Schon mal ein Wunder erlebt?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Dann wird das wohl dein großer Moment …«
     
    Das Wunder geschah, aber ich wusste nicht, wie, denn ich hielt die Augen geschlossen.
    Als wir unsere Flughöhe erreicht hatten und Lotter seine Dialoge in Luftfahrtsprache beendet hatte, fragte ich ihn, ob er sich schon einmal als Tier betrachtet hätte.
    »Was soll dieses Weibergequatsche?«, fragte er in perfekter Arnold-Schwarzenegger-Imitation zurück.
    »Scheint eine neue Mode zu sein. Shumba, der Mähnenlöwe, Floh, die braune Hyäne. Ein Mann namens Snake wurde bei dem Überfall getötet, und ich bin unterwegs, um Inkunzi, dem Bullen, einen Besuch abzustatten. Was ist mit den Leuten los?«
    »Ich nehme an, das gehört zu unserer Kultur«, antwortete Lotter philosophisch. Dann, ein paar Minuten später: »Hast du mal Laurens van der Post gelesen, den Naturalisten?«
    »Nein.«
    »Er hat über die Begegnung eines kleinen Mungos und einer zwei Meter langen Kobra geschrieben …«
    »Und?«
    »Das erinnert mich irgendwie an dich. Und du bist nicht die Kobra.«
    »Hat der Mungo gewonnen?«
    »Weiß ich leider nicht mehr.«
     
    Um kurz nach zwölf landeten wir in Lanseria. »Ich lass dich vor den Hangars raus, denn ich muss tanken. Übrigens, ist das eine Knarre in deiner Tasche?«
    Er hatte am Abend zuvor nichts gesagt, als ich mit der MAG7

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