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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Woher hat sie die?«
    »Blaue Flecke? Ich weiß von keinen.«
    »Ms. Nolan sagt, sie habe Sie vor zwei Tagen danach gefragt. Und daß Sie sie nicht erklären konnten.«
    »
Wie bitte?
«
    »
Können
Sie sie erklären?«
    »Ich möchte wissen, warum, zum Teufel, sie so etwas sagt«, sagte Toby. »Wo ist sie?«
    Alpren musterte sie einen Augenblick lang. Dann schüttelte er den Kopf. »Unter den gegebenen Umständen, Dr. Harper«, sagte er, »möchte Ms. Nolan nicht mit Ihnen sprechen.«
    Nach der CT-Aufnahme wurde Ellen in die Abteilung für Intensivmedizin gelegt, und Toby durfte wieder zu ihr. Als erstes zog sie die Decke weg und sah nach den blauen Flecken. Sie fand vier kleine, unregelmäßige Flecke außen am linken Oberschenkel. Sie sah sie ungläubig an und tadelte sich selbst dafür, so blind gewesen zu sein. Wann und wie war das passiert? Hatte Ellen sich selbst verletzt? Oder waren es Druckstellen von einer Hand, die mehrfach die zarte Haut eingedrückt hatte? Sie deckte ihre Mutter wieder zu und stand, die Hände an das Bettgeländer geklammert, voller Zorn da. Sie gab sich Mühe, ihr Urteilsvermögen nicht zu verlieren. Doch sie konnte den Gedanken nicht unterdrücken:
Wenn das Jane war, bringe ich sie um.
    Jemand klopfte an das Fenster der Kabine, und Vickie kam herein. Ohne ein Wort setzte sie sich an die andere Seite des Betts.
    »Sie liegt im Koma«, sagte Toby. »Sie haben gerade ein CT von ihrem Schädel gemacht. Es sieht so aus, als hätte sie eine massive Gehirnblutung gehabt. Die kann man nicht drainieren. Wir können sie nur beobachten. Und warten.«
    Vickie schwieg weiter.
    »Alles ist so verrückt gelaufen heute morgen«, sagte Toby. »Sie haben blaue Flecke an Moms Oberschenkel entdeckt. Jane hat der Polizei gesagt, das wäre ich ge-wesen. Sie hat sie wirklich dazu gebracht zu glauben …«
    »Ja, sie hat es mir gesagt.«
    Toby sah sie mit großen Augen an. Der teilnahmslose Ton in der Stimme ihrer Schwester erschreckte sie. »Vickie …«
    »Letzte Woche habe ich es dir
gesagt,
Mom ist krank. Ich habe dir gesagt, sie übergibt sich. Aber du schienst überhaupt nicht besorgt.«
    »Ich nahm an, es sei ein Virus …«
    »Aber zu einem Arzt hast du sie nie gebracht, oder?« Vickie sah sie an, als betrachte sie ein Wesen, das sie noch nie zuvor gesehen hatte. »Ich habe es dir nicht gesagt, aber Jane hat mich gestern angerufen. Sie bat mich, es dir gegenüber nicht zu erwähnen. Sie machte sich Sorgen.«
    »Was hat sie gesagt? Vickie!
Was hat sie gesagt?
«
    »Sie sagte …« Vickie schnaufte und zitterte. »Sie sagte, sie mache sich Sorgen um das, was bei dir vor sich geht. Als sie ihren Job bei dir anfing, habe sie blaue Flecke an Moms Armen bemerkt, als hätte sie jemand zu fest angepackt. Herumgeschüttelt. Die Flecke seien vergangen, aber diese Woche seien neue aufgetaucht. An den Schenkeln. Hast du sie gesehen?«
    »Jane ist es, die sie täglich badet …«
    »Dann hast du sie also nicht gesehen? Hast nicht einmal davon gewußt?«
    »
Mich
hat sie nie danach gefragt!«
    »Und die Verbrennungen? Was ist mit den Brandwunden an Moms Händen?«
    »Das ist vor Wochen passiert! Mom hat einen heißen Teller aus dem Ofen in die Hand genommen.«
    »Es
hat
also Brandverletzungen gegeben.«
    »Das war ein Unfall! Bryan war dabei, als es passierte.«
    »Meinst du damit, Bryan war dafür verantwortlich?«
    »Nein. Nein, das will ich damit nicht sagen …«
    »Wer hat es also zu verantworten, Toby?«
    Die beiden Schwestern sahen einander über die schlafende Ellen hin an.
    »Ich bin deine Schwester«, sagte Toby. »Du kennst mich. Wie kannst du einer völlig fremden Person mehr glauben?«
    »Ich weiß nicht.« Vickie fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Ich will nur, daß du mir sagst, was wirklich passiert ist. Ich weiß, mit Mama ist es nicht leicht. Manchmal ist sie schlimmer als ein Kind, und es ist nicht leicht, sie zu …«
    »Was weißt
du
denn davon? Du hast dich niemals angeboten zu helfen.«
    »Ich habe eine Familie.«
    »Mom
ist
Familie. Das ist etwas, was dein Mann und deine Kinder nicht zu begreifen scheinen.«
    Vickie schob das Kinn vor. »Jetzt schiebst du es wieder auf die Schuldschiene, deine typische Tour. Wer hat am schwersten zu tragen, wer gehört als erste heiliggesprochen? Die heilige Toby.«
    »
Laß das.
«
    »Wann hast du also die Geduld verloren? Wann hast du schließlich durchgedreht und angefangen, sie zu schlagen?«
    Toby fuhr

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