Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
keine Reaktion auf Schmerzstimulation.
    17.15 –
Besuch Tochter Vickie.
    19.03 –
Vitalwerte stabil; weiterhin keine Reaktionen.
    Sie blätterte zur nächsten Seite und entdeckte die neueste Eintragung:
    20.30 –
Laborantin entnimmt Blut für 7-Dehydroxy-warfarin-Test.
    Sofort stand sie auf und eilte ins Stationszimmer. »Wer hat den Test hier angeordnet?« fragte sie und hielt der diensthabenden Schwester das Klemmbrett hin. »Den Dehydroxywarfarin-Test?«
    »Er betrifft Mrs. Harper?«
    »Ja, meine Mutter.«
    Die Schwester nahm Ellens Krankenblatt von der Ablage und blätterte. »Das war Dr. Steinglass.«
    Toby nahm den Telefonhörer auf und wählte. Es läutete zweimal, und Dr. Steinglass bekam kaum sein »Hallo!« heraus, als Toby auch schon losschoß.
    »Bob, warum haben Sie bei meiner Mutter einen Warfarin-Test angeordnet? Haben Sie Grund zu der Annahme, daß sie Cumarin bekommen hat? Oder Rattengift?«
    »Es war … wegen der Blutergüsse. Und wegen der intrazerebralen Blutung. Ich sagte Ihnen schon, daß die Blutgerinnung extrem verzögert ist …«
    »Gestern meinten Sie, der Grund könnte eine Entzündung der Leber sein.«
    »Die Gerinnungswerte waren zu abnormal. Eine Hepatitis würde das nicht erklären.«
    »Warum also der Warfarin-Test? Sie hat nie Warfarin bekommen.«
    Langes Schweigen am anderen Ende der Leitung. »Man hat mich gebeten, den Test anzuordnen«, sagte Steinglass schließlich.
    »Wer?«
    »Die Polizei. Sie sagten mir, ich solle mich deswegen mit der Rechtsmedizin in Verbindung setzen. Von dort kam der Vorschlag, auf Warfarin zu testen.«
    »Mit wem haben Sie gesprochen? Mit welchem Arzt?«
    »Dr. Dvorak.«
    Dvorak tastete halbwach und noch im Dunkeln nach dem Telefonhörer. Beim vierten Läuten hatte er ihn schließlich in der Hand. »Hallo?«
    »Warum, Dan? Warum tun Sie das?«
    »Toby?«
    »Ich dachte, wir waren Freunde. Und nun sehe ich Sie auf der anderen Seite. Ich verstehe nicht, wie ich mich in Ihnen so täuschen konnte.«
    »Hören Sie, Toby …«
    »Nein, jetzt hören Sie
mir
zu!« Ihre Stimme zitterte. Ein Schluchzer wollte nach oben, wurde aber gewaltsam unterdrückt. »Ich habe meiner Mutter nie weh getan. Ich habe sie auch nicht vergiftet. Wenn jemand ihr weh getan hat, dann war das Jane Nolan.«
    »Niemand sagt, daß Sie etwas Schlimmes getan haben. Ich sage es auch nicht.«
    »Warum haben Sie mir dann nicht gesagt, daß Sie ihr Blut auf Warfarin untersuchen? Warum tun Sie das hinter meinem Rücken? Wenn Sie Hinweise haben, daß sie vergiftet wurde, dann hätten Sie mit
mir
darüber reden müssen. Es
mir
sagen müssen. Nicht diesen Test hineinmogeln dürfen, während ich gerade wegschaue.«
    »Ich habe bereits versucht, Sie anzurufen und es Ihnen zu erklären, aber Sie waren nicht zu Hause.«
    »Ich war im Hospital. Wo hätte ich denn sonst sein sollen?«
    »Okay, ich glaube, ich hätte versuchen sollen, Sie im Springer zu erreichen. Tut mir leid.«
    »Leid tun reicht da nicht. Nicht, wenn Sie hinter meinem Rücken agieren.«
    »So ist es nicht gewesen. Ich bekam einen Anruf von Detective Alpren. Er sagte mir, die Gerinnungswerte Ihrer Mutter seien weit unter normal. Er fragte mich, woher das kommen könne und ob ich mich darüber mal mit dem behandelnden Arzt unterhalten wolle. Ein Warfarin-Test ist dann der nächste logische Schritt.«
    »Logisch.« Sie lachte bitter. »Ja, das hört sich ganz nach Ihnen an.«
    »Toby, es gibt ein halbes Dutzend anderer Gründe, warum ihre Gerinnungswerte nicht normal sein könnten. Ein Warfarin-Test gehört einfach zum Standard. Die Polizei hat mich um Rat gefragt, und den habe ich gegeben. Das ist mein Job.«
    Sie schwieg einen Moment, aber er konnte sie zitternd atmen hören und wußte, daß sie gegen das Weinen ankämpfte.
    »Toby?«
    »Ich nehme an, es ist auch Ihr Job, vor Gericht gegen mich auszusagen.«
    »Dazu wird es nicht kommen.«
    »Aber wenn.
Wenn
es dazu kommt.«
    »Mein Gott, Toby.« Er seufzte erschöpft. »Auf die Frage werde ich
nicht
antworten.«
    »Macht nichts«, sagte sie, bevor sie einhängte. »Das haben Sie bereits.«
    Detective Alpren hatte Augen wie ein Luchs, hell und durchdringend. Kein Detail entging ihm. Aber länger als eine Minute konnte er seinen Blick nicht auf eine Sache konzentrieren. Er marschierte im Sektionsraum auf und ab, und wenn er das nicht tat, dann trat er von einem Fuß auf den anderen. Die Leiche auf dem Tisch interessierte ihn überhaupt nicht. Er war wegen Dvorak gekommen, und nun

Weitere Kostenlose Bücher