Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Stimme. »Sie haben mir erklärt, ich hätte noch eine letzte Chance. Aber ich habe es nicht geschafft, dich rechtzeitig auszuliefern. Und jetzt bringen sie alle Magier im Scheideweg um.«
Ein Schluchzen schüttelte ihren Körper, doch ich war schon nicht mehr in der Lage, Mitleid mit ihr zu empfinden.
»Wie haben sie die Dominae dazu gebracht, anzugreifen?«
»Das war nicht schwer. Eine dieser Schlampen gehört selbst der Kaste an.«
»Welche?«, fragte ich, wobei meine Stimme genauso eisig klang, wie sich mein Blut anfühlte.
»Lavinia Kane.«
Diese Antwort ließ das Adrenalin noch schneller durch meine Adern rauschen. Ich wandte mich an Slade. »Ich brauche dein Auto.«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn du glaubst, ich lasse dich da allein hin, musst du verrückt sein.«
»Slade, ich habe keine Zeit, mich zu streiten. Das Ganze ist höchstwahrscheinlich eine Selbstmordmission.«
»Mag sein. Wenn Damara Recht hat, betrifft es uns alle.«
Auch Michael meldete sich zu Wort. »Richtig. Wir kommen auch mit.«
Ich sah die sechs entschlossenen Männer, die um mich herumstanden, aufmerksam an. »Gut. Dann bringt Damara auch mit.«
Michael runzelte die Stirn. »Warum töten wir sie nicht einfach?«
Damara zuckte zusammen und versuchte, sich von den Handschellen zu befreien.
»Aus zwei Gründen: Zum einen habe ich vor dem Rat der Hekate meine Glaubwürdigkeit eingebüßt, weil uns meine Tat die Unterstützung der Königin gekostet hat. Wenn ich jetzt auch noch auf ihrem heiligen Fest mit
einem Rudel Werwölfe und einem Vampir auftauche, dürfte das ihre Meinung über mich vermutlich nicht ändern. Damara ist unsere Lebensversicherung. Der Rat hört vielleicht nicht auf uns, aber ihr wird man glauben.«
Slade nickte. »Und der zweite Grund?«
»Ich bin aus dem Mordgeschäft ausgestiegen. Soll der Rat entscheiden, was mit ihr geschieht.« Einen Moment lang hielt ich inne. »Falls er das nach dieser Nacht noch kann.«
32
Eine halbe Stunde später saß ich gemeinsam mit fünf wütenden Werwölfen, einem ehemaligen Vampirauftragskiller und einer leise vor sich hinschluchzenden Magierin in einem Van. Die Stimmung im Wagen war angespannt. Wir alle saßen schweigend und reglos da, als wollten wir uns wappnen gegen das, was uns bevorstand.
Schließlich brach Slades Fluchen das Schweigen. Er hatte zum x-ten Mal versucht, mit dem Handy den Hekate-Rat anzurufen, hatte aber wieder nur die Mailbox erreicht.
Jetzt meldete sich auch Michael zu Wort. »Sabina? Wir müssen noch etwas besprechen.«
»Was denn?«, fragte ich und streckte den Kopf zwischen den Sitzen nach vorn. Mit jedem Kilometer, den wir hinter uns ließen, verkrampfte sich mein Magen mehr. Selbst wenn wir rechtzeitig dort eintreffen würden, war ich mir keineswegs sicher, ob mir die Ratsmitglieder auch zuhören würden. Verdammt, ich war mir noch nicht einmal sicher, dass Maisie mir zuhören würde.
»In zwanzig Minuten nehmen wir alle Wolfsgestalt an. Das könnte von Vorteil sein, aber ich wollte euch trotzdem schon mal vorwarnen.«
Ich nickte und warf dann einen Blick hinaus in die Nacht. Klar und deutlich hing der Vollmond wie ein blutiges Wundmal am Himmel. Oder war es ein himmlisches Stoppschild? Ein düsteres Omen?
Die erzwungene Handlungspause und die gleichzeitig steigende Spannung, was als Nächstes kommen würde, stimmten mich nachdenklich. Noch nicht einmal eine Stunde zuvor hatte ich noch gedacht, ich müsse mich nur noch um mich selbst kümmern. Seltsam, wie sich das Leben manchmal in einem Wimpernschlag um hundertachtzig Grad drehen konnte! Damaras Geständnis hatte alles verändert. Ich konnte nicht einfach all jenen den Rücken kehren, die mir so viel bedeuteten – vor allem jetzt nicht, da ich sie in großer Gefahr wusste. Ich war wirklich ein toller einsamer Wolf …
Doch so groß meine Sorgen auch waren, so gut war es gleichzeitig, endlich wieder ein Ziel vor Augen zu haben. Etwas anderes als mein eigenes Wohlergehen, auf das ich mich konzentrieren konnte. Natürlich waren meine Gründe, zum Scheideweg zu fahren, nicht ganz selbstlos. Nachdem ich von der Rolle meiner Großmutter in diesem Drama erfahren hatte, war mir wieder klar geworden, weshalb ich überhaupt nach New York gekommen war. Mehr denn je hatte ich Grund, mich ihr zu stellen und sie bluten zu lassen.
Natürlich wusste ich, dass meine Großmutter sich nicht an diesem Kampf beteiligen würde. Sie und die anderen beiden Dominae würden sich nicht dazu herablassen,
Weitere Kostenlose Bücher