Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
zukünftige Ereignisse. Manchmal aber auch Rätsel, die ich erst lösen muss. Doch diese Vision ist schwerer zu verstehen als die meisten.«
Ich sah mir die Farbwirbel und die Bilder der Uhren, Vögel, goldenen Lotosblüten und der Dutzenden von anderen, scheinbar willkürlichen Symbolen an. Als sich mir keine Bedeutung erschloss, wechselte ich das Thema. »Das Bild, an dem du vorhin gearbeitet hast, als wir kamen – stellt das auch einen Traum von dir dar?«
Sie lächelte. »Nein. Das war ein Porträt von dir.«
Ich runzelte die Stirn, da ich mich nur an eine Ansammlung von roten Wirbeln und Flecken erinnern konnte, die mit Schwarz und Weiß durchsetzt waren. »Ich dachte, bei Porträts geht es meistens um das … Na ja, du weißt schon … Um das Gesicht.«
Sie sah mich lächelnd an, als sei ich ein naives Kind. »Es soll das Porträt deines Wesenskerns werden.«
»Hä?«
»Eine meiner Stärken ist die Farbmagie. Jeder hat eine vorherrschende Farbe, die sein Leben bestimmt oder beeinflusst. Sie weist auf mehrere Aspekte des Charakters hin. Ich benutze die Farben, um das Wesen von Personen darzustellen.«
»Und meine Wesensfarbe ist rot?«
»Eindeutig. Rot steht für Mut, Aggressivität, Spontanität, viel Energie und eine extreme Einstellung zu den Dingen des Lebens.«
Der Kater schnaubte. »Genau so ist sie. Allerdings hast du Sturheit vergessen.«
Ich funkelte Giguhl an, um ihm zu bedeuten, dass sein Gerede noch ein Nachspiel haben würde. »Welche Farbe bist du?«, fragte ich Maisie.
»Ich bin blau.« Ehe ich mich erkundigen konnte, was das bedeutete, wechselte sie jedoch das Thema. »Okay.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß und tippte nachdenklich mit dem Zeigefinger auf ihre Lippen. »Ich glaube, Rot wäre auch in diesem Fall das Richtige.«
Behutsam setzte sie Giguhl auf dem Bett ab. Er streckte sich, ehe er sich auf ihrem Kissen zusammenrollte und sofort einschlief. Maisie drehte sich zu mir um und murmelte einige Worte in einer fremden Sprache.
Meine Haut begann zu kribbeln, als wäre ich von einer schwachen elektrischen Ladung erfasst worden. Ich sah an mir herab und riss verblüfft den Mund auf. Die Jeans und die Lederjacke waren verschwunden, und an ihre Stelle war ein langes rotes Kleid getreten. Ich drehte mich, so dass ich mich im Spiegel hinter Maisies Tür betrachten konnte. Die Träger des Kleides waren in sich gedreht und liefen in einem tiefen V-Ausschnitt zusammen. Unter der Brust floss der Stoff im Empirestil nach einer weiteren gedrehten Kordel elegant zu Boden.
»Das kann ich nicht tragen«, sagte ich, da mich bei meinem Anblick leichte Panik erfasste. Ich sah so … so seltsam feminin aus. Ich zog grundsätzlich keine Kleider an. Die Röcke störten nicht nur bei einem Nahkampf oder einer schnellen Flucht, sondern Kleider machten es auch deutlich schwieriger, darunter eine Waffe zu verbergen.
»Natürlich kannst du das. Alle tragen bei unseren Zusammenkünften
einen Chiton. Diese Tradition stammt noch aus unserer Zeit in Athen.«
»Trotzdem«, widersprach ich. »Kann ich nicht etwas weniger Mädchenhaftes anziehen?«
»Leider ist der Rat ziemlich streng, wenn es um unsere Rituale geht«, erwiderte sie. »Wäre dir vielleicht eine andere Farbe lieber?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, die Farbe ist gut.« Das tiefe Rot erinnerte mich an frisches Blut, was mir nicht schlecht gefiel.
Ich hörte ein Rascheln und drehte mich um. Maisie stand in einem beinahe identischen Kleid hinter mir. Ihres war allerdings Türkisgrün und hatte eine goldene Kordel um die Taille geschlungen. Ihre plötzliche Verwandlung überraschte mich, doch an solche Dinge musste ich mich wohl gewöhnen, wenn ich unter Magiern leben wollte.
»Du musst mir unbedingt beibringen, wie man das macht.«
Maisie zupfte an ihrem Kleid, während sie sich im Spiegel betrachtete. »Keine Sorge. Du wirst bald mit deinem Training anfangen.« Sie lächelte. »Bist du so weit?«
Es klopfte an der Tür, und Adam streckte den Kopf herein. »Der Rat ist versammelt«, sagte er zu Maisie. Dann wanderte sein Blick zu mir. Er hielt inne. Seine Augen musterten mich von Kopf bis Fuß. »Wow.«
Meine Wangen begannen zu glühen, und ich kam mir auf einmal nackt vor. Nur mühsam widerstand ich dem Wunsch, mich zu verstecken, und reckte stattdessen trotzig das Kinn. »Was ist?«
Er sah mir tief in die Augen und räusperte sich.
»Nichts. Ich habe dich nur noch nie zuvor in einem Kleid gesehen. Das ist alles.«
»Sieht sie
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