Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
nicht toll aus?«, meinte Maisie.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Unglaublich.«
Ich nahm mir einen Moment Zeit, um auch ihn von oben bis unten zu begutachten. Er trug eine kürzere Version des Chiton. Seiner war schwarz und über dem Herzen war ein goldener Blitz eingestickt. Der Chiton unterstrich seine golden schimmernde Haut und die angenehm muskulösen Arme und Beine. Noch nie zuvor hatte ein Kleid so männlich gewirkt, und ich verspürte auf einmal das Bedürfnis, zu erfahren, was sich unter seinem Rock verbarg.
Ein erotisches Kribbeln ließ mich nervös von einem Fuß auf den anderen treten. Gleichzeitig erinnerte mich die Frage, was Adam wohl drunter trug, daran, dass ich selbst unter meinem Chiton nichts anhatte. »He, wo sind eigentlich meine Waffen?«
Maisie zuckte mit den Achseln. »Bei deinen anderen Klamotten.«
»Solche Waffen sind bei den Ritualen nicht erlaubt«, meinte Adam.
Ich warf ihm einen verächtlichen Blick zu. »Wahnsinnig witzig.« Mit den Armen in die Hüften gestemmt, wandte ich mich an Maisie. »Gib sie mir wieder.«
Maisie hob beide Hände, um mich zu beruhigen. »Du wirst von deiner Familie umgeben sein, Sabina. Niemand wird dich angreifen.«
»Sie hat Recht, Rotschopf«, meinte Adam mit leiser Stimme.
»Muss ich dich wirklich erst daran erinnern, dass mich meine eigene Großmutter vor weniger als einer Woche
pfählen wollte? Ich will nicht unhöflich erscheinen, aber es fällt mir momentan etwas schwer, mich in der Nähe meiner Familie sicher zu fühlen.«
Adam seufzte. »Ehrlich, Sabina. Selbst mit einer Waffe hättest du keine Chance, dich auch damit zu verteidigen. Die meisten Magier, die du kennenlernen wirst, könnten dich sozusagen im Vorübergehen entwaffnen.«
»Na großartig. Jetzt fühle ich mich doch gleich sicherer.«
Maisie trat einen Schritt auf mich zu und legte ihre Hand auf meinen Unterarm. »Sabina, ich weiß, das muss schwer für dich sein. Aber ich schwöre dir beim Grab unseres Vaters, dass dir hier niemand auch nur ein Haar krümmen wird.«
Ich öffnete den Mund, um ihr zu widersprechen, doch Adam gelang es, meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Seine Augen flehten mich an, das Thema fallen zu lassen. Daraufhin warf ich Maisie einen Blick zu; sie wirkte angespannt und nervös. Mit einem resignierten Seufzer nickte ich. Ich kannte Maisie zwar noch nicht gut genug, um ihr ganz über den Weg zu trauen, aber bei Adam war das etwas anderes. »Also gut. Aber ich will meine Waffen sofort zurück, wenn das Treffen vorüber ist.«
Maisie wirkte erleichtert. Sie fasste nach meiner Hand. Unsere Hände kribbelten, als sie sich berührten. Ihre Miene wirkte ernst. »Ich weiß, dass du viel opfern musstest, als du dich entschieden hast, hierherzukommen. Aber du kannst dir sicher sein, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Du gehörst hierher.«
Das würde sich noch zeigen. Aber selbst ich war nicht so unhöflich, dass ich Maisies offensichtliche Ernsthaftigkeit
laut infrage gestellt hätte. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, nickte ich schweigend.
Ein strahlendes Lächeln erhellte ihre Miene. »Gut. Nachdem wir das klären konnten – bist du jetzt bereit, den Rat der Hekate zu treffen?«
Ich atmete tief durch. In Wahrheit war ich alles andere als bereit, aber diese Tatsache hatte mich noch nie davon abgehalten, etwas zu tun. »Ich kann es kaum erwarten«, flunkerte ich und folgte ihr.
3
Um zum Plenarsaal zu gelangen, mussten wir mit dem Lift fahren. Als sich die Türen im Keller des Gebäudes öffneten, verschlug es mir einen Moment lang fast den Atem. Statt eines imposanten, nüchternen Sitzungsraums, wie ich ihn erwartet hatte, fand ich mich in einem Saal wieder, der wirkte, als hätte sich eine Hippie-Kommune mitten im Senat niedergelassen. Der ganze Ort stank geradezu nach Sandelholz und Patschuli.
Der Lift hatte sich am oberen Ende des Raumes geöffnet. Von dort aus führte eine Treppe an zahllosen, wie im Kolosseum angeordneten Sitzreihen bis nach unten. Auf den Plätzen lagen farbige Kissen, die wie buntes Konfetti wirkten. Zwischen den Reihen standen Hunderte von Magiern. Sie alle trugen Chitons in jedem nur erdenklichen Farbton.
Am Fuß der Treppe befand sich eine Art Bühne, auf der ein langer, mit bunten Tüchern bedeckter Tisch thronte. Dahinter hatten sich fünf Magier in weißen Chitons versammelt und blickten aufmerksam zu uns hoch. Offenbar durften nur Mitglieder des Rates den Chiton in Weiß tragen, denn ich
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