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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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melden. Rune.«
    Bichlmaier wusste erst nicht, was er tun sollte. Mehrere Male versuchte er den alten Freund zu erreichen, aber Runes Handy war und blieb tot. Wo zum Teufel steckte er?
    Als er das Haus verließ, schlug die Kirchturmuhr gerade zwölf Uhr. Er wandte sich nach rechts in Richtung des Stadttores. Wenig später kam er an dem Burger King Restaurant vorbei, in dem ihm vor Kurzem das junge Mädchen ihr Tablett mit Hamburgern und Cola über die Füße gekippt hatte. Er blickte instinktiv auf die langen Reihen von Jugendlichen, die anstanden. Soweit er sehen konnte, war das Mädchen nicht unter den Wartenden. Irgendwie beruhigte ihn das, und fast erleichtert wanderte er auf der ehemaligen Hauptstraße, die mittlerweile zur Fußgängerzone umfunktioniert worden war, weiter.
    Obwohl es noch nicht sonderlich warm war und der Wind recht ordentlich blies, hatten die Wirte der Cafés und der Eisdielen begonnen, Stühle und Tische ins Freie zu stellen. Die Menschen saßen, teilweise noch in dicke Jacken gehüllt, in der kalten Sonne und dem böigen Wind, bereit, sich auf einen Frühling einzulassen, der irgendwann kommen musste.
    Weiter oben, in unmittelbarer Nähe des Stadttores, lungerte eine Gruppe von Fußballfans herum, ausgestattet mit Schals und Mützen in den Farben ihres Vereins. Sie hatten Dosenbier in der Hand und grölten Unverständliches. Die Passanten, die geschäftig hin und her eilten, nahmen kaum Notiz von ihnen. Auch Bichlmaier warf ihnen nur einen kurzen Blick zu. Er hatte den Eindruck, als gehörten sie zum Bild der Stadt, schrille Tupfer in einem blassen Rahmen bürgerlicher Ordnung und Tugend.
    Das Stadttor war erst vor wenigen Jahren renoviert worden und bildete den nördlichen Abschluss der Fußgängerzone. Eine am Torbogen eingemeißelte Jahreszahl kündete von den Anstrengungen der Stadtväter, der Stadt einen ordentlichen und zeitgemäßen Anstrich zu geben. Bichlmaier konnte sich noch erinnern, wie es hier vor 40 Jahren ausgesehen hatte. Da hatte keine Fußgängerzone existiert und das alte Tor war heruntergekommen und verwahrlost gewesen, verziert mit hastig gesprühtem RAF-Logo und Szenesprüchen der Zeit. Immer wieder hatten die Männer der Stadtreinigung versucht, die Schriftzüge zu beseitigen, doch wie von Geisterhand waren sie über Nacht erneut auf dem alten Mauerwerk aufgetaucht. Verblasste Menetekel aus einer längst vergangenen Zeit.
    Nachdem er die Stadt hinter sich gelassen und die kleine Anhöhe bewältigt hatte, von der aus ein Fußweg hinab zum Kasernentor führte, begann er, seine Müdigkeit zu spüren. Schon während des Anstiegs hatte sich ein Gefühl von Unbehagen, eine Vorahnung von Schwäche bei ihm eingestellt. Er blieb stehen, bis seine Atmung ein wenig zur Ruhe gekommen war, lauschte dabei dem Schlagen seines Herzens. Überall duftete es nach Frühling, doch er achtete nicht auf die Gerüche und auch nicht auf die Geräusche, die ihn umgaben. Er schloss die Augen.
    Erst als er eine Weile so gestanden hatte, wurde es um ihn herum ruhiger und er nahm wahr, wie sich die Baumkronen lautlos über ihm wiegten und ihn in ihren Rhythmus hineinzogen.
    Dann plötzlich ein Geräusch, das nicht in die Stille passte. Das Knacken eines Astes vielleicht.
    Als er die Augen öffnete, nahm er am Rande seines Gesichtsfeldes eine Bewegung wahr. Er wandte den Kopf und versuchte, der Bewegung mit dem Blick zu folgen, aber da war nichts. Und doch hatte er etwas bemerkt, etwas Dunkles, Schattenhaftes, das hinter den Bäumen verschwunden war. Ein Jogger? Ein Tier?
    Eigenartig, dachte er und ging weiter. Wurde er beobachtet? Er erinnerte sich an den Ausdruck in Runes Gesicht, als sie den Wachturm verlassen hatten. Bereits da hatte er das Gefühl gehabt, dass jemand in ihrer Nähe gewesen war, der sie heimlich beobachtet hatte.
    Wenige Minuten später stand er vor dem Kaserneneingang. Ehe er das Areal betrat, wandte er sich mehrere Male nach allen Seiten um, aber da war niemand, der die friedvolle Stille störte.
    Wieder fühlte er sich in die Vergangenheit versetzt und ihn beschlich ein eigenartiges Gefühl. Doch anders als beim ersten Besuch vor wenigen Tagen, ging er nun schnellen Schrittes zu dem ehemaligen Mannschaftsquartier, in dem Rune hauste. Die Tür zu dem Gebäude war nicht verriegelt, und er trat ein, ohne groß zu zögern. Dabei rief er mehrmals nach dem Freund, doch war von Rune nichts zu sehen und zu hören. Er drückte die Klinken zu jeder der früheren Buden, in die man

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