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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ehe der etwas äußern konnte. Sie versuchte dabei, den Eindruck zu erwecken, als sei sie von den angedeuteten Zusammenhängen mehr als überrascht.
    »Gibt es denn hier in der Gegend so etwas wie eine rechte Szene?«
    Amanda schüttelte den Kopf. »Dazu liegen uns momentan keine Hinweise vor. Aber selbstverständlich recherchieren wir in alle Richtungen.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen, so als würden sich die Reporter zum nächsten Angriff sammeln. Schließlich erhob sich der Mann von der Deutschen Presse Agentur erneut. Er blickte an Amanda vorbei, konzentrierte sich auf den Ministerialbeamten, den er wohl in dieser Sache für kompetenter hielt. Bichlmaier, der im Pulk der Reporter einen Platz gefunden hatte, hatte sich umgewandt und sah den Fragesteller interessiert an. Der trug ein Leinenjackett, das um seinen Bauch etwas spannte, hatte den Ansatz einer Glatze und einen buschigen Schnurrbart. Er wirkte auf Bichlmaier äußerst arrogant und von sich eingenommen. Dabei war es eine traurige Arroganz, die der Mann ausstrahlte, eine Überheblichkeit, die Misstrauen gegenüber der Politik und der Gesellschaft allein schon als einen Wert verstand, unabhängig von jedweden Inhalten. Die Arroganz einer ganzen Kaste von Enthüllungsjournalisten.
    »Gibt es vonseiten des Innenministeriums Erkenntnisse, dass der Ermordete in Beziehung zu einem deutschen Gladio-­Zweig gestanden haben könnte?«, fragte er in die noch immer herrschende Stille im Raum hinein.
    Das war eine verflucht provozierende Frage, dachte Bichlmaier. Woher wusste die Presse von diesen Zusammenhängen? Und wer hatte ein Interesse daran, dass diese Informationen an die Öffentlichkeit gerieten? Sollte die Ermittlungsbehörde hier bewusst auf etwas gestoßen werden?
    Dr. Lutz raschelte eine Weile in seinen Blättern, die er vor sich liegen hatte, was die Spannung im Raum noch erhöhte. Dabei schien es, als sei er auf die Frage vorbereitet, was nach dem Artikel in der Süddeutschen nicht verwunderlich war.
    »Wie kommen Sie darauf, Herr Grass?«, wandte er sich direkt an den Journalisten, aber ehe dieser antworten konnte, fuhr er fort: »Es gibt bislang keine Anhaltspunkte, die solche Vermutungen rechtfertigen würden … Ich darf Sie im Übrigen auf eine Pressemitteilung der Bundesregierung vom Dezember 1990 verweisen, wonach der deutsche Zweig von Gladio im April 1991 endgültig aufgelöst wurde. Und bereits 1972 sind geheime Waffen­depots, die bis zu diesem Zeitpunkt existierten, vernichtet worden. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf Aussagen des damals zuständigen Kanzleramtsminister, Herrn Stavenhagen.«
    »Sie können aber nicht ausschließen, dass das Mordopfer Mitglied einer Gladio-Zelle gewesen sein könnte. Ist das so richtig?«
    »Darüber ist uns nichts bekannt.«
    Wieder meldete sich die Dame aus der ersten Reihe zu Wort. »Ich habe den Eindruck, dass man die Polizei hier sehr stark im Dunkeln tappen lässt. Vielleicht sollten das Ministerium und die Geheimdienste doch endlich ihre Karten auf den Tisch legen …«
    »Es gibt von unserer Seite keine Karten, die auf den Tisch gelegt werden könnten. Ich wiederhole das. Wenn die Presse dagegen über Informationen verfügt, die weder dem Innenministerium noch den ermittelnden Beamten vorliegen, wären wir sehr zu Dank verpflichtet, wenn Sie uns an Ihren Informationen teilhaben ließen.«
    Dr. Lutz wirkte verärgert, als er sich wieder setzte. Mehrere Köpfe drehten sich zur hinteren Reihe, dort, wo Grass saß. Doch der gab mit einem Zucken der Schultern zu verstehen, dass von ihm keine weiteren Auskünfte zu erwarten seien.
    Eine Zeit lang plätscherte daraufhin die Befragung durch die Journalisten eher verhalten dahin, sodass Amanda Wouters insgeheim hoffte, dass sie das Schlimmste überstanden hatten, bis sich ein junger Mann in der vierten Reihe meldete.
    »Stimmt es, dass die Polizei in einem weiteren Mordfall ermittelt, der in Zusammenhang mit dem hiesigen Mord steht?«
    »Kein Kommentar«, sagte Amanda.
    »Jemand aus dem Rotlichtmilieu?«
    Amanda schüttelte den Kopf.
    »Was wollen Sie eigentlich vertuschen?«, rief die Frau, die die erste Frage gestellt hatte. »Was wollen Sie vor der Allgemeinheit verbergen?«
    »Es gibt nichts zu verbergen.«
    Die Frau hatte natürlich in gewisser Weise recht. Amanda log und legte bewusst nur einen kleinen Teil der Fakten, die sie bislang zusammengetragen hatten, den Journalisten vor. Aber was sollte sie tun? Lutz hatte durchaus den Finger

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