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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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brannte Feuer. Ein leises Knistern. Trotzdem war es kalt in dem Zimmer. Sie briet fünf von den Eiern, die der Alte gestern gebracht hatte. Dieses Mal hatte er genügend Lebensmittel dabeigehabt, sodass sie nicht wieder hungern mussten, wie so oft während der Wintermonate. Da war er nur alle zwei Wochen gekommen, wegen des Schnees, aber sie hatte daraufhin den Jungen geschickt, der in der Stadt einkaufen gegangen war. Der mochte das nicht, weil ihn die Leute so komisch anstarrten. Aber er hatte getan, was sie von ihm gewollt hatte.
    Als die Eier fertig waren, rief sie nach ihm. Nach einer Weile kam er in die Küche, schüttelte aber nur den Kopf. Er hatte keinen Hunger und verschwand gleich darauf wieder.
    Sie aß drei der Eier mit Brot. Sie mochte Eier. Den Rest wollte sie gerade in den Abfalleimer kratzen, da fiel ihr der fremde Mann ein, den der Junge vor einigen Tagen aufgespürt hatte. Der Junge hatte gesagt, sie solle ihm etwas zu essen bringen. Dabei wusste sie, dass er ihn ohnehin töten wollte.
    Sie schnitt ein Stück Brot ab und ging hinunter in den Keller. Als sie die Tür öffnete, sah sie, dass sich der Mann bewegte. Am Anfang hatte er viel geschrien, aber nach einiger Zeit hatte er damit aufgehört.
    Sie gab ihm etwas Wasser, das er gierig trank, wobei das meiste an seinem Kinn herabtropfte. Dann brach sie von dem Brot und schob es ihm Stück für Stück in den Mund. Dazu die Eier. Er stöhnte beim Kauen. Offensichtlich hatte er große Schmerzen. Vielleicht sollte sie ihm noch was von den Schmerzmitteln geben. Vielleicht.
    Als er fertig war, blickte sie zum ersten Mal in seine Augen. Blaue, wässrige Augen, in denen rote Äderchen zu erkennen waren. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Wo er wohl herkam und was er hier gewollt hatte? Sie wischte seinen Mund ab, nahm den Teller und ging wieder zur Tür. Als sie sie öffnete, hörte sie, wie er »Danke« sagte.

    Bichlmaier hatte das Verdeck seines alten Saab geöffnet. Er blickte zu Amanda Wouters hinüber, die neben ihm saß und ihn dirigierte. Wie ein altes Ehepaar, dachte er. Er fuhr nicht schnell, aber der Wind pfiff gewaltig und riss an ihren Haaren. Es war Anfang Mai und eigentlich noch kein Cabrio-Wetter, und auch die Tatsache, dass er die Heizung voll aufgedreht und zusätzlich noch die Sitzheizung angestellt hatte, änderte wenig daran, dass sie froren.
    Die Straße führte in einem weiten Bogen um das Moor herum und verband die unzähligen kleinen Dörfer am Rande. Gelegentlich mussten sie einen Bauern auf seinem Traktor überholen, der selbstverloren dahintuckerte. Ansonsten herrschte kaum Verkehr. Es war, als sei die Zeit stehengeblieben. Ein Hauch von Wehmut hing über allem.
    »Was für eine verlassene Welt«, sagte Bichlmaier. »Es sieht aus, als würde die Hektik des Alltags hier keine große Rolle spielen.«
    »Hier bin ich aufgewachsen«, sagte Amanda. »In einem dieser Dörfer.«
    Bichlmaier sah sie von der Seite an. Ob sie gerne in dieser Gegend gelebt hatte?
    Nach einer Weile näherten sie sich der Abzweigung, die sie zu dem Hof führte, in dem der alte Mietzner wohnte. Sie sahen das Haus erst, als sie die letzte Wegbiegung hinter sich hatten. Ein schäbiges, altes Gebäude, an dem sich Efeu hochrankte, der den Verfall des Gemäuers einigermaßen kaschierte.
    In einer offenen Garage konnte Bichlmaier einen in die Jahre gekommenen Mercedes stehen sehen, der fast so alt wie der Hof aussah und vor sich hin rostete. Allerdings deutete das Nummernschild darauf hin, dass er noch benutzt wurde. Zwei ebenfalls schon recht betagte Männer saßen auf einer Bank und rauchten. Ihre Blicke folgten dem Auto, als es in den Hof rollte.
    Bichlmaier und Amanda Wouters stiegen aus.
    Ein Dutzend Hühner scharrten auf dem Hof. Es roch nach Mist, Stroh und Maschinenfett, nach Erde und feuchtem Holz, das langsam vermoderte. Irgendwo in der Ferne war ein Traktor zu hören.
    »Guten Tag«, sagte Amanda und Bichlmaier murmelte ein »Grüß Gott.« Beide Männer waren in ihren 70ern, sahen aber noch putzmunter aus.
    »Wir sind auf der Suche nach Herrn Mietzner«, sagte Amanda.
    »Polizei?«, fragte einer der beiden.
    Amanda nickte.
    »Wird Zeit, dass der Alte endlich verhaftet wird«, meinte der andere, ohne eine Miene zu verziehen. Dabei deutete er auf das Haus.
    In der großen Stube war es warm. Eine wohltuende Wärme, die nach der Fahrt im offenen Cabrio durchaus willkommen war. Der alte Kachelofen in der Ecke wurde trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit

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