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Roter Herbst - Kriminalroman

Roter Herbst - Kriminalroman

Titel: Roter Herbst - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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weiter? Wie kam es, dass die beiden Brüder in Amerika landeten?«
    »Na ja, dem Verfassungsschutz gelang es in dieser Zeit, Peter Urbach als V-Mann beim SDS einzuschleusen. Die Studenten haben ihn für einen tollen Kerl gehalten, weil er ihnen Waffen besorgt hat, und Drogen … Total bescheuert war das.«
    »Ging denn das so einfach?«
    Johnson lachte. »Die Studenten waren ganz wild auf die Knallerei. Die wollten Krieg führen. Und Urbach hat ihnen Pistolen und Sprengstoff besorgt. Er hat ihnen gezeigt, wie man Lastwagen mit Mollis anzündet … Das fanden die Bürgersöhne und Bürgertöchter richtig geil.«
    »Und der Verfassungsschutz hat mitgespielt? Warum?«
    »Na, die haben die Waffen und den Sprengstoff ja besorgt. Die hatten nämlich ein richtiges Interesse daran, die ganze linke Szene zu kriminalisieren. Sie haben die Studenten bewaffnet, um hinterher die Studentenbewegung zusammenzuschlagen. So einfach war das.«
    Das klang wie in einem Agentenkrimi, dachte Bichlmaier. Einiges von dem, was Johnson ihm mitteilte, hatte er bereits in diversen Artikeln im Internet gelesen und doch waren viele Fragen offen geblieben. »War das denn von langer Hand geplant? Und wer stand hinter dieser Strategie?«
    »Schwer zu sagen. Genau weiß ich das nicht. Aber die Eskalation der politischen Situation spielte konservativen Kreisen in der damaligen BRD sicher in die Karten. Peter Urbach, der hätte das aufklären können … Deswegen sind ja eine Reihe von Leuten hinter ihm und Hartmut her gewesen. Auf jeden Fall war er so etwas wie der Waffenmeister der RAF. Ohne ihn und seine Waffen wäre die linke Szene Anfang der 70er möglicherweise nicht so radikal geworden. Die Entführungen und Morde … Vielleicht wäre es nie dazu gekommen, vielleicht hätte es die RAF niemals in der Form gegeben, wie sie dann in den späteren Jahren aufgetreten ist.«
    »Aber das ist bloße Spekulation, oder?« Nun war es Percy Johnson, der mit den Schultern zuckte. »Mag sein, aber was damals abgelaufen ist, klingt sehr stark nach Gladio-Aktivitäten. Nur … Peter hat all die Jahre über dichtgehalten …«
    Die beiden Männer verstummten kurz, und Adolf Bichlmaier folgte mit seinen Blicken dem weißen Atem, der in der Kälte zu gefrieren schien.
    »Und wie kam es dann, dass sich die beiden Brüder nach Amerika absetzten?«, wiederholte er seine Frage.
    »Na ja, irgendwann wurde es ihnen zu heiß in Deutschland. Besonders nachdem Andreas Baader, der Kaufhaus-Brandstifter, zum ersten Mal verhaftet worden war. Peter hatte ihn verraten, ihm die Polizei auf den Hals gehetzt … Diese Verhaftung war ja dann letztlich der Auslöser für die Gründung der RAF, und nach dieser Aktion war schnell klar, dass Peter Urbach für den Verfassungsschutz gearbeitet hat …«
    »Und die Schlapphüte brachten daraufhin ihn und Hartmut mit neuer Identität außer Landes, nach Amerika.«
    Johnson nickte. »In Westberlin gab es eine Reihe von Leuten, die vor allem Peter, aber auch Hartmut, lieber tot als lebendig gesehen hätten.«
    »Stimmt es, dass Hartmut damals schon verheiratet war?«
    »Ja, beide hatten Frau und auch Kinder, aber das spielte wohl keine ganz große Rolle. Auch Hartmuts Affäre mit Marlies …« Er zuckte mit den Schultern. »Sie mussten damals einfach aus der Bundesrepublik verschwinden.«
    Bichlmaier musste an Marlies Berger denken, die man zweimal bestattet hatte, an ihren frühen, mysteriösen Tod, an das verlorene Leben als Prostituierte, das sie geführt hatte. Und dann sah er das leere Gesicht des Mannes vor sich, das ihm entgegengegrinst hatte. Ein Gesicht, in dem die Augen gefehlt hatten.
    Vergeudete Leben. Das galt für sie beide.
    Und Magnus Berger. Welche Rolle er wohl spielte? Hatte nicht doch er Hartmut Urbach getötet? Auch wenn Percy das nicht für wahrscheinlich hielt. Hatte er sich an dem Mann gerächt, der ihm seine Tochter genommen hatte?
    Percy Johnson beobachtete ihn. Bichlmaier spürte seine Blicke. Wie es schien, ahnte der andere, in welche Richtung seine Gedanken gingen.
    »Du fragst dich, wie Magnus Berger in all das passt?«
    Bichlmaier nickte.
    »Ein Fanatiker, der schon als junger Mann der rechten Szene angehörte. Mitglied beim Bund Deutscher Jugend. Da waren Leute darunter, die von der CIA finanziert wurden, junge Männer, die Waffenlager angelegt und Guerillatechniken trainiert haben, für den Fall, dass die Russen nach Westeuropa marschieren würden, aber auch alte Haudegen der Wehrmacht und der

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