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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Schwierigkeit handle, daß er nicht einmal einen einzigen Arbeiter entlassen werde.«
    »Das ist doch heller Wahnsinn!« empörte sich Patrice MacDonald. »Was wird da für ein Geld vergeudet. Geld von meinem Gelde! Und warum tut Lee Akira das? Nur um seinen Adoptivvater nachzuahmen. Der ging auch lieber mit seinen Arbeitern zugrunde als an vernünftige Dinge zu denken.«
    Gordon Cooper konnte sich plötzlich vorstellen, wie Patrice MacDonald früher einmal gewesen sein mochte. »Warum sprechen Sie dann nicht mit Mister Lee?« fragte er unwillkürlich aggressiv. »Wenn Sie über fünfundvierzig Prozent der Aktien verfügen…«
    »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen«, unterbrach sie ihn unbeherrscht. »Aber das geht nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Das sind private Dinge.«
    »Dann ist die Sache natürlich schwierig für uns«, erklärte Ivo Sorokin und fügte mit bedauernder Geste hinzu: »Sie kamen, wie Sie sagten, um unsere Hilfe zu erbitten. Ich weiß nun nicht, wie wir Ihnen helfen könnten.«
    »Indem Sie mir raten, was ich tun soll«, antwortete Patrice MacDonald erregt und zerrte an einem Tuch, das sie ihrer Handtasche entnahm. »Wenn die ›Albion-Tin-Works‹ in Schwierigkeiten geraten, verliere ich mein ganzes Geld.«
    »Nun, so schlimm wird es schon nicht werden«, entgegnete Ivo Sorokin. »Ich muß jedoch gestehen, daß es unverzeihlich leichtsinnig von Ihnen war, Ihr Vermögen in ein einziges Unternehmen zu stecken. Noch dazu in eine Zinnmine, die von einem Menschen geführt wird, mit dem Sie sich allem Anschein nach nicht verstehen.«
    »Mein Vater war es, der die ›Albion-Tin-Works‹ gründete!« erwiderte sie voller Stolz. »Darum habe ich die Aktien erworben.«
    Ivo Sorokin verzog sein Gesicht. »Verzeihung, Madam, aber das ist eine mir völlig unverständliche Gefühlsduselei. Ich kann Ihnen nur raten, verteilen Sie Ihr Vermögen, wenn Sie nicht eines Tages eine scheußliche Ernüchterung erleben wollen. Stoßen Sie zumindest so schnell wie möglich einen Teil Ihrer Zinnaktien ab.«
    »Das geht leider nicht«, entgegnete sie mit heiserer Stimme.
    »Und warum nicht?«
    »Die Papiere sind der ›Hongkong & Shanghai Banking‹ sicherheitsübereignet.«
    Ivo Sorokin glaubte nicht richtig zu hören. »Sicherheitsübereignet?« wiederholte er fassungslos.
    »Wofür?« fragte Gordon Cooper in seiner Betroffenheit ungeniert.
    Patrice MacDonald zerrte so sehr an ihrem Tuch, daß es zerriß. »Mir wurden die Aktien en bloc für drei Millionen Dollar angeboten, mein Mann und ich verfügten aber nur über eins Komma sieben Millionen. Da haben wir bei der Bank einen entsprechenden Kredit aufgenommen…«
    »… und mußten das ganze Paket sicherheitsübereignen«, vollendete Sorokin den Satz und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Du lieber Gott, wie konnten Sie nur so wahnsinnig sein!«
    »Das war nicht so verrückt, wie Sie glauben«, begehrte Patrice MacDonald auf. »Die Zinsen, die ich zu entrichten habe, betrugen im letzten Jahr knapp ein Viertel der Summe, die mir als Dividende überwiesen wurde. Von dem mir verbleibenden Rest konnte ich herrlich und in Freuden leben.«
    »Ich flehe Sie an: werden Sie vernünftig, Madam! Wie wollen Sie die Zinsen aufbringen, wenn in diesem Jahr keine Dividende ausgeschüttet wird?«
    Sie blickte ihm trotzig in die Augen. »Sagen Sie mir lieber, was ich tun soll!«
    Ivo Sorokin schürzte die Lippen. »Wenn ich ehrlich bin, kann ich Ihnen nur noch einen Rat erteilen: Beten Sie, Madam! Beten Sie, daß nichts schiefgeht!«
    »Der Rat ist gut«, entgegnete Patrice MacDonald mit Haltung, erhob sich, bat um Entschuldigung für die Störung und ließ sich von Gordon Cooper zum Wagen begleiten, wo sie sich von ihm verabschiedete, als sei nichts geschehen. »Sehen wir uns heute abend?«
    Cooper war sich nicht schlüssig, da ihn Patrice MacDonalds Bemerkung über Lee Akira und dessen Adoptivvater verstimmt hatte. Er antwortete deshalb ausweichend: »Wenn, dann komme ich bei dir vorbei. Ich muß heute noch Verhandlungen wegen einer Villa führen, die Mister Sorokin mieten möchte, und ich kann nicht sagen, wie lange die Geschichte dauern wird.«
    Sie setzte sich in ihr Kabriolett und blickte wehmütig zu ihm hoch. »Du weißt ja, wo ich zu erreichen bin.«
    Er empfand plötzlich Mitleid mit ihr und erwiderte, ohne es eigentlich zu wollen: »Auf eine Whiskylänge wird es schon klappen.«
    Als Gordon Cooper zu Ivo Sorokin zurückkehrte, sagte ihm dieser gedankenverloren:

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