Roter Lampion
aufgebracht und fuhr sich mit einem Tuch über die Stirn. »Du hast doch noch nie Wechsel ausgestellt.«
»Wem sagst du das«, erwiderte Lee Akira gelassen und malte Ornamente auf seine Schreibunterlage. »Mir blieb aber nichts anderes übrig, weil ich neue Grundstücke kaufen mußte, für die du mir bekanntlich keinen Kredit gewähren wolltest. Ich habe dir damals nichts verheimlicht, du hattest jedoch kein Verständnis für meine Lage.«
»Und was hast du mir am Schluß erklärt?« erregte sich der Bankdirektor. »Du würdest den Betrieb dann eben nur modernisieren und vorerst keine Felder kaufen.«
»Hör auf, mich anzuschreien!« entgegnete Lee Akira, wobei er verstohlen vor sich hin grinste. »Ich bin immer noch mein eigener Herr und kann tun, was ich will. Wegen einer einmal gemachten Äußerung werde ich doch nicht so verrückt sein, auf einen günstigen Grundstücksankauf zu verzichten, wenn sich mir ein solcher plötzlich bietet.«
»Natürlich kannst du tun, was du willst«, ereiferte sich Aidah Rahman. »So gesehen, geht mich dein Ankauf auch nichts an. Mich interessieren aber deine Wechsel, die du aller Voraussicht nach nicht einlösen kannst.«
»Wie kommst du zu dieser unverschämten Behauptung?« schrie nunmehr Lee Akira, wobei er sich Mühe gab, echte Empörung vorzutäuschen.
»Dein Bankkonto ist fast völlig erschöpft!«
»Aber nicht, weil ich das Geld verplempert habe! Ich benötigte es zur Modernisierung des Betriebes.«
»Und wie willst du die Wechsel einlösen?«
»Das ist meine Sache und geht dich nichts an. Ich kann dir nur versichern, daß ich sie pünktlich einlösen werde.«
»Angesichts des Förderungsrückganges?« fragte der Bankdirektor erbost. »Ich habe die gestrige Zeitung gelesen und bin im Bilde.«
»Dann weißt du auch, was ich dazu erklärt habe! In vier Wochen redet kein Mensch mehr von unserer augenblicklichen Ausstoßlücke, und dir gebe ich die Versicherung, daß ich die Wechsel termingemäß einlösen werde, andernfalls du mich wegen arglistiger Täuschung anzeigen darfst. Genügt dir das?«
Aidah Rahman wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Ich weiß nicht… Angesichts deines plötzlich entblößten Kontos ist mir unklar, wie du das machen willst.«
»Laß das meine Sorge sein«, erwiderte Lee Akira in nunmehr ruhigem Tone und fügte beinahe versöhnlich hinzu: »Wenn es dich beruhigt, Aidah, ich gebe dir mein Wort darauf, daß die Wechsel eingelöst werden. Mehr kann ich wirklich nicht tun.«
Der Bankdirektor atmete hörbar auf. »Gut, ich glaube und vertraue dir, obwohl ich sehr beunruhigt bin. Ein gegebenes Wort aber wirst du nicht brechen, das weiß ich.«
Was den auf Sicherheit bedachten Bankdirektor beruhigte, würde Ivo Sorokin zu sofortigem Handeln veranlaßt haben, da er sich nach einem eingehenden Gespräch mit seinem Kompagnon Ah Boon dazu entschlossen hatte, ›mitzumischen‹, wie er es nannte. Er forderte Cooper deshalb bei der Verabschiedung am Abend nochmals nachdrücklich auf, unbedingt herauszufinden, ob Lee Akira Sorgen habe oder sich nur sorglos stelle.
Gordon Cooper bedrückte dieser Auftrag. Er empfand es als hinterhältig, einen Mann auszuhorchen, der ihm freundschaftlich und großzügig entgegentrat. Aber versuchte nicht auch er, Gordon Cooper, Sorokin Geheimnisse zu entreißen, obwohl dieser ihm sein ganzes Vertrauen schenkte und ihn darüber hinaus auch noch fürstlich entlohnte!
Es ist überall dasselbe, sagte er sich und dachte an Su-su, deren Aufgabe es war, ihn auszuhorchen. Im Geiste sah er ihr hübsches Köpfchen und ihre etwas traurig schauenden Augen, und er nahm sich vor, ihr entgegen seinem zunächst gefaßten Vorsatz doch eine Karte zu schicken.
Der Morgen war noch taufrisch, als Gordon Cooper und Lee Akira den Flugplatz von Kuala Lumpur erreichten, auf dem die Cessna 182 der ›Albion-Tin-Works‹ schon startbereit gemacht und warmgelaufen war. Da der Monteur den Wetterbericht bereits eingeholt und die Abfertigung des Bordbuches ebenfalls erledigt hatte, konnte der Start sogleich erfolgen.
Wie viele Ostasier, die ihre Wagen auf längeren Strecken stets barfuß lenken, so steuerte Lee Akira auch sein Flugzeug ohne Schuhe, was Gordon Cooper einigermaßen in Verwunderung setzte. Er sprach aber nicht darüber, sondern beobachtete den jungen Zinnminenbesitzer, dessen Bewegungen im Flugzeug irgendwie verändert waren und denen einer geschmeidigen Katze glichen. Selbst seine Stimme klang anders. Er sprach in
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