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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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abgedeckt werden können, also absichtlich zur Schau gestellt wurde, wie wir später feststellten, sprechen dafür, daß hier jemand ins Jenseits befördert werden sollte.«
    Gordon Cooper stieß einen Pfiff aus. »Das könnte sehr wohl möglich sein.«
    Der Polizeihauptmann sah ihn erwartungsvoll an. »Haben Sie einen Verdacht?«
    Cooper schüttelte den Kopf. »Mir ist eben nur ein verrückter Gedanke gekommen. Wenn sich einer der beiden Toten als derjenige erweist, den ich vermute, dann gibt es in Lo Sungs Bekanntenkreis gleich drei Männer, die innerhalb einer Woche tödlichen Gefahren ausgesetzt wurden: die beiden am fünfzehnten April erschossenen Unbekannten und Ivo Sorokin, auf den am neunzehnten April, also vier Tage später, in London der erste Mordanschlag verübt wurde. Zufall? Möglich. Es kann aber auch anders sein.«
    »Und das Motiv?«
    Gordon Cooper hob die Schultern. »Schwer zu sagen. In beiden Fällen könnte Geld eine Rolle gespielt haben. Ich würde anderer Meinung sein, wenn ich nicht erfahren hätte, daß Lo Sung einer Chinesin, deren Freund seit dem fünfzehnten April spurlos verschwunden ist, mit frecher Stirn erklärte, der Verschwundene habe sich ins Ausland absetzen müssen und deshalb um Auszahlung seines Guthabens gebeten.«
    »Sehr praktisch!« bemerkte der Polizeihauptmann.
    »Eben!« erwiderte Cooper und nahm zwei Fotos entgegen, die ihm ein Sergeant überreichte. »Um Gottes willen!« rief er entsetzt, als er die Bilder betrachtete. »Die kann ich einer Frau unmöglich vorlegen. Lassen Sie alles abdecken und nur von den Gesichtern Kopien machen.«
    Wie sehr Gordon Cooper auch darauf brannte, zu erfahren, ob einer der Toten Su-sus früherer Freund war, ihm graute vor der Stunde, da er ihr die Fotos vorlegen mußte. Zu seiner großen Verwunderung reagierte sie jedoch völlig anders, als er es befürchtet hatte. Gewiß, sie verlor alle Farbe, als er ihr nach entsprechender Vorbereitung die Bilder vorlegte und sie fragte, ob sie einen der Toten kenne. Sie schrie aber weder auf, noch weinte oder wehklagte sie. Es war, als sei sie erstarrt.
    Lange blickte sie regungslos auf die Fotos, die sie Cooper schließlich stumm zurückreichte.
    »Kennst du einen der Männer?« wiederholte er seine Frage und legte seinen Arm wie schützend um sie.
    Ihr Kopf sank gleich einer verwelkenden Blume an seine Brust. »Ja«, antwortete sie kaum hörbar. »Lo Sung hat mich belogen. Mein Freund ist tot.«
    Er strich beruhigend über ihr blauschwarzes Haar.
    Ganz langsam hob sie ihr Gesicht. Ihre Augen hatten den stumpfen Glanz einer Perle. »Woher hast du die Bilder?«
    »Von der Polizei«, antwortete er zögernd. »Aber das muß unter uns bleiben. Ich bin hier, um eine Sache aufzuklären, die Lo Sung höchstwahrscheinlich ebenso auf dem Gewissen hat wie den Tod deines Freundes.«
    Sie legte ihre Wange an seine Brust. »Ich habe so etwas geahnt. Lo Sung ist gefährlich. Er gleicht einer Spinne, die im verborgenen auf der Lauer liegt. In Nanking haben viele Angst vor ihm gehabt.«
    »Jetzt liegen wir beide auf der Lauer«, erwiderte Gordon Cooper und beugte sich zu Su-su hinab. »Wirst du mir helfen?«
    Sie nickte.
    Er küßte sie und dachte: Wenn Harrison mich eben gehört hätte, würde er mich auf der Stelle zum Teufel jagen. Ich weiß aber, daß ich mich auf Su-su wie auf mich selbst verlassen kann.

17
     
     
     
    Der Himmel war mit Sternen gepudert, und nur noch wenige Neonlichter hinderten die Nacht daran, in den Armen der Dunkelheit zu schlafen, als Gordon Cooper in einem Taxi nach Stanley zurückkehrte. Erfüllt von Su-sus zärtlicher Hingabe schwang der beseligende Rausch in ihm weiter, der wie ein alles verzehrendes Feuer über ihn gekommen war. Dennoch wanderten seine Gedanken von ihr fort, da ihm die Ermittlungen und Feststellungen des letzten Tages nicht aus dem Kopf gingen. Lo Sung war schwer belastet, nachzuweisen war ihm jedoch lediglich, daß er von einem Toten behauptet hatte, er lebe und habe sich ins Ausland abgesetzt. Deshalb ein Verfahren gegen ihn einzuleiten, wäre unsinnig gewesen und hätte ihn nur gewarnt. Im Augenblick konnte Cooper nichts anderes tun, als sich mit Geduld zu wappnen und systematisch alles zu durchdenken, was er über die mysteriöse Dschunke und Su-sus toten Freund gehört hatte. Nur so bestand die Möglichkeit, irgend etwas zu finden, das ihn weiterbringen konnte.
    Coopers intensive Überlegungen und Kombinationen ließen ihn bald erkennen, daß ihm bei der

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