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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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erwähnte Dinge mit dem Gespräch verwoben, das er an jenem für ihn so denkwürdigen 21. April in London im St. Thomas Club mit Harrison geführt hatte. Su-su sprach von Leuten, die zwischen Hongkong und Macao im trüben fischen, Harrison hatte chinesische Schmuggler erwähnt, die mit einer Dschunke nach Macao übersetzen wollten. Su-su berichtete von einer Schießerei, Harrison von einem Gefecht, das die Hongkonger Marinepolizei zu führen gehabt hatte. Su-su sah ihren Freund am 15. April zum letzten Mal, der Chef der Spionageabwehr hatte in der Unterredung vom 21. April von einem vor sechs Tagen stattgefundenen Gefecht gesprochen. Su-sus Freund war angeblich plötzlich ausgewandert, Harrisons Unbekannter war von Geschossen förmlich durchsiebt worden und hatte im Sterben zweimal den Namen der Firma Ivo Sorokins genannt, in der Lo Sung tätig war.
    Gordon Cooper fiel es plötzlich schwer, gelassen zu bleiben. Der Zufall, der so oft im Leben eine entscheidende Rolle spielt, hatte ihm einen Hinweis gegeben, der dem Neffen Ah Boons zum Verhängnis werden konnte. Daß Lo Sung nicht lupenrein war, wußte er seit langem, es gab bisher jedoch nichts, das den Chinesen ernstlich hätte belasten können. Nun war die Möglichkeit eines grundlegenden Wandels gegeben.
    Cooper warf Su-su einen aufmunternden Blick zu. »Erzähle weiter. Hat dein Freund dir seitdem niemals geschrieben?«
    Sie senkte den Kopf. »Nicht eine Zeile habe ich von ihm erhalten. Ich verstehe das nicht, denn wir waren wirklich gute Freunde. Wenn er Unrechtes getan hat, dann kann ich ihm das verzeihen, aber kein Wort an mich zu richten und mir über Lo Sung Trost zu übermitteln, das geht über meinen Verstand.«
    »Und wie kam es zu deinem Auftrag, meine Freundschaft zu suchen?«
    Su-su ergriff eine Handvoll Sand, den sie durch ihre Finger gleiten ließ. »Ah Boons Neffe holte mich eines Tages am Flugplatz ab und erzählte mir, daß die Firma seines Onkels plötzlich einen Briten habe verpflichten müssen, von dem man gerne wissen möchte, welche Einstellung er zu China habe und dergleichen mehr.
    Er betonte, daß nationale Interessen auf dem Spiele stünden, und mit einem Spruch Mao Tse-tungs forderte er mich auf, meine Pflicht zu tun, das heißt, deine Freundschaft zu suchen, dich auszuhorchen und ihm zu berichten, wann, wo und wie lange wir zusammen seien, was gesprochen werde und welche Interessen und Pläne du hättest. Glaube mir«, fuhr sie erregt fort, »ich war in jener Stunde überzeugt, etwas Gutes zu tun, wenn ich einen ›roten Teufel‹ aushorchen und beschatten würde. Kaum aber hatte ich dich kennengelernt, da war alles anders. Schon auf der ersten Fahrt gabst du mir unendlich viel Gesicht.«
    Gordon Cooper sah sie skeptisch an. »Und was zahlt Lo Sung für deine Tätigkeit?«
    »Keinen Cent!« rief Su-su entrüstet. »Wie kommst du darauf?«
    »Es war nur so eine Frage«, wich Cooper aus, da er Su-sus Aussage bezüglich der von Lo Sung vorgeschobenen nationalen Pflicht automatisch kontrolliert hatte.
    Su-su sah ihn flehend an. »Verstehst du jetzt, daß das Bedürfnis, dir die Wahrheit zu sagen, mit jedem Treffen größer in mir wurde! Als ich mich dann endlich durchgerungen hatte…«
    »… erhielt ich Besuch«, fiel Cooper beschwichtigend ein. »Und dann mußte ich verreisen. Kein Wort also mehr darüber. Im Geiste hast du mir schon damals die Wahrheit gesagt, und ich bin sehr glücklich darüber.«
    Su-sus in den Nacken gelegter Kopf erinnerte an eine vom Wind zurückgebogene Blume.
    Gordon Cooper nahm ihr Gesicht in die Hände und küßte sie.
    Wie schon beim erstenmal, so schloß sie auch jetzt nicht die Lider und staunte über Coopers borstige Brauen. Dann fühlte sie seine Barthaare wie eine Bürste auf ihrer zarten Haut. »Das kitzelt!« rief sie plötzlich aus und war über sich selbst erschrocken.
    Cooper mißdeutete ihr Reagieren nicht. Er lachte vielmehr herzlich und fragte sie: »Wie geht es nun weiter?«
    Um ihre Lippen spielte ein Lächeln.
    »Meinst du hinsichtlich meiner Tätigkeit für Lo Sung oder in bezug auf uns beide?«
    Er ließ sich zurücksinken und drehte sich auf den Bauch. »Ich dachte an beides.«
    »Und du erwartest, daß ich dir für beide Fälle Vorschläge mache?«
    »Warum nicht?« antwortete er herausfordernd.
    »Wohlan«, erwiderte Su-su keck, »dann schlage ich vor, daß es bleibt, wie es war.«
    Er wandte sich zurück. »Ist das deine wirkliche Meinung?«
    »Natürlich«, antwortete sie mit ernster

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