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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Laternen. Macht nichts.«
    »Wann ist das Laternenfest?« erkundigte sich Gordon Cooper bei Ivo Sorokin.
    Dieser bat Margit Holstein, ihm seine Aktentasche zu reichen, der er einen Kalender entnahm. »Es stimmt«, sagte er nach kurzer Prüfung. »Das Laternenfest wird am fünfzehnten Tag nach Neujahr gefeiert, das in diesem Jahr auf den zehnten Januar fiel. Das Fest war also am fünfundzwanzigsten, und an diesem Tag war ich in Washington.«
    »Danke«, erwiderte Cooper und wandte sich an Margit Holstein. »Würdest du den Jungen jetzt wohl dem Personal übergeben?«
    Die sonst immer resolute Ethnologin, die während des Verhörs schon einen verzagten Eindruck gemacht und Gordon Cooper mit einer Mischung von Bewunderung und Skepsis beobachtet hatte, nahm Tim bei der Hand und ging wie eine Marionette mit ihm hinaus.
    Indessen schaute Ivo Sorokin mit düsterer Mine vor sich hin. Die Vorstellung, von eigenen Leuten bespitzelt zu werden, traf ihn stärker, als er es sich eingestand. Welche Konsequenzen ergaben sich daraus! War Lo Sung womöglich mit den Mordanschlägen in Verbindung zu bringen? Wer war Gordon Cooper, und welche Funktion übte er aus?
    Margit Holstein kehrte gerade zurück, als Ivo Sorokin sich an seinen ›Privatsekretär‹ wandte. »Nach Ihrer eindrucksvollen Show möchte ich anstelle von vielleicht angebrachten Dankesworten, die mir im Augenblick nicht über die Lippen wollen, einige Fragen an Sie richten. Sind Sie einverstanden?«
    Gordon Cooper deutete eine Verneigung an. »Aber gewiß!«
    »Woher wußten Sie, daß sich in Tims Kammer ein Tonbandgerät mit gekoppeltem Empfänger befindet?«
    Sein Kombinationsvermögen ist glänzend, dachte Cooper und antwortete: »Ich erfuhr es vom Polizeikommando, das seinerzeit die Haussuchung vornahm.«
    »Und die Beamten, die das Gerät sahen, ließen es unbeachtet an seinem Platz?«
    »Ich staune über Ihren Scharf sinn.«
    »Der mich nunmehr erkennen läßt, daß die Haussuchung einen anderen als den von Ihnen genannten Sinn gehabt haben muß.«
    »Darf ich fragen, welchen?« erwiderte Cooper, der am liebsten Beifall geklatscht hätte, sich aber noch nicht decouvrieren durfte.
    Ivo Sorokin griff nach den Rädern seines Rollstuhles. Seine Lider waren halb geschlossen. Es war ihm anzusehen, daß er selbst die Antwort finden wollte.
    Margit Holstein, die trotz ihrer zweifellos hohen Intelligenz nicht begriff, was hinter dem merkwürdigen Quiz der Männer steckte, beobachtete Sorokin besorgt.
    Der lehnte sich plötzlich wie befreit zurück. »Nein, so etwas! Ich sah vor lauter Bäumen, sprich Problemen, den Wald nicht mehr. Der Sinn der Hausdurchsuchung kann nur gewesen sein, herauszufinden, wo sich das Aufnahmegerät des von Ihnen entdeckten Mikrophons befindet.«
    »Mein Kompliment!« entgegnete Cooper. »Und woraus schließen Sie das?«
    »Aus der Tatsache, daß die Polizeibeamten keinen Anstoß daran nahmen, in der Kammer eines Boys ein so kostspieliges Gerät vorzufinden.«
    »Damit bestätigen Sie meine schon seit langem gehegte Vermutung, daß Ihr Hirn einem präzise arbeitenden Computer gleicht«, erwiderte Gordon Cooper lachend.
    »Danke«, entgegnete Ivo Sorokin nüchtern. »Ich bin aber noch nicht fertig. Wenn Sie nämlich der Spiritus rector des Unternehmens waren, ergibt sich für mich die Frage, weshalb Sie seinerzeit, und ich erinnere mich sehr genau daran, absichtlich das Wort ›Safe‹ in unser Gespräch über die Haussuchung gebracht haben.«
    Cooper grinste frech. »Wollen Sie nicht versuchen, auch diese Frage selber zu beantworten?«
    »Für mich gibt es nach wie vor nur die Erklärung, die mich seinerzeit nervös machte: Mein Geheimsafe wurde entdeckt!«
    »Hinter Ihrem Toilettenspiegel!« bestätigte Gordon Cooper. »Und ich brachte das Wort ins Spiel, um Ihr Reagieren zu ermitteln.«
    Ivo Sorokins Stirn legte sich in Falten. »Das verstehe ich nicht. Was konnte an meinem Reagieren schon interessant sein?«
    Cooper lachte spöttisch. »Glauben Sie, daß Ihre Reaktion die gleiche ist, wenn sich in ihrem Tresor anstelle von Wertpapieren beispielsweise die Namen von Kontaktpersonen einer verbotenen Organisation befinden?«
    Ivo Sorokins Blässe wurde wächsern. Sekundenlang war er unfähig, etwas zu erwidern. Er blickte Cooper an, als habe er den Verstand verloren. Dann tastete seine Hand nach der ihm zuvor von Margit Holstein gereichten Aktentasche, der er einen Schlüsselbund entnahm, den er Cooper hinhielt. »Nehmen Sie«, sagte er mit

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