Roter Lampion
eingenistet hat. Diese Frage kann erst beantwortet werden, wenn die Wohnung von Mister Ah Boon und Lo Sung sowie deren Büroräume durchsucht worden sind. Der Befehl dazu darf aber erst gegeben werden, wenn alle Verdächtigen beisammen sind, es also gelungen ist, Lim Swee Long nach Hongkong zu bringen.«
»Ah Boon können Sie von Ihrer Liste streichen«, warf Ivo Sorokin überzeugt ein.
Gordon Cooper schüttelte den Kopf. »Erst wenn in seinem Haus und im Büro nichts Belastendes gefunden werden konnte, glaube ich an seine Unschuld. Für Sie gilt übrigens das gleiche. Ich halte Sie zwar nicht mehr für verdächtig, erwiesen ist Ihre Unschuld aber erst, wenn auch Ihre Räume erfolglos durchstöbert worden sind.«
»Das soll das kleinste Problem sein«, erwiderte Ivo Sorokin. »Die Hauptschwierigkeit ist und bleibt, Mister Lim nach Hongkong zu bringen. Einem Europäer können Sie diesen Auftrag nicht erteilen. Er würde in Macao sofort auffallen. Und ein Chinese aus Hongkong kommt ebenfalls nicht in Frage, da die meisten von ihnen einem Geheimbund wie dem ›Kung-sing‹ angehören, der sich über ganz Ostasien erstreckt. Niemand weiß, wer Mitglied dieser Organisation ist und wo sich ihre Zentrale befindet, ihre Existenz wird aber offenkundig, wenn beispielsweise in Djakarta, Bangkok oder sonstwo ein allzu scharfer Kommunist seine Stellung verlieren soll. Im Nu gibt es Schlachten, bei denen sich nicht feststellen läßt, wer oder was sie ausgelöst hat. Zehn bis zwanzig Tote bilden jedoch zumeist das traurige Ende. Bei der Auswahl Ihres Helfers werden Sie also überaus vorsichtig zu Werke gehen müssen.«
»Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Gordon Cooper und fuhr sich durch die Haare. »Ich habe deshalb schon an einen Chinesen gedacht, der bei der Hongkonger Polizei Dienst tut.«
Ivo Sorokin hob abwehrend die Hände. »Um Gottes willen! Die in Polizeidiensten stehenden Chinesen sind allen Geheimbünden bekannt.«
»Existiert von Mister Lim eigentlich ein Foto?« erkundigte sich Lee Akira, der bis jetzt schweigsam zugehört hatte.
»Sogar ein sehr gutes«, antwortete Cooper und griff nach seiner Aktentasche, der er ein Duplikat des seinerzeit in Genua fotokopierten Passes von Lim Swee Long entnahm. »Hier haben Sie sein Gesicht. Man könnte das Bild natürlich noch stark vergrößern.«
Lee Akira betrachtete das Foto eine Weile und sagte dann, an Gordon Cooper gewandt: »Damals haben Sie mir geholfen, jetzt helfe ich Ihnen.«
»Was hast du vor?« fuhr David Hamilton ihn augenblicklich an.
»Ich gehe nach Macao! Mich kennt dort niemand. Außerdem bin ich beweglich genug, um mich nicht aufs Kreuz legen zu lassen.«
Im ausbrechenden Stimmengewirr ging der Fluch unter, den der Amerikaner in seiner Erregung darüber ausstieß, daß Lee Akira, wie er es nannte, wieder einmal den Versuch machte, seinen Adoptivvater nachzuahmen.
Indessen drückte Gordon Cooper dem jungen Zinnminenbesitzer spontan die Hand. »Herzlichen Dank für die rettende Idee! Wir werden einen Plan aushecken, der es in sich hat. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn zwei Piloten nicht mit einer dunklen Wolke fertig werden würden!«
»Das will ich meinen«, erwiderte Lee Akira lachend.
»Und ich bin mit von der Partie!« rief Ivo Sorokin mit erstmalig wieder kräftiger, befehlsgewohnter Stimme.
»Du…?« entsetzte sich Margit Holstein.
»Ja, ich! Es geht um die Ehre meiner Firma, und ich will zumindest zur Stelle sein, wenn Mister Lee den Versuch macht, die für ein Losschlagen notwendige Voraussetzung zu schaffen.«
»Du bist doch krank!« ereiferte sich Margit Holstein. »Wahnsinn wäre es, wenn du…«
»Welcher Meinung sind Sie?« unterbrach Ivo Sorokin die Ethnologin mit einem Blick zu Gordon Cooper hinüber.
Der strich sich nachdenklich über die Nase. »Die medizinische Seite kann ich nicht beurteilen, ich könnte mir aber vorstellen, daß Ihr Auftauchen in Hongkong gewisse Leute nervös machen würde und vielleicht sogar an einen neuen Anschlag denken ließe, der uns wie gerufen käme.«
»Seid ihr denn total übergeschnappt?« rief Margit Holstein außer sich vor Empörung. »Ivo ist krank und kein Versuchskaninchen. Außerdem ist er transportunfähig!«
»Und wie bin ich in diese Villa gelangt?« entgegnete er süffisant. »Unabhängig davon möchte ich wissen, wofür ich ein Flugzeug besitze. Ich habe mich entschlossen, mit nach Hongkong zu fliegen, und keine Macht der Erde wird mich daran hindern.«
»Und wer
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