Roter Lampion
ist.«
Gordon Cooper konnte seine Erregung kaum mehr verbergen, und da das Gehörte vollkommen ausreichte, um Lo Sungs Spiel zu durchschauen, fiel er lebhaft ein: »Der Rest ist mir klar. Ah Boons Neffe gibt seinem irgendwo vor Hongkong in Wartestellung liegenden Dschunkenführer vermittels eines aufsteigenden roten Lampions das Zeichen zum Start, sobald die Ware in Macao angekommen ist.«
»So ist es«, bestätigte Ivo Sorokin. »Der Bursche verdient ein sagenhaftes Geld, weshalb ich schließlich meine anfänglichen Bedenken gegen die seltsame Abwicklung seiner Geschäfte zurückgestellt habe.«
»Und warum wählten Sie den roten Lampion als Kennwort?« fragte Cooper erwartungsvoll.
Ivo Sorokin verzog sein Gesicht. »Die Geschichte des roten Lampions ist sehr intim. Wer über sie Bescheid weiß, dem hat man sich nackt gezeigt.«
»Womit du selber zum Ausdruck bringst, daß du dir über die Unsauberkeit des Ginsenggeschäftes im klaren bist«, mischte sich Margit Holstein erregt in das Gespräch. »Ich begreife nicht, wie du einen Menschen in deiner Firma dulden kannst, der – sprechen wir es doch offen aus – Schmuggel betreibt.«
»Schmuggel betreibt er nicht«, verteidigte sich Ivo Sorokin. »Ich gebe aber zu, daß Lo Sungs Geschäftsgebaren anrüchig ist, und aus ebendiesem Grunde habe ich nachträglich einige Male mit Ah Boon über die Geschichte gesprochen und ernstlich versucht, seinen Neffen zumindest für die Zeit aus der Firma hinauszubugsieren, da er seinen Ginsenghandel betreibt. Vergebens. Der alte Mann, der all seine Nachkommen in den Wirren der chinesischen Revolution verloren hat, klammert sich an Lo Sung.«
Und damit ist offensichtlich, warum Sorokin beseitigt werden sollte, dachte Gordon Cooper, für den es nun absolut feststand, daß Lim Swee Long ein von Lo Sung gedungenes Subjekt war. Aber noch eine andere Frage beschäftigte ihn: Was bewahrte Ivo Sorokin in seinem Geheimtresor auf? Private Dinge oder vielleicht Namenslisten von Kontaktpersonen und ähnliches mehr? Um über diesen Punkt Klarheit zu gewinnen, entgegnete er nach kurzer Überlegung: »Gut, ich verstehe, daß Sie Ah Boons Gefühle und Empfindungen respektieren wollen. Was aber tun Sie dagegen, daß Sie nicht eines Tages der Leidtragende sind?«
Ivo Sorokin sah ihn verwundert an. »Wie meinen Sie das?«
»Wie ich es sagte. Wäre es nicht denkbar, daß Lo Sung aufgrund Ihrer Bemühungen, ihn aus Ihrer Firma hinauszudrängen, den Plan gefaßt haben könnte, Sie aus dem Wege zu räumen? Wir hätten damit ein schönes Motiv für die beiden Mordanschläge auf Sie.«
»Bitte, keine Verdächtigungen!« erregte sich Ivo Sorokin. »Wenn ich den Neffen meines Kompagnons auch nicht leiden kann, so weiß ich doch, daß er derartiges niemals tun würde. Dafür ist er zu weich und zu ängstlich.«
»Da bin ich anderer Meinung«, entgegnete Cooper unbeirrt. »Wer in den Arbeitsraum Ihres Bungalows eine drahtlose Abhöranlage einbaut, tut das bestimmt nicht ohne Grund.«
Ivo Sorokin war wie erstarrt. »Eine Abhöranlage, haben Sie gesagt?«
»Ja«, antwortete Cooper gelassen. »Ich entdeckte sie, als ich an Ihrem Schreibtisch saß und nachdenklich zur Decke hochblickte. Im Leistenhaken, der das abstrakte Bild hält, war ein Mini-Mikrophon untergebracht.«
»Das ist ja unglaublich!« rief Margit Holstein außer sich. »Ivo, deine Feinde sitzen in deiner engsten Umgebung. Gordon hat vollkommen recht. Dieser Lo Sung…«
»Keine Anschuldigungen!« unterbrach er sie aufgebracht, wobei seine Hände in die Speichen seines Rollstuhls griffen und diesen mit einer kurzen Bewegung zurückstießen. »Mit Verdächtigungen kommen wir nicht weiter. Was Mister Cooper berichtet, ist so ungeheuerlich, daß wir keine Vermutungen anstellen dürfen, sondern systematisch vorgehen müssen.«
»Das habe ich bereits getan«, erklärte Gordon Cooper, wobei er sich erhob. »Wenn mich nicht alles täuscht, wurde das Mikrophon von Lo Sung installiert, und ich bitte mich für einen Moment zu entschuldigen, damit ich Ihnen den Beweis für die Richtigkeit meiner Annahme liefern kann. Ich habe nämlich eine kleine Überraschung für Sie mitgebracht, die ich schnell holen will.« Damit trat er von der Terrasse in den Garten und ging auf David Hamiltons Haus zu.
Ivo Sorokin blickte entgeistert hinter ihm her. »Verstehst du das?« fragte er Margit Holstein mit belegter Stimme.
»Wie sollte ich«, antwortete sie ratlos.
Sorokins Gedanken überschlugen sich. Er
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