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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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gegeben?«
    Ivo Sorokin lachte. »Nein, für so erhaben hielten wir uns denn doch nicht.«
    »Dann bin ich beruhigt«, entgegnete Cooper und fügte nach kurzer Pause hinzu: »Um ganz ehrlich zu sein, ich habe mich damals gefragt, wie Sie wohl auf das merkwürdige Kennwort gekommen sein mögen. Hatte es eine besondere Bewandtnis?«
    »Von welchem Kennwort sprecht ihr?« erkundigte sich Margit Holstein.
    »Roter Lampion!« antwortete Ivo Sorokin und wandte sich erneut Gordon Cooper zu. »Ja, ich wählte das Kennwort aus einem besonderen Grund, und es ist vielleicht ganz gut, wenn ich Sie über die Geschichte informiere. Vor etwa einem Jahr bemerkte ich anläßlich einer Einladung meines Kompagnons, daß Lo Sung, der im Haus Ah Boons wohnt, zu vorgerückter Stunde im hinteren Teil des Gartens einen Ballon an einen großen roten Lampion band. Ich war hinausgegangen, um etwas Luft zu schnappen, und da ich mich im Augenblick meiner Wahrnehmung zwischen fast mannshohen Rhododendron-Sträuchern befand, blieb ich stehen, um zu sehen, ob Lo Sung den Lampion aufsteigen lassen wollte. Ich hatte plötzlich ein ungutes Gefühl, was daraus resultieren mochte, daß ich Ah Boons Neffen nicht mag.«
    »Sie sagten einmal: Er ist wie Schlamm; man kann ihn nicht fassen«, warf Gordon Cooper ein.
    Ivo Sorokin nickte. »So ist er. In jener nächtlichen Stunde wurde mein ungutes Gefühl aber wohl auch dadurch hervorgerufen, daß ich mich fragte: Was kann es für einen Sinn haben, einen Lampion aufsteigen zu lassen? Entweder ist es eine reine Spielerei, oder man will jemandem ein Zeichen geben. Daß letzteres der Fall war, wurde mir klar, als ich sah, daß Lo Sung mit dem startbereit gemachten Lampion in der Hand auf seine Uhr schaute. Ich stellte fest, daß es zwei Minuten vor elf war. Um es kurz zu machen: Um Punkt elf ließ er den Lampion los, und damit wußte ich, daß kein harmloses Spiel, sondern eine hintergründige Sache abgewickelt wurde, die mir nicht gleichgültig sein konnte, weil Ah Boon mein Kompagnon und Lo Sung in unserer Firma tätig ist. Ich stellte die beiden deshalb zur Rede, und man beichtete mir, daß Lo Sung insgeheim einen ungewöhnlich lukrativen Handel mit Ginseng betreibt.«
    »Mit was?« fragte Cooper, da er glaubte, das Wort nicht richtig verstanden zu haben.
    »Mit Ginseng!« wiederholte Ivo Sorokin. »Noch nie davon gehört?«
    »Nein.«
    Sorokin lachte. »Sie sind ja auch noch nicht in dem Alter, in dem man sich für die Hebung der Potenz interessiert.«
    »Vielleicht darf ich darauf aufmerksam machen, daß ich noch nicht in dem Alter bin, in dem man taub wird«, bemerkte Margit Holstein unwillig.
    »Entschuldige, aber ich muß mich klar ausdrücken, damit Mister Cooper mein damaliges Reagieren versteht«, verteidigte sich Ivo Sorokin und wandte sich wieder Gordon Cooper zu. »Die in China und Korea gewonnene Ginsengwurzel erfreute sich wegen der ihr eigenen Wirkung seit Jahrhunderten großer Beliebtheit. Infolge der in den letzten Jahren ausgebrochenen Illustrierten-Sexualität, wie ich den heutigen Rummel einmal nennen möchte, ist der Preis für Ginseng so gestiegen, daß man sagen kann: Ein Gramm der Wurzel wird mit einem Gramm Gold aufgewogen. Dabei enthält Ginseng, wie man heute weiß, lediglich die Vitamine B eins und B zwei, Glucoside, ätherische Öle, Alkaloide sowie östrogene Substanzen, die freilich dazu angetan sind, die geistige und körperliche Leistungskraft des Menschen zu steigern.
    Die unerhörte Nachfrage nach Ginseng konnte China nur recht sein, die ins Phantastische kletternden Preise machten es den Händlern mit der Zeit aber unmöglich, das teure Material in chinesischen Häfen zu verladen, da zu viele der von China auslaufenden Schiffe von Tschiang Kai-scheks Flotte aufgebracht werden, gleichgültig, welcher Nation sie angehören. Diese Tatsache brachte Lo Sung auf die gar nicht schlechte Idee, den Handel mit Ginseng heimlich über Macao zu leiten.«
    »Warum heimlich?« fragte Cooper, der mit wachsendem Interesse zugehört hatte.
    »Nun, warum schon?« antwortete Ivo Sorokin spöttisch. »Solange Log Sungs Masche nicht bekannt wird, macht er alleine das Geschäft. Aus diesem Grund läßt er die mit Ginsengwurzeln beladenen Körbe auch immer erst in der Nacht in Macao anliefern, wo sie gleich auf Sampans verladen werden, die mit ihrer kostbaren Fracht eine Dschunke ansteuern, welche außerhalb des Hafens liegt und durch ein phosphoreszierendes Zeichen am Bug kenntlich gemacht

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