Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
Vom Netzwerk:
müssen. Sie war die Frau seiner Träume, und er wäre der glücklichste Mensch gewesen, wenn ihn der furchtbare Gedanke an eine möglicherweise lebenslängliche Lähmung nicht permanent verfolgt hätte. Dabei mußte er es als ein Geschenk des Himmels ansehen, daß seine inneren Organe nicht in Mitleidenschaft gezogen waren, wodurch ihm Peinlichkeiten erspart blieben, die mit Rückenmarksverletzungen vielfach verbunden sind. Doch solches Wissen nützt wenig, wenn der Körper ab Mitte des Leibes gefühl- und bewegungslos ist und das Hirn den unteren Organen keine Befehle mehr zu erteilen vermag.
    Vielleicht war es das schlimmste für Sorokin, daß sein Geist nach wie vor mit der Exaktheit eines Computers arbeitete und sich bereits mit Dingen befaßte, die noch gar nicht an ihn herantraten. So fragte er sich nach jedem Besuch Margit Holsteins, ob ein Mann, der einer Frau in geistiger und finanzieller Hinsicht viel, körperlich aber nichts geben kann, überhaupt das Recht hat, einen Menschen an sich zu binden. Die Vorstellung, Sehnsüchte zu erwecken und zu empfinden, sie aber nicht befriedigen zu können, brachte sein Hirn in Aufruhr, und wenn er versuchte, sich selbst zu analysieren, dann begriff er nicht, wieso ihn derartige Vorstellungen immer wieder überfielen. Bisher hatte er sexuelle Probleme nicht gekannt; weshalb beschäftigten sie ihn jetzt unaufhörlich? Weil ihm geraubt war, was er bis dahin als zweitrangig erachtet hatte?
    Sorokin war manchmal der Verzweiflung nahe, und er atmete jedesmal erleichtert auf, wenn Gordon Cooper des Morgens gegen zehn Uhr zu ihm kam und ihn aus seinen Grübeleien herausriß. So auch am 5. Juni, an dem Cooper ihn allerdings nicht so forsch und unbeschwert wie gewöhnlich begrüßte, sondern einen besorgten Eindruck machte.
    »Schlechte Nachrichten?« fragte Sorokin ihn sogleich und schob einen Arm unter den Kopf, um seinen Blickwinkel zu verbessern.
    Gordon Cooper nickte. »Ja, Sir. Der Krieg ist ausgebrochen. Israel hat Ägypten angegriffen.«
    »Was habe ich Ihnen gesagt!« erwiderte Sorokin erregt. »Es mußte ja so kommen. Melden Sie gleich ein Gespräch nach Hongkong an. Ich hoffe, daß die dreißig ›Mig 21 ‹ noch nicht überführt wurden.«
    Cooper, der inzwischen erfahren hatte, welch beachtliche Verbindungen der Waffenhändler zur arabischen Welt unterhielt, war verwundert. »Das hoffen Sie?« fragte er, während er den Telefonhörer abhob und die Nummer der Vermittlung wählte.
    »Natürlich hoffe ich das«, antwortete Sorokin. »Ägypten ist nicht ausreichend gerüstet und verliert den Krieg. Es braucht also hinterher viel Material, um neu aufbauen zu können. Die ›Migs‹ kommen dann sehr gelegen; jetzt würden sie nur zerstört. Ich befürchte allerdings, daß die Sowjets nun groß einsteigen, das heißt, künftighin direkt liefern werden. Eine Basis am Mittelmeer ist zu verlockend für sie.«
    Die Vermittlung meldete sich, und Cooper gab die gewünschte Hongkonger Telefonnummer durch, wobei er es nicht unterlassen konnte, dem Telefonfräulein einige Komplimente zu machen.
    Sorokin ärgerte sich darüber, ließ ihn jedoch gewähren, weil er zu wissen glaubte, daß sich das zwischen Margit Holstein und Gordon Cooper bestehende Verhältnis grundlegend gewandelt hatte. Als Cooper den Hörer auflegte, fragte er ihn aber dennoch: »Müssen Sie eigentlich immer Süßholz raspeln?«
    »Ich muß es nicht, aber es macht mir Spaß«, antwortete Cooper entwaffnend und zog einen Stuhl heran, auf dem er Platz nahm. Dann öffnete er seine Aktentasche und entnahm ihr einen Notizblock.
    Ivo Sorokin, der ihn beobachtete, fragte sich insgeheim, warum Cooper wohl ein anderes Hotel gewählt haben mochte als das ›Federal‹, in dem Margit Holstein und Mistreß MacDonald abgestiegen waren. Schon einige Male hatte er sich diese Frage gestellt, nun aber richtete er sie in aller Offenheit an Cooper.
    Der sah ihn im ersten Moment betroffen an, antwortete dann jedoch gelassen: »Margit bat mich darum.«
    Sorokin gelang es kaum, seine Genugtuung zu verbergen. »Es tut mir leid, die Frage an Sie gerichtet zu haben«, erwiderte er verlegen. »Bitte, entschuldigen Sie.«
    Gordon Cooper machte eine abwehrende Bewegung. »For nothing. Doch jetzt möchte ich Sie etwas fragen. Glauben Sie wirklich, daß Ägypten im Fall einer Niederlage bald neu aufrüsten kann?«
    » Selbstverständlich.«
    »Und wie sieht es nach einem verlorenen Krieg mit der Zahlung aus?«
    »Gleichbleibend gut. Im Land

Weitere Kostenlose Bücher