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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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und zog ihn zu sich herab. Heißes Verlangen erfaßte sie. In jäher Lebensgier küßte sie ihn.
    Cooper wußte nicht, wie ihm geschah. »Margit!« seufzte er beglückt und nahm ihren Kopf in die Hände.
    Ein Rausch überkam beide. Wie Ertrinkende umklammerten sie sich – verschmolzen, wurden eins.
     
     
    Bei jeder Umdrehung des an der Zimmerdecke angebrachten Propellers fiel ein von der Nachttischlampe reflektierter Lichtschein in Margit Holsteins Augen und ließ sie wie gebannt auf das nächste Aufblitzen warten. Auf einfache Weise schaltete sie so ihr Denkvermögen aus, seit ihr leidenschaftlicher Rausch verflogen war und das Geschehene ihr unbegreiflich erschien. Abgrundtiefe Trauer erfüllte sie. Was sollte sie tun, wie sich verhalten, wenn Gordon Cooper erwachte? Unendlich zart und liebevoll war er zu ihr gewesen, doch was nützen alle Freuden auf Erden, wenn der Geist im Augenblick des höchsten Glückes eigene Wege geht und sich einem anderen zuwendet? Cooper hatte sie sich hingegeben, Ivo Sorokin aber in ihr Herz aufgenommen.
    Margit Holstein wußte, daß sich Unwahrheit nur mit Wahrheit aus der Welt schaffen läßt. Sie mußte jetzt ehrlich sein und das Mysterium ihres Herzens aufdecken.
    Ohne ein Geräusch zu verursachen erhob sie sich und zog den Morgenrock an, den sie plötzlich haßte und nie erhalten zu haben wünschte. Dann suchte sie das Bad auf, das sie erst wieder verließ nachdem sie sich zurechtgemacht und ihr Inneres gewissenhaft geprüft hatte.
    Cooper erwachte unter den Geräuschen, die sie nun absichtlich verursachte. »Margit!« rief er und streckte die Arme nach ihr aus.
    Sie trat an ihn heran und setzte sich auf den Bettrand.
    Er ergriff ihre Hände. »Glücklich?«
    Sie ließ den Kopf sinken. »Todunglücklich!«
    Das Wort fiel wie ein Stein in eine Scheibe.
    »Was ist geschehen?« erkundigte er sich erschrocken und betrachtete ihr Gesicht, das sie zu verbergen suchte. »Habe ich etwas Unrechtes getan?«
    »Du nicht«, beruhigte sie ihn. »Wenn sich jemand Vorwürfe machen muß, dann ich.«
    Er richtete sich auf und versuchte sie zu umarmen.
    Sie wehrte ihn ab und erhob sich. »Es tut mir leid, Gordon, daß ich dich zurückweisen muß. Aber es darf nichts mehr zwischen uns sein.«
    Eine Ohrfeige hätte ihn nicht schlimmer treffen können. »Ach, so ist das«, erwiderte er aufgebracht. »Das deutsche Gretchen schämt sich ihrer Gunstbezeigung und druckst an der Frage herum: Was denkt er jetzt von mir?«
    Margit Holstein schüttelte den Kopf. »Die Frage stellt sich mir nicht, da ich mich weder über etwas schäme noch das geringste bereue. Dennoch bin ich todunglücklich.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil ich – ich weiß nicht wieso – in der Umarmung plötzlich nur noch Ivo Sorokin gesehen habe. Ich muß dir das sagen, Gordon. Ich darf die Illusion, die mich in deine Arme führte, nicht als Wirklichkeit ansehen und die Wirklichkeit als Illusion.«
    Cooper war zutiefst getroffen. In seiner Ernüchterung aber sah er hinsichtlich der ihm vom Secret Service gestellten Aufgabe auch peinliche Komplikationen auftauchen, wenn Margit Holsteins Herz für Ivo Sorokin schlug und er, Gordon Cooper, wie ein Hindernis in ihrer Empfindungswelt stand. »Geh in den Wohnraum«, bat er sie, um Zeit zu gewinnen. »Ich möchte mich anziehen.«
    Als Cooper den Wohnraum aufsuchte, stand sie am Fenster und weinte. Ein ihn jäh überkommendes Mitgefühl drängte jede Auflehnung in ihm zurück. Was weiß ein Mann schon vom komplizierten Innenleben der Frau, dachte er und trat behutsam hinter sie. »Beruhige dich«, erklärte er ihr und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Die Realität ist der Faden der Ariadne, mit dessen Hilfe wir den Weg aus dem Irrgarten unserer Illusionen finden müssen. Ich bedaure, dich ausgerechnet in dem Augenblick zu verlieren, da ich glaubte, dich errungen zu haben, ich weiß aber auch, daß die kommende Zeit für dich schwerer als für mich sein wird. Angesichts dieser Tatsache und im Hinblick darauf, daß ich dich wirklich sehr, sehr gern habe, kann ich dir in dieser Stunde nur versichern, daß deine Ehrlichkeit und dein Entschluß dich ehren und mich verpflichten, dir beizustehen. Unser Verhältnis soll bleiben, was es war: eine echte Freundschaft. Das andere werden die Götter ungeschehen machen.«
     
     
    Als Gordon Cooper am nächsten Morgen zum ›General Hospital‹ fuhr, begleitete ihn Margit Holstein, die es sich nicht nehmen lassen wollte, Ivo Sorokin zu

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