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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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sich in selbstloser und liebevoller Weise um ihn kümmerte. Sein getroffener Stolz ließ ihn jedoch immer wieder daran denken, was sie ihm in jener unglückseligen Nacht hatte sagen müssen.
    Es gab aber noch etwas anderes, das ihm zu schaffen machte. Der Chinese Lim war ihm auf denkbar einfache Weise entwischt.
    Schon in Dschibuti hatte Gordon Cooper sich vorgenommen gehabt, die Singapurer Außenstelle des Secret Service unmittelbar nach seiner Ankunft in Penang anzurufen, um sie zu bitten, Lim Swee Long beim Einlaufen des Schiffes in Singapore wegen der Benutzung gefälschter Papiere festzunehmen. Sorokins Unfall lenkte Coopers Denken dann in andere Bahnen, und er erinnerte sich erst wieder an den Chinesen, als Professor Crabb ihn nach gut verlaufener Operation über Ivo Sorokins Zustand unterrichtete. Noch am selben Abend rief er den Leiter des Secret Service an, der ihm zusicherte, Lim Swee Long beim Eintreffen in Singapore gebührend zu empfangen. Zur Verwunderung der entsandten Beamten befand sich der Chinese jedoch nicht an Bord der ›Bayern‹, als diese in Singapore einlief. Er hatte, wie der Zahlmeister des Schiffes berichtete, knapp zwanzig Minuten vor dem Auslaufen aus Penang seine Papiere verlangt und eine Bescheinigung der Imigration vorgelegt, derzufolge er berechtigt war, nach Kuala Lumpur zu reisen und von dort aus außer Landes zu fliegen. Sofort angestellte Ermittlungen ergaben, daß Lim Swee Long tatsächlich via Kuala Lumpur nach Bangkok geflogen war, wo seine Spur mit einem großen Fragezeichen endete.
    Anders als Flucht konnte man das plötzliche Verschwinden des Chinesen nicht nennen, zumal einwandfrei ermittelt wurde, daß der Name Lim Swee Long in Bangkok weder in einem Hotel noch bei einer Fluggesellschaft aufgetaucht war. Aller Voraussicht nach hatte er sich eines neuen Namens und somit eines dritten Passes bedient.
    Gordon Cooper setzte es mächtig zu, daß ihm der zierliche Chinese ein Schnippchen geschlagen hatte, und er begoß seinen Kummer mit einigen Whiskys, zu denen ihn Patrice MacDonald verleitete.
    In ihrer Langeweile hatte sie ihn in seinem Hotel aufgesucht und ihm unverhohlen erklärt: »Im ›Federal‹ halte ich es nicht aus. Ich kenne da niemanden, und Margit, die den ganzen Tag in der Universität ist, bleibt des Abends bis zur Dunkelheit bei Mister Sorokin. Letzteres verstehe ich noch, ich kann aber nicht begreifen, wie man den ganzen Tag über studieren kann. Finden Sie das normal?«
    Cooper wußte genug. Patrice MacDonald machte ihm Avancen, seit sein Verhältnis zu Margit Holstein sich verändert hatte. Er hätte lachen mögen, da sie mindestens zehn Jahre älter war. Andererseits konnte er nicht umhin zuzugeben, daß sie blendend aussah und über Reize verfügte, die sich nicht übersehen ließen. Nur wer sie aus unmittelbarer Nähe betrachtete, vermochte zu erkennen, daß sie nicht mehr die Jüngste war.
    Da er auf ihre Frage nicht reagierte, stieß sie ihn burschikos in die Seite. »Wo sind Sie mit Ihren Gedanken, mein Herr?«
    »Bei Ihnen!« antwortete er und fügte wenig überzeugend hinzu: »Sie wollten doch wissen, ob ich es normal finde, wenn man den ganzen Tag studiert. Darüber habe ich eben nachgedacht.«
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?«
    Er sah ihre ausdrucksvollen Augen und ihre feuchtglänzenden Lippen. »Zu dem Ergebnis, daß ich nicht begreifen kann… Ach, reden wir von etwas anderem«, unterbrach er sich und hakte sich übermütig bei ihr ein. »Gehen wir in die Bar. Ein Whisky wird uns guttun.«
    Patrice MacDonald sorgte dafür, daß es nicht bei einem Whisky und dem steifen ›Sie‹ zwischen Cooper und ihr blieb, und von diesem Tage an erschien sie regelmäßig gegen fünf Uhr im Hotel Merlin. Vorher besuchte sie Sorokin, dessen weiß getünchtes Krankenzimmer sie mehr und mehr in einen immer üppiger werdenden Blumensalon verwandelte.
    Ivo Sorokin wußte nicht, was er dazu sagen sollte. Er bedankte sich mit Worten, die Patrice MacDonald von ihm hören wollte, und im übrigen war er froh, wenn sie ihren Auftritt beendete und glücklich von dannen rauschte. Das war in der Regel gegen halb fünf der Fall. Von diesem Augenblick an genoß er das Warten auf Margit Holstein, die zumeist kurz vor sechs Uhr erschien und bei ihm blieb, bis die Nachtschwester auftauchte und ihr einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.
    Wie üblich, so meldete Margit Holstein ihr Kommen auch an diesem Tage durch ein behutsames Klopfen an und steckte gleich darauf

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