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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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spitz zugeschnittenen Fingernägel, die Reichtum und damit verbundene Untätigkeit zum Ausdruck bringen sollen, nicht an Krallen erinnert hätten.
    Als Cooper den Schreibtisch erreichte und mit einer leichten Verbeugung vor Ah Boon stehenblieb, erhob sich dieser und reichte ihm sichtlich zufrieden die Hand. »Ich bin froh, daß Sie da sind«, sagte er mit einer Stimme, die wie ein wohltönendes Metallband schwang. »Und ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen.« Damit setzte er sich wieder und bat auch Cooper, Platz zu nehmen. »Meine Sekretärin bringt den Tee sogleich.«
    Gordon Cooper sagte sein Begrüßungssprüchlein herunter und erging sich in anerkennenden Worten über Hongkong und all das, was er inzwischen zu sehen bekommen hatte.
    Ein angenehmer junger Mann, dachte der schon über sechzig Jahre alte Ah Boon und bat Cooper, ihm ausführlich vom Mißgeschick seines Kompagnons sowie dessen körperlicher und seelischer Verfassung zu berichten.
    Cooper tat dies in einer Weise, die den Chinesen beeindruckte und ihn nochmals zum Ausdruck bringen ließ, daß er froh sei, ihn als neuen Mitarbeiter in Hongkong begrüßen zu dürfen.
    »Sie werden sich vielleicht fragen, warum ich das so sehr betone«, fügte er, jedes Wort sorgsam wählend, mit ernster Miene hinzu. »Weil ich mir Sorgen mache. Sie kennen die Arbeitseinteilung in unserer Firma. Mister Sorokin versieht den Außendienst, während ich für die finanzielle Abwicklung der Geschäfte verantwortlich bin. Beide aber verfügen wir über keinen Stellvertreter. Mein Neffe Lo Sung, den ich vor einigen Jahren aus meiner Heimat nachkommen ließ, hat sich zwar gut eingearbeitet, aber es wird noch eine ganze Weile dauern, bis er das in unserer Branche leider notwendige Jonglieren mit Millionenbeträgen wirklich beherrscht. Doch was nützen alle raffinierten Finanzierungskunststücke, wenn keine Aufträge vorliegen? Auf Gedeih und Verderb hängen wir von Mister Sorokins Tätigkeit ab, und Sie werden deshalb begreifen, wie froh ich darüber bin, daß er Ihnen sein volles Vertrauen schenkt und davon überzeugt ist, in Ihnen seinen künftigen Stellvertreter gefunden zu haben.«
    Gordon Cooper, der nicht wußte, was er dazu sagen sollte, rettete sich in die Versicherung, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um das in ihn gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Innerlich aber frohlockte er. Die Hürde Ah Boon, vor der er sich irgendwie gefürchtet hatte, war genommen. Wenn sich hinter der ›British Chinese Ex- and Import Company‹ eine geheime Agentenzentrale befand, dann konnte sie ihm auf die Dauer nicht verborgen bleiben.
    »Soweit es mir möglich ist, stehe ich Ihnen selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite, wie ich bis auf weiteres auch Routinearbeiten übernehmen werde, die Sie erst erledigen können, wenn Sie einen vollen Überblick gewonnen haben«, fuhr Ah Boon mit weicher Stimme fort und blätterte in einigen Geschäftspapieren, die auf seinem Schreibtisch lagen. »Hier, zum Beispiel, erhalten wir aus Washington die interessante Mitteilung, daß Westdeutschland Verhandlungen zum Ankauf von Sikorsky-Hubschraubern des Types CH-53 A führt. Stückpreis rund zweieinhalb Millionen Dollar. Wenn ein solcher Vertrag perfekt werden sollte, kann sich für uns daraus ein riesiges Geschäft entwickeln, weil Deutschland dann die vor Jahren in Auftrag gegebenen ›Transall‹-Transportflugzeuge, die zur Zeit zu einem Stückpreis von etwa fünf Millionen Dollar ausgeliefert werden, nicht mehr benötigen wird. Es bahnt sich also eine der bei uns so beliebten Fehldispositionen an, die früher oder später zum Verkauf neuwertiger Waffen zu Ramschpreisen führen.«
    Cooper konnte nur noch staunen. »Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll«, erwiderte er beeindruckt. »Ihr Kombinationsvermögen oder Ihre Organisation.«
    »Von welcher Organisation sprechen Sie?« erkundigte sich Ah Boon verwundert.
    »Von der Ihres Nachrichtendienstes. Sie sagten doch, daß Sie die Mitteilung aus Washington erhalten haben.«
    »Hah, ich verstehe«, entgegnete Sorokins Kompagnon und lächelte zufrieden vor sich hin. »Ja, wenn man will, kann man es wirklich eine kleine Organisation nennen.« Damit öffnete er ein Seitenfach seines Schreibtisches und entnahm ihm eine schwarze Kladde, die er Cooper reichte. »In diesem Büchlein befinden sich alle Namen und Adressen der Lobbyisten, Journalisten und Reporter, die wir gegen Zahlung eines entsprechenden Honorars verpflichtet haben, uns jede

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