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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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später.«
    Ihr Gesicht erhellte sich. »Glauben Sie wirklich?«
    »Bestimmt! Und bis dahin verschönen Sie uns den Abend.«
    Sie schaute ihn von unten herauf an und lächelte. »Gut, eine halbe Stunde will ich noch warten.«
    Gordon Cooper bot ihr einen Stuhl an. »Sie müssen uns nur gestatten, daß wir schnell zu Ende essen.«
    »Und dann ich mich verabschieden«, ergänzte Lo Sung mit trauriger Miene. »Ich vorhin schon gesagt, daß ich leider muß gehen um neun Uhr. Stimmt?«
    »Gewiß«, erwiderte Cooper und warf der Chinesin einen vielsagenden Blick zu. »Ich glaube nicht, daß wir uns dann langweilen werden, oder?«
    »Ich hoffe es nicht«, erwiderte sie lachend. »Es wäre jedenfalls ein Armutszeugnis für uns beide.«
    Gordon Cooper konnte es plötzlich nicht erwarten, Lo Sung zu verabschieden, und als es endlich soweit war, da beglückwünschte er sich zu dem Zufall, der ihm eine solch reizende junge Chinesin zugeführt hatte. »Nun möchte ich mich aber vorstellen«, sagte er ihr und nannte seinen Namen.
    »Gordon?« wiederholte sie träumerisch. »Das klingt gut. Ich heiße Su-su.«
    Obwohl ihm der Name nicht sehr ausdrucksvoll erschien, machte er ihr ein nettes Kompliment und fragte sie, was ›Su-su‹ in der chinesischen Sprache bedeute.
    Sie lächelte verschämt. »Soviel wie ›Kleiner Schmetterling.‹«
    Cooper blickte Su-su verliebt an und bat sie, mit ihm auf ihre Bekanntschaft anzustoßen. Sie tat es, und da ihm danach nichts Besseres einfiel, erkundigte er sich, ob sie in Hongkong oder in China geboren sei.
    »In China!« antwortete sie in einem Tonfall, als wäre es eine Schande, aus Hongkong zu stammen. »Ich komme aus Nanking.«
    »Und woher sprechen Sie so perfekt Englisch?«
    »Ich bin schon drei Jahre hier und habe eifrig an Kursen teilgenommen. Die Grundbegriffe lernte ich daheim in der Schule.«
    »Mir scheint, Sie sind sehr fleißig.«
    »Das sind alle Chinesen«, erwiderte sie und nippte an ihrem Wein. »Hier in Hongkong vielleicht noch mehr als drüben, weil das Leben hier ungeheuer hart ist. Es bietet freilich auch mehr Chancen.«
    Gordon Cooper spielte mit den Eßstäbchen, die er nicht benutzt hatte. »Wenn man in Knechtschaft aufgewachsen ist, muß es ein großartiges Gefühl sein, plötzlich in Freiheit zu leben.«
    »Nun ja…«
    »Das klingt nicht sehr überzeugt«, erwiderte er verwundert.
    Su-su zuckte die Achseln. »Die Dinge sind nicht immer so, wie allgemein angenommen wird. Knechtschaft, zum Beispiel, habe ich drüben nicht kennengelernt. Gewiß, wir wurden geschult und gedrillt, aber welches Kind empfindet das schon als Knechtschaft? Und man fütterte uns mit Parolen, doch welcher Jugendliche nimmt Worte, die ihn gewissermaßen erwachsen machen, nicht freudigen Herzens in sich auf? Wenn ich ganz ehrlich bin, muß ich sagen, daß ich drüben nie so deprimiert war, wie ich es hier vielfach bin.«
    »Und warum sind Sie es?« erkundigte sich Cooper betroffen.
    Sie strich eine Haarsträhne zurück, die in ihr Gesicht gefallen war. »Kann ich in Hongkong werden, was ich will? Anders als in der Volksrepublik, in der alle gleichberechtigt sind, bin ich hier wieder geworden, was unsereins früher in China war: nur ein Mädchen! Man ist nichts wert und wird nicht geachtet.«
    Cooper sah sie ungläubig an. »Ist das nicht etwas übertrieben?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Warum bin ich noch nicht Stewardeß? Weil ich mit bestimmten Leuten keine Liebesspiele treibe. Ich kann meinen Freund, der mein Apartment bezahlt, doch nicht einfach betrügen. Das aber verlangt man von mir. Und wissen Sie, was komisch dabei ist? Würde ich nachgeben und Stewardeß werden, dann verdiente ich nicht einmal die Summe, die mein Freund heute für mich zahlt.«
    Gordon Cooper saß plötzlich ein Kloß im Hals. Was hatte ihm das einer zierlichen Puppe gleichende Geschöpf da gesagt? Liebesspiele treiben? Sie kann den Freund nicht betrügen, der ihr Apartment bezahlt? Er hatte zwar schon davon gehört, daß Chinesen sehr nüchtern denken, und irgendwo hatte er auch gelesen, daß es in der chinesischen Sprache keine dem Begriff ›Liebe‹ entsprechende Vokabel gibt. Su-sus Worte aber, die so gar nicht zu ihrem ätherischen Aussehen paßten, erschreckten ihn.
    »Was ist mit Ihnen?« fragte sie Cooper, der gedankenverloren vor sich hin blickte. »Sie sehen aus, als sei Ihnen der Feng-schui über den Weg gelaufen.«
    »Der wer?« fragte Cooper verwirrt.
    »Ich bitte um Entschuldigung, das konnten Sie

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