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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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mancher gesagt. Aber du wirst dir nun vorstellen können, daß der Alte seine Sorgen hat und nicht bereit sein wird, eine Telefonleitung von Hongkong nach Kuala Lumpur anzuzapfen.«
    »Na schön, dann müssen wir vorerst darauf verzichten. Vergiß aber den Herrn Lim nicht! Über ihn kommen wir bestimmt weiter.«
    Nach diesem Gespräch fuhren Cooper und Hawker zum Repulse Bay Hotel, wo sie unter den Deckenventilatoren der überdachten Terrasse zu Abend aßen und bis fast Mitternacht sitzen blieben. Dann kehrten sie in Sorokins Bungalow zurück, in dessen Arbeitsraum sie sich absichtlich recht umständlich verabschiedeten.
    »Fährst du morgen früh wieder mit in die Stadt?« fragte Gordon Cooper seinen Kollegen.
    Der druckste unschlüssig herum. »Ach, weißt du, ich würde gerne einmal ausschlafen. Es macht einen doch müde, wenn man dauernd neue Eindrücke aufnimmt.«
    »Das ist nur zu natürlich«, entgegnete Cooper. »Bleib also hier.«
    »Und wann und wo treffen wir uns?«
    »Mir wäre es am liebsten, wenn du um halb zwei bei mir aufkreuzen würdest. Wir machen dann einen kleinen Bummel, und am Nachmittag kannst du wieder irgendeine Tour unternehmen.«
    »Okay!« erwiderte Bill Hawker und bewegte seinen Arm, als betätigte er eine Drehorgel. »Und was muß ich tun, um ein Taxi zu bekommen?«
    Cooper lachte. »Du klingelst dem Boy und sagst ihm…«
    »Mister Taxi wollen – können!«
    »Du wirst nie ein gepflegtes Chinesisch sprechen«, erklärte ihm Gordon Cooper enttäuscht. »Können, sagt dir Tim, wenn das Taxi vorgefahren ist. Du nur wollen!«
    »Raffiniiiert…!« flötete Hawker und reichte Cooper die Hand. »Dann bist morgen. Schlaf gut!«
    »Ebenfalls!«
    Nach diesem der Abhöranlage wegen vorsorglich gespielten Theater trennten sie sich wie Jungen, die über den Bürgersteig eine Schnur gespannt haben und darauf warten, daß ein Passant darüber stolpert. Dabei war das von Bill Hawker ausgedachte Unternehmen überhaupt nicht aufregend. Cooper sollte lediglich bemüht sein, sich am nächsten Tag kurz vor zwölf Uhr im Arbeitsraum von Ah Boon aufzuhalten, und er hatte sogar das Glück, dort auch Lo Sung anzutreffen, als er Sorokins Kompagnon wenige Minuten vor der verabredeten Zeit mit einer Akte in der Hand aufsuchte. Ah Boons Neffe wollte sich sogleich entfernen, doch Cooper hielt ihn mit der Frage zurück: »Was sagen Sie zu den elektro-gesteuerten Demonstrationen in Kowloon?«
    Lo Sung lachte wie ein Eunuche. »Das war eine großartige Idee.«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich nicht im Bilde bin«, wandte sich Ah Boon an Gordon Cooper. »Sie sprachen von einer elektro-gesteuerten Demonstration?«
    »Ich bezeichne sie so, weil sich die Demonstranten bei den gestrigen Unruhen vermittels der Leuchtreklame eines Kaufhauses unmißverständliche Zeichen gegeben haben. Brannten die Neonlichter, dann hieß das: Ihr könnt Amok laufen und die Busse anzünden; die Polizei ist weit entfernt. Erstrahlten und erloschen die Lichtröhren in unregelmäßigen Abständen wie bei einem Wackelkontakt, dann war das eine Vorwarnung, die besagte: Polizei rückt heran. Wurde die Leuchtreklame völlig abgeschaltet, kam das dem Befehl gleich, jede Aktion zu beenden und im Gewirr der Nebenstraßen zu verschwinden.«
    Die winzigen Augen Ah Boons funkelten. »Fabelhaft! Großartig!«
    »Sie sympathisieren mit Demonstranten, die wahllos Straßenpassanten niederknüppeln?« fragte Cooper verständnislos.
    »Natürlich nicht!« entgegnete Ah Boon mit vorwurfsvoller Miene. »Wie käme ich dazu. Aber die Idee, sich vermittels der Leuchtreklame eines Kaufhauses zu verständigen, ist doch wirklich originell. Im übrigen wage ich zu bezweifeln, daß die Demonstranten wahllos alles niederknüppeln. Zwischen…«
    Der Telefonsummer ertönte und ließ Ah Boon den Hörer abheben. »Ja, bitte?« meldete er sich mit weicher Stimme. – »Gewiß. Er ist gerade bei mir. Moment, ich übergebe.« Damit reichte er den Hörer zu Cooper hinüber. »Ein Captain Collins möchte Sie sprechen.«
    »Collins?« wiederholte Cooper und zuckte die Achseln. »Kenne ich nicht.«
    »Er möchte Sie aber sprechen.«
    Gordon Cooper übernahm den Hörer und meldete sich.
    »Hier Captain Collins von der Hongkonger Stadtpolizei«, antwortete ihm eine etwas schnarrende Stimme. »Ich rufe Sie aus Ihrer Wohnung in Stanley an.«
    »Aus dem Haus von Mister Sorokin?«
    »Ja. Ich muß Sie leider davon in Kenntnis setzen, daß wir hier soeben Mister Bill Hawker, mit dem Sie

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