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Roter Lampion

Roter Lampion

Titel: Roter Lampion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. C. Bergius
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Seidenbänder an kurzen Stöckchen schwingen, angesichts des fragwürdigen Publikums etwas traurig stimmte. Am besten gefiel es ihm in einem Tonocky, einem echten chinesischen Ballsaal, in dem er sich zu Coopers Verwunderung gleich drei Partnerinnen mietete und auf Teufel komm heraus tanzte. Er amüsierte sich köstlich, besonders wenn eine junge, in einen farbenprächtigen Cheongsam gekleidete Sängerin die Kapelle mit hoher Glockenstimme begleitete. Er hätte sich dann jedesmal totlachen können, was ihm viele böse Blicke und schließlich auch erregte Worte einbrachte.
    Für Gordon Cooper war dies das Signal, den Abend zu beenden. »Warum hast du bei dem netten Girl eigentlich immer lachen müssen?« fragte er ihn neugierig, als sie das Lokal verließen.
    Bill Hawker zuckte die Achseln. »Ich fand ihren Gesang einfach komisch.«
    »Sonst geht es dir aber gut?«
    »Bei dem hinter mir liegenden Teekonsum kann es kaum anders sein«, antwortete Hawker schlagfertig. »Nicht einen Schluck Alkohol habe ich bekommen.«
    »Und bist trotzdem… Aber lassen wir das«, unterbrach sich Cooper. »Ich hoffe, du bist zufrieden.«
    »Aber natürlich, Schwippschwägerlein! Dennoch wäre es schön, wenn du mir daheim einen Whisky offerieren könntest.«
    »Kann ich. Ich möchte dir aber empfehlen, dich dieserhalb an den Boy Tim zu wenden.«
    »Warum?«
    »Das wirst du schon sehen.«
     
     
    Für Gordon Cooper waren die freien Stunden der nächsten beiden Tage eine wahre Erholung. Sein stets zu Späßen aufgelegter junger Kollege tat ihm sichtlich gut und lenkte seine Gedanken einmal völlig fort von dem, was ihn dauernd beschäftigte. Nur wenn er mit ihm im Garten spazierenging, besprachen sie den Fall Sorokin und das, was sich kurz vor Mittag des dritten Tages ereignen sollte, um ohne einen Verdacht zu erregen denjenigen zu ermitteln, der die in Ivo Sorokins Arbeitsraum installierte Abhöranlage bediente.
    »Ich neige immer mehr zu der Annahme, daß die Anlage schon vor meiner Zeit eingebaut wurde«, sagte Cooper im letzten Gespräch, das er mit Bill Hawker führte. »Wer sollte schon ein Interesse daran haben, mich zu belauschen? Zumal ich immer allein bin und praktisch nur mit dem Boy spreche.«
    »Mister wollen – können!« warf Hawker lachend ein.
    »Eben! Besteht nicht vielmehr die Möglichkeit eines Zusammenhanges zwischen den beiden Mordanschlägen und der Geheimanlage?«
    Hawker sah seinen Kollegen erstaunt an. »Wie kommst du darauf?«
    »Ganz einfach. Ihr teiltet mir nach Genua mit, daß der Chinese Lim Swee Long, den ihr überprüftet, weil euch auffiel, daß er erst fünf Tage vor Auslaufen der ›Bayern‹ von Hongkong nach London flog, seine Passage beim hiesigen Reisebüro einen Tag nach Ivo Sorokin buchte, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Dann kann es doch sein, daß derjenige oder die Gruppe, die Sorokin erledigen will, vermittels der Abhöranlage von dessen Buchung erfuhr und daraufhin eine Kabine für Lim Swee Long belegte.«
    »Gut kombiniert!« erwiderte Bill Hawker anerkennend.
    »Ich bin überhaupt der Meinung, daß wir wesentlich schneller weiterkommen würden, wenn wir den Fall ›British Chinese Ex- and Import Company‹ an Mister Lim aufzäumen könnten«, fuhr Gordon Cooper grüblerisch fort. »Wüßten wir, wer die Attentate inszenierte und warum man Sorokin ins Jenseits befördern wollte, dann sähen wir um vieles klarer. Ich bitte dich deshalb, alles daranzusetzen, diesen verdammten Lim Swee Long ausfindig zu machen. Sein Foto habt ihr ja mit der Kopie des Passes erhalten, den ich euch von Genua schicken ließ.«
    Bill Hawker nickte. »Ich werde mein möglichstes tun. Aber wäre es nicht richtiger für dich, mit der hiesigen Außenstelle des Secret Service in Verbindung zu treten?«
    »Das werde ich schön bleibenlassen, nachdem ich weiß, daß ich beschattet werde. Lo Sung ist mir zu raffiniert. Du könntest aber veranlassen, daß in Zukunft alle zwischen Ivo Sorokin und Ah Boon geführten Telefongespräche abgehört werden.«
    Hawker hob abwehrend die Hände. »Das ist im Augenblick völlig unmöglich. Abhören wird zur Zeit superklein geschrieben.«
    »Wegen des blöden ›Daily Express‹-Artikels?«
    »Du hast ja keine Ahnung, wie die Sache weitergegangen ist. Harold Wilson hat getobt. Der Oppositionsführer verlangte Untersuchung der Affäre. Ein Weißbuch wurde aufgelegt, und zu guter Letzt hat Oberst Leslie Lohan seinen Abschied genommen.«
    »Unglaublich!« entfuhr es Gordon Cooper.
    »Das hat

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